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Union Berlin im freien Fall: Knallt's bald?

Der Überraschungsklub der vergangenen Jahre steckt tief in der Krise – Fehler wurden gemacht, Trainer Urs Fischer ist auf dem Prüfstand

Foto: Imago / Contrast

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Der 1. FC Union Berlin war der Überraschungsklub der jüngsten Bundesliga-Vergangenheit. Und jetzt steckt er knietief in der Krise: Der Verein, der die vergangene Saison sogar als Vierter abschloss, hat seit zwei Monaten kein Spiel mehr gewonnen und acht von acht Pflichtspielen verloren. Nach dem 0:3 gegen den VfB Stuttgart riecht es bereits nach Abstiegsfäulnis – Platz 15.

Und alle Welt fragt sich: Wie lange halten die Bosse noch still?

Was die Sache so kompliziert macht: Urs Fischer, Trainer der Eisernen, ist ein Held. Sage und schreibe 1940 Tage arbeitet er schon bei den Köpenickern. In diesem Zeitraum beschäftigte sogar der große FC Bayern fünf Trainer und drei Vorstandsvorsitzende.

Fischer übernahm Union Berlin im Sommer 2018 auf Platz acht in der zweiten Liga nach Saisonende. Er führte den Klub erst in die 1. Liga, dann in die Europa Conference League, dann in die Europa League und schließlich in die Champions League. Eine Entwicklung wie aufs RedBull-Reißbrett gezeichnet.

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Bei Union hat sie dieser Erfolg leider dermaßen verwirrt, dass sie im Sommer plötzlich damit anfingen, komische Giganto-Transfers zu tätigen und aus Versehen Fußballspiele im fernen Berliner Olympiastadion auszurichten.

"Wer steilen Berg erklimmt, hebt an mit ruhigem Schritt", hat William Shakespeare geschrieben. In Köpenick wollten sie davon nichts wissen. Sie holten Robin Gosens, Diogo Leite, Kevin Volland und den 36 Jahre alten Europameister Leonardo Bonucci. Plötzlich kannte auf dem Platz keiner keinen mehr, und das haben sie jetzt davon.

Die Zeit arbeitet gegen Union: Mit jeder Niederlage werden die Unkenrufe, wird das Krisengerede lauter. Kein Wunder. Wenn du sogar gegen Stuttgart mit drei Toren verlierst, obwohl Serhou Guirassy, der Gerd Müller der Neuzeit, nach 30 Minuten vom Platz humpelt, hast du eben wenig Argumente.

Erste echte Krise unter Urs Fischer: Der 1. FC Union Berlin ist auf der Suche nach sich selbst
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Der VfB Stuttgart muss länger ohne Top-Stürmer Serhou Guirassy auskommen. Wie der Klub am Sonntag bestätigte, zog sich der Angreifer der Schwaben in der Bundesliga-Partie gegen Union Berlin eine „kleine Muskelverletzung“ zu.

Die Frage lautet jetzt: Gelingen Berlin Befreiungsschläge?

Mit einem ist es nämlich nicht getan. Anlauf Nummer eins klingt recht hoffnungslos: morgen in der Champions League (im Olympiastadion) gegen den SSC Neapel. Gut, dass das ein Heimspiel ist, sonst müsste man darüber nachdenken, sich das Kerosingeld zu sparen.

Aber am Samstag geht's nach Bremen, zum Krisenspitzenspiel. Dort zu verlieren, wäre ziemlich unangenehm, denn eine Frage würde dann noch lauter gestellt: Wie lange halten die Chefs durch?

Oder besser: Wie sehr juckt es Dirk Zingler in den Fingern? Der Präsident hatte ja vor Fischers Ankunft einen Verschleiß an Trainern, der mich immer an die Reifenwechsel in der Formel 1 erinnert hat.

Behalten sie die Nerven in Berlin? Ich hoffe es. Mir persönlich macht es nämlich viel mehr Spaß, diejenigen die versalzene Suppe auslöffeln zu sehen, die sie selbst zubereitet haben.

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