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Warum Chelseas Busfahrer Angst vor Heidenheim hat
Sachen gibt's: Der Bundesliga-Achte spielt nächste Saison dank Leverkusen international – und womöglich gegen einen Champions-League-Sieger
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Heidenheim spielt jetzt Europapokal. Das ist eigentlich unglaublich. Ein unaufhaltsamer Aufstieg im wahrsten Sinne. Aber erklärbar. Er hat ein Stück weit damit zu tun, dass Bayer Leverkusen am Samstag im DFB-Pokalfinale Lautern besiegte. Und auch damit, dass Heidenheim eine starke Premierensaison gespielt hat. Sowie ein weiteres sehr großes Stück weit damit, dass quasi jeder, der in der vergangenen Spielzeit nicht bis zuletzt gegen den Abstieg kämpfte, mit der Teilnahme am Europapokal belohnt wurde.
Der 1. FC Heidenheim belegte am Ende Platz acht.
Heidenheim ist eine sehr kleine Stadt: 50.000 Einwohner. Die historisch fünfkleinste Erstligastadt nach Unterhaching, Neunkirchen, Homburg und Hoffenheim spielt jetzt international. In der Conference League. Also im Playoff dazu.
Heidenheim sollte man nicht unterschätzen. Sie lullen dich ein mit ihrer Höhenluft, aber da steckt viel Unternehmerpower drin. Also Geld. Die Firma Voith etwa, ein weltweit tätiger Maschinenbaukonzern, der 1867 gegründet wurde, hat dort ihren Sitz, nach ihr ist das Stadion benannt. Premiumsponsor ist die Paul Hartmann AG, die Medizin- und Pflegeprodukte produziert – auch ein Milliardenunternehmen aus Heidenheim. Haupt- und Trikotsponsor ist MHP, eine 100prozentige Porschetochter.
Falls das Geld mal wider Erwarten knapp werden sollte: Die Carl Zeiss AG (zehn Milliarden Euro Jahresumsatz) ist nur ein paar Kilometer entfernt.
Trotzdem weiß natürlich kein Mensch, wo Heidenheim liegt. Der Busfahrer von Chelsea FC, das ebenfalls für die Conference League qualifiziert (oder sollte man sagen: zu ihr verdammt) ist, auch nicht. Er hat am Samstag bestimmt Pickel bekommen, als klar wurde, dass in der kommenden Saison womöglich eine Fahrt vom Stuttgarter Flughafen auf die Schwäbische Alb ansteht.
Kleiner Tipp von mir: Die A8 Richtung Ulm nehmen, dann A7 northwärts, das dauert etwa andershalb Stunden. Am besten you let am Ende the Reiterstüble rights liegen and then hinter Mergelstetten you go left.
Ich weiß, wovon ich rede. Ich verrate euch jetzt mal was: Ich bin vor ungefähr 30 Jahren nach Heidenheim gefahren, um über ein Fußballspiel zu schreiben. Damals war da noch nix mit Profifußball. Es war die Zeit vor der Abspaltung, damals hieß der Klub noch Heidenheimer SB und war der Hot Shit in der Landesliga, also der sechsten Liga von oben. Ich war Volontär und fuhr hin, um über das Topspiel der Landesliga, Staffel 1, gegen den SV Fellbach zu berichten. Spielausgang: vergessen.
Das sind alles Wahrheiten, es ist aber auch ein bisschen klischeehaft. Kein Klischee ist, das Heidenheims Anzeigetafel die aus dem alten Aachener Tivoli ist. Der heutige Trainer Frank Schmidt hatte dort gespielt und nutzte seine Kontakte zur Alemannia, als man eine Tafel brauchte. So sind die Schwaben eben. Sie denken sich: Warum was Neues kaufen, wenn es das Gleiche günschtiger gebraucht gibt? Die Spieler, die man holt, sind schließlich auch gebraucht, oder?
Ich liebe solche Geschichten. Schmidt wurde übrigens in Heidenheim geboren, auch nicht schlecht. Wie die Sponsoren: Heidenheim ist voll authentisch.
Pep Guardiola wurde jedenfalls nicht im Manchester geboren. Und Vincent Kompany nicht in der Poliklinik Schwabing.
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