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Was macht eigentlich ... Rudi Völler?

Das Aufgabengebiet des "DFB-Direktors A-Nationalmannschaft der Männer" gibt unserem Kolumnisten einige Rätsel auf

Foto: Imago / Christian Schroedter

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"Rudi Völler, es gibt nur ein Rudi Völler!"

Es ist Jahrzehnte her, dass diese grammatikalisch fragwürdige Satzkonstruktion erstmals in deutschen Stadien gesungen wurde, und sie gilt abgewandelt heute noch, denn es gab und gibt ja wirklich nur einen (Akkusativ) Rudi Völler, wenn auch in ständig wechselnden Rollen. Mal stürmte, mal teamchefte er, zwischendurch war Völler nicht ganz unerfolgreich als Manager von Bayer Leverkusen tätig. Und seit dem 1. Februar 2023 ist er "Direktor der A-Nationalmannschaft der Männer", so steht's auf der DFB-Website.

Ich hätte diesbezüglich übrigens eine Frage: Was macht eigentlich Rudi Völler?

So klar ist mir das auch nach längerer Recherche nicht, denn es steht nirgends. Spielerkauf kann seine Aufgabe ja kaum sein, nicht im Nationalteam. Sucht er Hotels aus? Grübelt er über die richtigen Rasensorten? Plant er einen neuen Campus? Malt er taktische Strukturen auf Bierdeckel und schiebt die dann rüber zu Bundestrainer Hansi Flick?

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Ich find nix. Keine "Job description", wie man neudeutsch sagt. Selbst auf der Arbeitgeberhomepage dfb.de steht nur, wann ("13. April 1960") und wo ("Hanau") er geboren wurde und was so alles geschah in seinem Leben (viele Titel, inklusive WM-Pott 1990, hach!), ehe er nach Leverkusen und mehrmals zum DFB kam, und hier bricht die Erzählung auch schon ab.

Was macht Rudi Völler?

Ich habe keine Ahnung und kann höchstens raten. Der frühere Weltklassestürmer könnte zum Beispiel versuchen, die aktuellen deutschen Stürmer, so denn welche auffindbar sind, zu schulen, ihnen also zu erklären, wo das Tor steht und wie man mit lästigen Gegenspielern umgeht.

Es gibt nur ein(en) Rudi Völler!

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Jaja, schon klar, aber was macht er wirklich? Im "Kicker" habe ich gefunden, dass er "die nach der enttäuschenden WM getrübte Stimmung rund um den DFB aufhellen und die Fans zurückzugewinnen" soll, das ist die Spitzensport-Jobentsprechung zu "Animateur im Robinson Club" (siehe Original-Stellenausschreibungstext dort: "Du bist ein echter Teamplayer, und Sport ist deine große Leidenschaft? (...). Dein Aufgabengebiet umfasst die sportliche Unterhaltung unserer Gäste: Gemeinsam mit deinen Kollegen initiierst du Turniere..." Voll auf die Zwölf!

Für "langfristige Zukunftsstrategie", das steht außerdem im Kicker, sei Völler beim DFB "nur indirekt zuständig". Ein Traumjob also, den hätte ich auch gern, denn im indirekt zuständig sein bin ich bestimmt unschlagbar.

Was macht eigentlich nur ein Rudi Völler?

Interviews geben auf jeden Fall, davon gab's zuletzt reichlich. Nie wird Völler müde, zu erklären, dass die aktuelle Nationalmannschaft in Wirklichkeit EM-Sieg-Potenzial hat, also ein Polo mit Porschemotor ist, man muss nur den Motor endlich mal ankriegen, am besten gleich morgen um 20.45 Uhr gegen die Japaner.

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Wobei das strenggenommen nicht ganz richtig ist, denn wie ich auf telefonbuch.de recherchiert habe, lebt mindestens ein weiterer Rudi Völler in Deutschland: Im mittelhessischen Angersbach wohnt nämlich ein gewisser Rudolf Völler. So gesehen müssten die Fans beim nächsten Länderspiel korrekterweise "Es gibt nur ein von mehreren Rudi Völler" singen.

Aber das wird gegen die Japaner natürlich nicht passieren, denn es lässt sich schon seit geraumer Zeit nichts besingen, was ein deutsches Nationaltrikot trägt. Immerhin sitzt der nur eine Rudi Völler aber auf der Tribüne und überblickt das ganze lächelnd als Direktor, und zwar viele Stunden nach dem Frühstück.

Kann quasi nix mehr schiefgehen.

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