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WM-Prozess: Grindel sieht sich als verhinderter Aufklärer
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Reinhard Grindel sieht sich als verhinderter Aufklärer beim Skandal um die WM-Vergabe 2006 nach Deutschland. Der frĂĽhere Präsident des Deutschen FuĂźball-Bundes (DFB) schilderte am Montag bei seiner Zeugenaussage im „Sommermärchen“-Prozess zu den GeldflĂĽssen rund um die Endrunde vor dem Landgericht Frankfurt/Main seine vergeblichen Versuche. „Ich bin dreimal vom WM-OK Katar eingeladen worden, um dorthin zu kommen. Ich habe dreimal die Reise zugesagt unter der Bedingung, mit Mohamed bin Hammam reden zu können. Ich wollte alles versuchen, um zu gucken, wie weit man kommt“, sagte Grindel: „Alle dreimal ist das abgelehnt worden. Ich habe als Präsident versucht, zu gucken, ob man der Wahrheit näher kommt.“
Wichtige GeldflĂĽsse im Fokus der Ermittlungen
In Frankfurt/Main geht es unter anderem um die ominösen 6,7 Millionen Euro, die als Betriebsausgabe für eine Gala deklariert wurden. Das Geld wurde 2005 vom WM-Organisationskomitee über den Weltverband FIFA mutmaßlich an den früheren adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus überwiesen. Exakt diese Summe war drei Jahre zuvor offenkundig in Form von Vorleistungen von WM-Chef Franz Beckenbauer und Louis-Dreyfus an den ehemaligen FIFA-Funktionär bin Hammam nach Katar geflossen. Grindel sagte als zweiter von drei ehemaligen DFB-Präsidenten aus. Vor ihm war Fritz Keller an der Reihe, am 30. Januar soll Wolfgang Niersbach folgen. Neben Niersbach ist der frühere Beckenbauer-Manager Marcus Höfl für Ende des Monats geladen. Erkenntnisse verspricht sich das Gericht auch vom früheren FIFA-Präsidenten Joseph S. Blatter sowie von Günter Netzer. Beide sollen im Februar per Videoschalte vernommen werden.
Auf der Anklagebank sitzt nur noch der frĂĽhere DFB-Boss Theo Zwanziger. UrsprĂĽnglich mussten sich seit Anfang März 2024 neben Zwanziger auch Niersbach und Ex-Generalsekretär Horst R. Schmidt wegen des Verdachts der „Hinterziehung, bzw. Beihilfe zur Hinterziehung von Körperschaftsteuer, Solidaritätszuschlag, Gewerbesteuer und Umsatzsteuer fĂĽr das Jahr 2006 in Höhe von ĂĽber 13,7 Millionen Euro zugunsten des DFB“ verantworten. Das Trio weist die VorwĂĽrfe zurĂĽck. Das Verfahren gegen Niersbach war am 26. August gegen eine Zahlung von 25.000 Euro an gemeinnĂĽtzige Einrichtungen eingestellt worden. Schmidt bekommt wegen gesundheitlicher Probleme ein abgetrenntes Verfahren.
Foto © AFP/SID/THOMAS SAMSON