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Wir sind noch nicht soweit: Trainer eingeschlossen

Was dem deutschen Fußball noch fehlt: eine Bestandsaufnahme vom Kolumnisten nach dem 1:2 gegen Spanien im EM-Viertelfinale

Foto: IMAGO / ActionPictures

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So, genug gelobhudelt. Völlig losgelöst von der Erde Händchen gehalten. Des Nachbarn Hecke gemeinsam geschnitten. Zeit für ein paar traurige Wahrheiten.

Nur mit Teamgeist und jubelnden Fans im Rücken wird man nicht Europameister.

Das Spanien-Spiel hat gezeigt, was dem deutschen Team fehlte oder gutgetan hätte: einiges. Zum Beispiel zwei, drei Superspieler mehr. Toplevel also. Beispiel: David Raum. Ist allenfalls besserer Durchschnitt. Und weniger Vintage: Habt Ihr gesehen, wie langsam Thomas Müller inzwischen ist? Wie fremdschamschwach Emre Can spielte? Vorne fehlt außerdem ein richtiger Torjäger; also das Gegenteil von Kai Havertz, der bei diesem Turnier wirklich alles außer Elfer liegenließ.

Und dem deutschen Team fehlte am Ende ein mit allen Wassern gewaschener Trainer im Carlo-Ancelotti-Style.

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Ja, das 1:2 gegen Spanien geht auf Julian Nagelsmanns Kappe. Daran ändert auch nichts, dass er vieles zum Guten geändert hat und sehr sympathisch auftrat, vor allem am Tag nach dem vermeidbaren Aus, als er über den Tellerrand schaute.

Einen großen Titel gewinnt man aber auch 2024 innerhalb des Tellerrands.

Nagelsmann muss begreifen, was selbst Pep Guardiola auf die harte Tour lernen musste: Dass ein Trainer nicht größer ist als der Fußball. Dass es simple Wahrheiten gibt. Zu den simplen Wahrheiten gehört keinesfalls, dass man eine Urlaubsvertretung (Can) und einen Rekonvaleszenten, der seit Monaten seiner Form hinterherläuft (Sané), in die Startelf des wichtigsten Spiels seit zehn Jahren stellt und ein Weltklassetalent (Wirtz) zweimal in Folge auf die Bank verbannt, also alles genau so macht, wie es vielleicht früher mal gemacht wurde.

Nagelsmann hat die erste Hälfte eines EM-Viertelfinals vercoacht, daran führt leider kein Weg, kein Gesang, keine TV-Kommentatoren- und Fanmeilenbegeisterung vorbei. Und das kann ich so schnell nicht verzeihen.

(Ich habe das Spanien-Spiel übrigens in Griechenland gesehen, mit zwei bis zur Besinnungslosigkeit neutralen Journalisten/Experten am Mikro: Das war sehr angenehm und ließ klarer blicken).

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Aber gut, genug genörgelt. Es gibt schon auch viele positive Aspekte. Mit ein bisschen Turnierbaumhilfe und richtigen Schiedsrichtern etwa hätte deutlich mehr rausspringen können.

Im Grunde war es eine gute deutsche EM (Note 2minus, würde ich sagen), die Anlass zu Optimismus bietet – wenn man sich die Namen der Spieler, die jetzt auf Neuer, Kroos & Co. folgen könnten, nicht allzugenau ansieht.

In diesem Sinne: In zwei Jahren ist Weltmeisterschaft – neues Spiel, neues Glück!

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