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Wie verrückt sind Schalke-Fans?

60.000 brüllten auf Schalke, als gäbe es keine erste Liga. In der Veltins-Arena herrschte beim 5:1 gegen Braunschweig Aufstiegsstimmung. Aber warum?

Foto: Imago / Pakusch

Inhaltsverzeichnis

Ich traute am Samstagabend meinen Augen und Ohren nicht. Musste mehrmals hin- und herschalten, um das Ganze zu verstehen.

Im ZDF spielten die deutschen Frauen um den Einzug ins olympische Halbfinale. Gegen Kanada, die Titelverteidigerinnen. Eine Riesensache also.

Auf Sky lief ein Zweitligaspiel.

Hier Olympia, dort Gelsenkirchen. Weiter entfernt geht nicht, dachte ich. Stimmte auch, aber anders halt.

Während das Stadion in Marseille, wo um mögliche Medaillen gekämpft wurde, fast leer war und die Stimmung an ein Bezirksversammlungswahllokal erinnerte, kochte die Veltins-Arena vor lauter Unwichtigkeit über.

60.000 Leute brüllten auf Schalke, als gäbe es keine erste Liga.

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Die Begeisterung mag kurios wirken, erklärbar ist sie. Eine Umfrage vor Saisonstart hat ergeben, dass die Fans des Deutschen Meisters von 1958 (oder war‘s 1858?), der 2023 abgestiegen ist, mal wieder an den Aufstieg glauben: Sie sagen ihrem Klub in dieser Spielzeit Platz zwei voraus.

Sie stehen ziemlich allein damit: Die Mehrheit aller Fans in der Umfrage glaubt, dass die Königsblauen nur auf Platz acht landen werden.

Die Psychologie bietet eine Erklärung für das Phänomen. Das Verhalten der Fans wird als Verleugnung bezeichnet. Verleugnung ist ein Abwehrmechanismus, „bei dem eine Person sich weigert, die Realität eines unangenehmen oder bedrohlichen Sachverhalts anzuerkennen. Es handelt sich dabei um eine Art Selbsttäuschung, bei der Informationen, die zu belastend oder angstbesetzt sind, ignoriert oder abgewehrt werden.“

Erfinder des Phänomens ist übrigens der HSV, noch ein Zweitligist.

Deshalb herrschte beim Heimspiel gegen einen Abstiegskandidaten Stimmung, als trenne Schalke eine gute Flanke von der Weltherrschaft. Die Menschen peitschen ihre Mannschaft leidenschaftlich nach vorn. Gefühlt rang S04 am Samstag nicht Eintracht Braunschweig 5:1 nieder, sondern Real Madrid. Die Stimmung war: olympisch.

„Ist das wirklich zweite Liga?“, dachte ich und schaltete zurück zum Spiel Deutschland gegen Kanada, wo 22 Spielerinnen lauter schreien als das Publikum. In Marseille waren 59.000 der 67.000 Sitzplätze freigeblieben.

Die deutschen Frauen zogen, obwohl am Ende schwächer als ihre Gegnerinnen, per Elfmeterschießen ins olympische Halbfinale ein und treffen in Frankreich auf die USA. Es geht um Gold, Silber, Bronze beim größten Sportereignis der Welt.

Schalke, obwohl schwächer als erste Liga, überwand den Vorjahresviertletzten Braunschweig und trifft nun im Frankenland auf Nürnbesch. Es geht um eine von Hunderten von zweiten Ligen.

Welch ein Kontrastprogramm.

Es kommt aber noch besser: Ich habe am Sonntag gelesen, dass viele Schalker nicht nur an den Wiederaufstieg glauben, sondern bereits mit dem internationalen Geschäft rechnen. Das ist wahr, es stand im Kicker, nicht Postillon.

Als Schalker über Europapokal nachdenken, das ist, als würde Jahn Regensburg schon mal die Gästekabine der Allianz-Arena ausmessen. Wirklich verrückt.

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