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Wir gegen uns – die fünf wichtigsten deutschen Europacupduelle

Fußball-Deutschland schaut am Mittwoch nach München, wo ein nicht alltägliches Champions League-Spiel steigt

|5. März 2025|
Münchens Arjen Robben celebrates scoring the 2:1 during the final of the Champions league between Borussia Dortmund and FC Bayern Munich, Wembley Stadium in London on May 25., 2013. Borussia Dortmund gegen FC Bayern München im Finale der Champions League in der Saison 2012 2013 am 25. Mai 2013.
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imago images / Mika Volkmann

Inhaltsverzeichnis

Fußball-Deutschland schaut am Mittwoch nach München, wo ein nicht alltägliches Champions League-Spiel steigt, denn es ist eigentlich eine Paarung aus dem Bundesligaalltag. Immerhin eine aus dem obersten Regal, Tabellenführer und Rekordmeister Bayern München trifft auf Meister Bayer Leverkusen – die aktuell besten deutschen Mannschaften messen ihre Kräfte nun auf internationaler Bühne. Im Achtelfinale. Die Rarität ist kein Novum, dazu wird schon zu lange um Europapokale gespielt.

Das sind die Top Five der 18 deutschen Duelle, Spiele gegen DDR-Mannschaften bis 1990 nicht gerechnet, denn im Alltag sah man sich ja nicht.

25. Mai 2013 Finale der Champions League in London

Bayern München – Borussia Dortmund 2:1

Das hatte es noch nie gegeben – ein deutsches Finale um die Champions League. Die Giganten der Bundesliga hatten es sich verdient und in furiosen Halbfinals die Sterne Spaniens, FC Barcelona (0:4 und 0:3 gegen Bayern) und Real Madrid (1:4 und 2:0 vs. BVB) vom Himmel geholt. Die Bayern hatten bereits die Meisterschaft eingefahren, für den BVB war es die letzte Titelchance der Saison. Auf beiden Seiten fehlten wichtige Spieler; bei Bayern neben Holger Badstuber auch Toni Kroos, bei Borussia Mario Götze. Der BVB erwischte im neuen Wembley-Stadion den besseren Start ins Endspiel. Bayern-Schlussmann Manuel Neuer war innerhalb von acht Minuten gleich viermal bei Chancen von Robert Lewandowski (14.), Jakub Blaszczykowski (15.), Marco Reus (19.) und Sven Bender (22.) gefordert. Der Rekordmeister hatte noch mehr Glück: Bei einem Zweikampf mit Lewandowski befreite sich Franck Ribery mit einem Ellenbogencheck aus der Umklammerung seines  Gegenspielers. Statt Rot für den Münchner gab es einen Freistoß für Bayern. Mit 0:0 ging es in die Pause.

Bayern spielte danach druckvoller und wurde nach genau einer Stunde dafür belohnt. Auf der linken Seite steckte Ribery zu Arjen Robben durch. Roman Weidenfeller machte den Winkel für den Niederländer spitz, jedoch konnte der Franzose die Kugel am Dortmunder Schlussmann vorbei vors Tor bringen und Mario Mandzukic musste nur noch ins leere Tor einschieben. Aber nur acht Minuten später herrschte wieder Gleichstand.

Beim Versuch, an den Ball heranzukommen, trat Bayern-Verteidiger Dante Reus im Strafraum in den Bauch. Der bereits verwarnte Brasilianer hatte Glück, dass er nicht mit der Ampelkarte vom Platz flog. Den fälligen Strafstoß brachte Ilkay Gündogan sicher unter (68.). Wenige Augenblicke später hätte Mats Hummels nach einem Konter Schwarz-Gelb sogar in Führung bringen können, allerdings zielte er etwas zu hoch (70.). Die Bayern schüttelten sich kurz und wollten die Entscheidung in der regulären Spielzeit erzwingen – und sie schafften es. Ribery kam in der 89. Minute an einen langen, von Jerome Boateng getretenen Pass heran, die Hackenablage des Franzosen landete bei Robben. Der Niederländer lief am  Innenverteidigerduo Hummels/Subotic vorbei und schob überlegt an Weidenfeller vorbei ein. Womöglich hatte er den Ball gar nicht richtig getroffen, aber wer wollte das noch wissen? Dann kam der Schlusspfiff und Jupp Heynckes hatte als Trainer zum zweiten Mal die Champions League gewonnen – ebenso wie seine Bayern, die in jenem Jahr auch ihr erstes Triple feierten.

7./21. Mai 1980 Uefa-Pokalfinale

Borussia Mönchengladbach – Eintracht Frankfurt 3:2/0:1

Dass es ein deutsches Finale geben würde, stand schon einen Monat zuvor fest, denn alle Halbfinalisten kamen aus der Bundesliga. Die Borussia (gegen den VfB Stuttgart) und die Eintracht (gegen die Bayern) setzten sich durch. Die Euphorie darüber hielt sich in Grenzen: 7000 Plätze blieben am Bökelberg leer. Borussia schlug die Eintracht nach 1:2-Rückstand noch 3:2, Lothar Matthäus in seiner ersten Bundesligasaison war unter den Torschützen. Das Spiel wurde live übertragen, aber nur im Hessischen und Westdeutschen Rundfunk. Wer „falsch“ wohnte, schaute in die Röhre. Im Rückspiel wurde der 19jährige Fred Schaub zum Helden des Abends. 81 Minuten hielt Borussia das 0:0, dann stach Joker Schaub vier Minuten nach seiner Einwechslung. 59.000 feierten im Waldstadion den ersten Europapokal-Titel der Eintracht und deren Idol Jürgen Grabowski, der als Verletzter seine Karriere beenden musste und von den Kollegen auf Schultern getragen wurde.

30. April/7. Mai 2009 Halbfinale Uefa-Cup

Werder Bremen – Hamburger SV 0:1/3:2

Im  Frühjahr 2009 kam es in der letzten Uefa-Cup-Saison – danach wurde die Europa League geboren – zum hanseatischen Derby im Halbfinale, das eingebettet war in Pokal- und Bundesliga-Spiele. Vier Derbys binnen 18 Tagen – einmalig. Nachdem Werder zunächst in Hamburg im Pokal glücklich weiter gekommen war (im Elfmeterschießen), stieg am 30. April das erste Halbfinale in Bremen. Der HSV nahm Revanche, Piotr Trochowskis Tor reichte zum Sieg und verschaffte den Hamburgern eine gute Ausgangsposition. Im Volkspark  sah es zunächst noch besser aus, als Ivica Olic zum 1:0 einschoss. Doch der brasilianische Ballzauberer Diego glich alsbald aus und so blieb es bis zur 66. Minute beim 1:1, dann brachte Mittelstürmer Claudio Pizarro den Gast in Führung – 1:2.

Es war das Vorspiel zum Höhepunkt des Abends und einem in der Geschichte dieses Derbys. Es ereignete sich nämlich eine aberwitzige Szene, die keinem Regisseur eingefallen wäre. Eine Papierkugel, Bestandteil einer Choreographie, sorgte dafür, dass der Ball versprang und HSV-Verteidiger Michael Gravgaard  ohne Not eine Ecke provozierte. Aus der entsprang prompt das 1:3 durch Frank Baumann, das 2:3 von Olic kam zu spät. So scheiterte der HSV an der Auswärtstor-Regel – und an einer Papierkugel, die heute im Werder-Museum liegt.

6./20. April 1988 Halbfinale Uefa-Pokal

Bayer Leverkusen – Werder Bremen 1:0/0:0

Auf dem Weg zum Uefa-Pokal-Gewinn 1988 musste Bayer Leverkusen im Halbfinale den kommenden Meister Werder Bremen schlagen. Es war auch das Duell der Trainerveteranen Erich Ribbeck und Otto Rehhagel, die sich in der Liga schon 15mal mit verschiedenen Mannschaften begegnet waren. Zuletzt im März 1988, als Bayer in letzter Minute in Bremen zum 3:3 ausglich. Eng wurde es auch im Uefa-Pokal. Zum Hinspiel in Leverkusen waren 15.000 ins Ulrich-Haberland-Stadion gekommen, mehr passten damals nicht rein. Die Fans sahen einen Außenseiter-Sieg (1:0) der Ribbeck-Elf durch das einzige Europapokal-Tor im Leben des Nationalspielers Alois Reinhardt und das sollte fürs Finale reichen, denn in Bremen fielen keine Tore. Bayer gewann dann gegen Espanyol Barcelona sogar den Cup.

4./18. März 1998 Champions League Viertelfinale

Bayern München – Borussia Dortmund 0:0, 0:1 n.V.

Es war das Los, das keiner wollte.

Titelverteidiger Borussia Dortmund, der 1997 in München die Champions League gewonnen hatte, und Meister FC Bayern München trafen sich im Viertelfinale. Es fiel nur ein Tor in 210 Minuten purem Abnutzungskampf, was nicht verwundert, kamen doch beide Trainer (Trapattoni und Scala) aus Italien. In München herrschte dicke Luft. Giovanni Trapattoni hielt acht Tage vor dem Rückspiel  seine legendäre Wutrede, um seinen nur mit dem Mund regen Spielern Beine zu machen. Mit bescheidenem Erfolg. In München endete der Kick nach trostlosen 90 Minuten schon 0:0 und auch in Dortmund traf kein Bayer. Es vergingen am 18. März 1998 sogar 109 Minuten, ehe Borussias Stephané Chapuisat auf Vorlage von Michael Zorc Oliver Kahn zum Tor des Tages überwand und das Westfalenstadion zum Kochen brachte. Es reichte gegen harmlose Bayern, die nunmehr 545 Pflichtspielminuten ohne Tor waren. Diesmal waren beide Spiele ausverkauft – erstmals bei einem deutschen Duell im Europacup.

Gut zu wissen

  • Die meisten Bundesligaduelle im Europapokal bestritt Borussia Mönchengladbach (sieben).
  • 1972/73 warf sie Nachbar 1. FC Köln (0:0 und 5:0) und danach den 1. FC Kaiserslautern (2:1 und 7:1) aus dem Uefa-Pokal. 1974/75 kam es dort zur Neuauflage mit dem 1. FC Köln, wieder blieb Borussia siegreich – 3:1 in Köln und 1:0 am Bökelberg. Am Ende gewann sie den Cup.
  • 1978/79 behielt sie auch gegen den MSV Duisburg ihre weiße Weste (2:2, 4:1) und holte später erneut den Uefa-Pokal.
  • 1979/80 warf sie im Uefa-Cup-Halbfinale den VfB Stuttgart raus (1:2/2:0). Im Finale unterlag sie Eintracht Frankfurt wegen der Auswärtstorregelung (3:2/0:1). 37 Jahre später traf sie in der Europa League auf Schalke 04 und zog erneut wegen dieser Regel den Kürzeren (2:2/1:1).

Die kurioseste Situation ergab sich 1977/78 in den Uefa-Cup-Spielen zwischen Eintracht Frankfurt und den kriselnden Bayern. Im Jahr eins nach Franz Beckenbauer drohte ihnen der Abstieg. Da in den November auch ein Punktspiel fiel, spielten die Bayern binnen drei Tagen zweimal in Frankfurt und verloren jeweils 0:4. Im Uefa-Cup schauten nur 25.000 zu, Samstag in der Liga kamen  43.000. Auch das Rückspiel in München gewann die Eintracht (2:1), vor nur noch 13.000 Neugierigen. Das Kuriose an diesem Duell war das Trainer-Theater: ausgerechnet während der Uefa-Cup-Paarung tauschten die Vereine die Trainer, so dass Frankfurts Gyula Lorant im Rückspiel schon auf der Bayern-Bank saß. Dettmar Cramer fing kurz danach in Frankfurt an. Glücklich wurde mit dem Tausch niemand.

Einmal stand ein Zweitligist in einem deutschen Europacupduell – zu seinem Leidwesen gleich in der ersten Runde des längst abgeschafften Pokalsieger-Pokals. Den hatte Werder Bremen 1992 gewonnen und weil Zweitligist Hannover 96 den DFB-Pokal gewann, gab es ausnahmsweise zwei deutsche Vertreter. Besonders tragisch für 96, das sich auf Reisen durch Europa freute, dass man dann auf die Bremer traf. Schier frustrierend war die Resonanz: 17.000 in Bremen (3:1), 27.000 in Hannover (2:1). Die Einnahmen von 2,8 Millionen DM dienten dem  Zweitligisten der Schuldentilgung, aber nach 180 Minuten gegen den  großen Nachbarn aus der Hanse-Stadt war der Traum von Europa geplatzt.