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Einstecken und austeilen: Was wären wir nur ohne die Bayern?
Seit Jahrzehnten reiben sich alle an den Münchnern – die eine Hälfte der Deutschen verehrt sie, die andere hasst sie
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Ich habe in dieser Woche zwei interessante Statistiken gelesen. Die erste: 44 Prozent aller Fußballfans glauben, dass der FC Bayern 2025 Meister wird.
Die zweite: 100 Prozent aller Vorsitzenden Geschäftsführer von Bayer Leverkusen glauben, dass der Sportvorstand des FC Bayern nichts auf der Pfanne hat.
Ich würde sagen: Für jeden was dabei, also wie immer, wenn es um den Rekordmeister geht. Der FC Bayern spaltet die Deutschen mehr als die Frage, ob man Nutellabrot mit oder ohne Butter isst.
„Ich halte von Max Eberl nichts, absolut nichts!“
Da mühen sich die Redaktionen landauf, landab, den Leuten mit dicken Sonderheften das neue Fußballjahr schmackhaft zu machen, und dann kommt einer daher und schafft das in einem Satz. Noch nie wurde eine Bundesliga-Saison so gut anmoderiert wie jetzt von Leverkusens Fernando Carro.
Das ist wunderbar. Neu ist es nicht. Seit Jahrzehnten reiben sich alle an den Münchnern; die eine Hälfte der Deutschen verehrt sie, die andere hasst sie. Und nie hören die Diskussionen auf, wie weit dieser Hass gehen darf.
Die Toten Hosen, eine der erfolgreichsten deutschen Bands überhaupt, vertonten ihre Abneigung sogar. Die Hosen sangen um die Jahrtausendwende: „Was für Eltern muss man haben, um so verdorben zu sein, einen Vertrag zu unterschreiben bei diesem Scheißverein?“ Und weiter im Text: „Es kann so viel passieren. Es kann so viel geschehen. Nur eins weiß ich hundertprozentig: Nie im Leben würde ich zu Bayern gehen.“
Das Lied erreichte Platz 8 der deutschen Hitparade. Ein Bayernfan würde sagen: Das ist ja nicht mal internationales Geschäft.
Als Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer 2013 nach dem Triple die schlappe Trainingsintensität der Konkurrenz als mögliche Ursache der vielen Münchner Erfolge ausmachte, platzte BVB-Trainer Jürgen Klopp der Kragen: „Ich an Matthias Sammers Stelle würde jeden Morgen, bevor ich das Bayern-Trainingsgelände betrete, Gott danken, dass irgendjemand auf die Idee gekommen ist, mich dazuzunehmen.“ Dortmund-Boss Hans-Joachim Watzke unkte, die Bayern wollten Borussia Dortmund „zerstören“.
Paul Breitner sagte einmal: „Wir können für die Unfähigkeit anderer Klubs und Verantwortlicher nichts.“ Frankfurt-Manager Heribert Bruchhagen konterte: „Das einzige Mal, als er Verantwortung übernommen hat, das war als Korporal im Film ’Potato Fritz‘.“ In dem C-Movie hatte der Weltmeister von 1974 einen gewissen Sergeant Stark gespielt.
Auch typisch Bayern: Klar, dass der Mann nicht Sergeant Schwach hieß.
Zwischen den mächtigen Bayern und dem Rest der Liga krachte es jedenfalls immer wieder, und es ging in beide Richtungen. Unvergessen ist der Sportstudio-Clash, als Manager Uli Hoeneß den neuen großen Kontrahenten Christoph Daum vom 1. FC Köln so hart anging, dass Fernando Carros jüngste Attacke gegen Max Eberl dagegen wirkt wie ein Freundschaftsangebot.
„Der könnte auch Werbung für Schlaftabletten machen“, hatte Daum über Bayern-Trainer Jupp Heynckes gesagt und hinzugefügt: „Die Wetterkarte ist interessanter als ein Gespräch mit Jupp Heynckes.“
Hoeneß konterte vor Millionenpublikum im ZDF: „Ich glaube, du überschätzt dich hier maßlos. Du musst mal da oben schauen. Das ist ein Ball über dir, das ist kein Heiligenschein.“
Einstecken, austeilen, Rekordmeister werden – das war schon immer die Strategie der Bayern. Das Schöne daran: Auf Einstecken folgte sofort Austeilen und umgekehrt. Einmal, als Lothar Matthäus nicht mit Kritik an seinem Ex-Klub aufhören wollte, schlug Hoeneß live im Doppelpass zurück. Lothar werde bei FC Bayern nicht mal „Greenkeeper“, ätzte er.
Als Hoeneß ins Gefängnis kam, geiferten die Toten Hosen bei einem Konzert in der Münchner Olympiahalle: „Die Bayern haben Uli Hoeneß für sechs Millionen an die JVA München verkauft.“ Fies.
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