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Wann holen die Saudis Thomas Müller?

Saudi-Arabien schmeißt mit Geld nur so um sich. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Begierde die Bundesliga erfasst

Foto: Imago / Ulmer / Cremer

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Ich habe die Entwicklung im saudi-arabischen Fußball zuletzt nicht mit letzter Konsequenz, aber doch interessiert beobachtet. Immerhin erscheint ja gerade ein generalüberholter und vom Staat gepimpter Player im Weltfußball, das gab's nie zuvor. Er liefert gute Namen, viele graue Haare und noch mehr Geld.

Was bisher sonst geschah: Saudi-Arabien ist vor allem damit auffällig geworden, einen Frühling niederzuschlagen, eher Öl als Demokratie zu fördern und den eigenen Bürgern zur Not auch mal den Kopf abzuschlagen. Das Land steht in jeder Menschenrechtsländerliste, die ich gesehen habe, auf einem Abstiegsplatz.

Wer heutzutage so ein kleines Imageproblem hat, beginnt damit, in Sport zu investieren. Wir kennen das von Katar, jeder hat dank der WM 2022 von "Sportswashing" gehört, und warum? Weil es funktioniert. Auch ich tippe plötzlich eifrig eine Kolumne über Saudi-Arabien.

Der Anlass: An diesem Wochenende startet die erste saudi-arabische Liga in die neue Saison. Das finden viele Fußballfans nicht gut, ich behaupte sogar: die meisten. Gegen das, was die Saudis treiben, wirkt der Plastikklub RB Leipzig wie die Bibel unter Spiegel-Bestsellern.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Es ging damit los, dass der Staatsfonds einen abstiegsbedrohten englischen Fußballverein (Newcastle United) kaufte, mit Geld vollpumpte und in die Champions League führte. Und nun, den ganzen Sommer 2023 schon, machen die Saudis den Transfermarkt verrückt. Sie geben mehr Geld für ihre Liga aus, als nötig wäre, und zwar nicht für die besten, dafür die teuersten und ältesten Spieler der Welt.

Die sogenannte Saudi Pro League hat ganz schön zugeschlagen. Sie holte nach dem Supertransfer von Cristiano Ronaldo inzwischen auch Leute wie Benzema, Fabinho, Mané, Nevez, Kanté, Savic, Henderson, Firminho, Mahrez, Gerrard als Trainer – und man fragt sich angesichts der nicht enden wollenden Liste schon, was da noch alles auf uns zukommt.

Bedienen sich die Saudis bald bei uns? Und welcher bekannte Spieler wird wohl als erster schwach?

Thomas Müller wäre ein Geheimtipp, er bringt alles mit, was einen ausländischen Saudi-Pro-League-Spieler ausmacht: das hohe Alter. Außerdem mögen er und seine Frau Pferde. Pferde sind in Saudi-Arabien das, was bei uns Rauhaardackel und Schäferhunde sind. Eine gute Ausgangposition eigentlich.

Im Goldrausch: Saudi-Arabien als neue Fußball-Macht?
Am 11. August beginnt die neue Saison der Saudi Professional League, aber noch nie stand die Fußball-Meisterschaft in Saudi-Arabien so im internationalen Fokus wie dieses Jahr.

Wobei ich mir das nicht vorstellen kann. Der mitteilungsfreudige Müller könnte sich bei jedem Interview um Kopf und Kragen reden, und das meine ich wörtlich. Andererseits hat er vor der WM in Katar darauf hingewiesen, dass es selbst in Deutschland Menschenrechtsverletzungen gebe.

Toni Kroos, ebenfalls in die Jahre kommend und damit Topkandidat für Saudi-Arabien, kann ich mir da gar nicht vorstellen; er würde bei jeder Aufnahme des locker aufgesprochenen Gebrüder-Kroos-Podcasts mit seinem Leben spielen.

Wer also wird der erste große Deutsche in Saudi-Arabien?

Manuel Neuer? Zu wenig Schnee. Max Kruse? Glücksspiel ist dort verboten. Mats Hummels? Wäre in der Wüste noch langsamer. Christian Streich? Haha.

Ich hoffe, dass sich an der Bundesliga sogar der Multimilliardenbetrieb Saudi-Arabien die Zähne ausbeißen wird.

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