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WM-Vergabe an Saudi-Arabien: DFB-Präsident hatte keine Wahl

Der Protest ist groß und laut: Die Weltmeisterschaft 2034 findet mit deutscher Zustimmung in einem Unrechtsstaat statt. Dabei hat Bernd Neuendorf richtig gehandelt

|12. Dezember 2024|
08.12.2024, Fussball 2. Bundesliga 2024 2025, 15. Spieltag, Hamburger SV - SV Darmstadt 98, im Volksparkstadion Hamburg. Plakat im Hamburger SV Fanblock : ã Kopf in Infantinos Arsch - Neuendorf labert ScheißeÒ ***DFL and DFB regulations prohibit any use of photographs as image sequences and or quasi-video.*** *** 08 12 2024, Soccer 2 Bundesliga 2024 2025, Matchday 15, Hamburger SV SV Darmstadt 98, at Volksparkstadion Hamburg Poster in Hamburger SV fan block ã Kopf in Infantinos Arsch Neuendorf labert ScheißeÒ DFL and DFB regulations prohibit any use of photographs as image sequences and or quasi video
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IMAGO/MIS

Inhaltsverzeichnis

Menschenrechtsexperten und Schöngeister, Dauernörgler und Weltverbesserer brachten sich frühzeitig in Stellung: Mit lautstarken und öffentlichkeitswirksamen Protesten forderten sie den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zum Widerstand gegen Saudi-Arabien auf. 

Es war nicht nur die üblichen Verdächtigen in den Stadien, die Banner mit Aufschriften zeigten. An der Verbandszentrale in Frankfurt/Main entrollten sogar Vertreter der braven Arbeiterwohlfahrt ihre Plakate und polterten gegen die WM 2034: „Kein Fußballfest im Folterstaat“. 

Und sie haben ja auch recht: Die Fußball-Weltmeisterschaft 2034 darf und sollte nicht in einem Land stattfinden, das die Würde des Menschen regelmäßig mit Füßen tritt. In einer idealen Welt passen die Ideale des Fußballs nicht mit denen im Staat Saudi-Arabien zusammen.

Fifa-Delegierte konnten nur pro Saudi nicken

Dummerweise leben wir nicht in einer idealen Welt. Fifa-Präsident Gianni Infantino hat mit allen Mitteln zuerst die WM 2022 in Katar durchgedrückt. Jetzt war der große Bruder der Begünstigte. Die zuständigen Fifa-Delegierten konnten bei der Abstimmung nur pro Saudi nicken. 

Hätte DFB-Präsident Bernd Neuendorf trotzdem vernehmbar „Nein!“ rufen und die Opposition gegen Saudi-Arabien bilden sollen? Vielleicht. Nur hat der ehemalige SPD-Politiker schnell eingesehen, dass sein stiller Protest nichts brächte, und stimmte mit „Ja“.

Man mag das stillos finden, wenn man das eigene Grundgesetz kennt, und doch handelte Neuendorf genau richtig. Er wusste: Er kann bei einem Aufstand nichts gewinnen. Schlimmer noch: Womöglich hätte er seinen Verband zum internationalen Gespött gemacht.

Top-Stars bewerten Saudi-Arabien weniger kritisch

Denn zur Wahrheit gehört auch: Außerhalb von Deutschland wird das Getöse um Saudi-Arabien weniger dramatisch bewertet als hierzulande. Top-Stars wechseln zu den Scheichs in eine drittklassige Liga, weil ihnen die Geldscheine hinten und vorne reingesteckt werden.

Und jetzt soll man so tun, als gäbe es Saudi-Arabien nicht auf der Fußballweltkarte? Bei der WM in Katar waren die Mannschaften erfolgreicher, die sich auf Fußball konzentriert haben und weniger auf Regenbogen. Das macht einen, den Autoren eingeschlossen, verrückt.

Immerhin hat Saudi-Arabien anders als Katar an mehreren WM-Turnieren teilgenommen. Dass die gesellschaftlichen Veränderungen Richtung Gleichberechtigung eilen, ist ein Märchen. Bei der WM-Vergabe an Saudi-Arabien ging es allein um Gier, Geld, Geltung.

Neuendorf verweigerte den schnellen Applaus

Neuendorf verhielt sich in dieser vertrackten Lage rein pragmatisch. Wäre er so opportunistisch, wie ihm das deutsche Fans unterstellen, hätte er gegen Saudi-Arabien gestimmt. Das hätte ihm daheim schnellen Applaus eingebracht. Hat er aber nicht.

Zehn Jahre lang werden wir uns jetzt Belehrungen anhören müssen, warum die Abstimmung falsch war und ein Protestvotum die einzige Alternative. Dazu gehören weiter Boykott-Aufrufe und bösartige Banner in den Bundesliga-Stadien. Nur bringen wird das alles nichts.

Wahrscheinlich müssen wir, ob wir das wollen oder nicht, ein bisschen Neuendorf sein: Die Dinge zwar beim Namen nennen (das hat er!), aber die Grautöne im Schwarzweiß finden (das versuchte er!) und bei jeder Gelegenheit Gianni Infantino beschimpfen (das mache ich!).

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