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3,66 Tore pro Spiel! Sind unsere Abwehrspieler so schlecht?

Alle Fußballfans freuen sich über die vielen tollen Tore, die gerade fallen – aber vielleicht ist das Ganze eher ein Alarmsignal

Foto: Imago / Laci Perenyi

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Jaja, alle loben Florian Wirtz wegen seines Supertors mit 14 Ballkontakten über den grünen Klee. "Ein Genie!", schreit's durch die Republik. Sogar Bayer-Trainer Xabi Alonso zog die Augenbrauen hoch. Mehr geht nicht. Aber ist wirklich alles nur Genie?

Oder herrscht in der Liga momentan eine außergewöhnliche Konstellation: Viel Talent trifft auf noch mehr Amateure.

Nehmen wir den Superdribbler Jamal Musiala: Einmalig, wie er den Ball behandelt! Allein mit seiner genialen Aktion am 34. Spieltag der letzten Saison rettete er dem FC Bayern die Meisterschaft. Sein Kollege Leroy Sané: Erlebt die beste Phase seiner Karriere.

Oder erleben seine Gegenspieler die schlechteste?

Der Stuttgarter Serhou Guirassy: Demütigte bis zu seiner Verletzung jede Abwehr, auf die er traf, indem er nach Belieben traf.

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Harry Kane? Der Engländer schoss für die Bayern schon zwölf Bundesligatore – und das irgendwie, ohne dabei groß aufzudrehen.

Die Offensiven der Liga verhalten sich wie heiße Messer in der Butter. Aber vielleicht ist die Butter ja ranzig.

Mit anderen Worten: Sind die Angreifer der Bundesliga durchgehend Ausnahme-Erscheinungen – oder einfach nur unsere Abwehrspieler so schlecht wie noch nie?

Ich tendiere ein bisschen zu letzterem. Siehe 1. FC Union Berlin. Der Champions-League-Teilnehmer musste für die Innenverteidigung sogar einen entlaufenen Europameister aufnehmen. Gebracht hat der Bonucci-Deal nichts. Ja, gegen die Eisernen ein Tor zu schießen, ist zurzeit keine Auszeichnung, sondern Mindeststandard. An bisher neun Spieltagen musste Keeper Frederik Rönnow mehr als dreimal (!) so oft hinter sich greifen wie im gleichen Zeitraum der vergangenen Saison.

In Dortmund wurde der 34 Jahre alte Mats Hummels, der zwischendurch gern mal eine Abseitsfalle verschläft oder zu spät in den Zweikampf kommt (siehe Sonntag in Frankfurt), sogar fürs Nationalteam nominiert. Sein Innenverteidiger-Kollege Nico Schlotterbeck: Hat immer wieder unerklärliche Aussetzer. Und Niklas Süle schaut sich das Ganze allzu oft von der Bank aus an.

Die Abwehrreihen von Mainz und Bochum haben zusammen schon 47 Tore kassiert - in je neun Spielen! Und über Darmstadt oder Köln brauchen wir gar nicht erst reden - 14 Kisten fingen sie sich allein am Samstag ein.

Summa summarum sind in dieser Bundesliga-Saison sagenhafte 3,66 Tore pro Begegnung gefallen - so viele wie noch nie in der Geschichte.

Liegt das wirklich nur an genialen Stürmern und Vorbereitern, an Guirassy, Kane, Sané, Xavi, Beier, Musiala, Wirtz & Co.?

Oder an den neuen, stürmerfreundlichen Regelauslegungen?

Oder brauchen wir vielleicht doch bald ein DFB-Verteidiger-Förderprogramm?

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