Aktuelle Videos
Thomas Müller will ich ewig im Bayern-Trikot sehen
Er wird bald 35 und ist immer noch erfolgshungrig. Die zwei Tore im DFB-Pokal in Ulm zeigen: Einen wie Thomas Müller darf Bayern nie verlieren
Inhaltsverzeichnis
Bis heute bringe ich kein Verständnis dafür auf, dass Gerd Müller, damals der „Bomber der Nation“, Bayern München überstürzt verlassen hat. Torschusspanik, Trainerkrach, Trinkfestigkeit: Ich kenne die Gründe, warum er 1979 Richtung Florida (zu Fort Lauderdale Strikers) abhaute. Verstehen muss ich sie nicht.
Genauso wenig bei Franz Beckenbauer 1977 (zu Cosmos New York) oder Bastian Schweinsteiger 2015 (zu Manchester United). Es gibt Spieler, die so tief im Verein verwurzelt sind, dass man sie nie im Trikot eines anderen Klubs sehen möchte. Sepp Maier und Katsche Schwarzenbeck gingen auch niemals woanders hin.
So geht’s mir jetzt bei Thomas Müller. Ich bin froh, dass er die ersten zwei Tore beim DFB-Pokalspiel in Ulm (am Ende 4:0) erzielt hat. Der neue Trainer Vincent Kompany wurde in seiner Haltung bestätigt, dass der alternde Mittelfeldwusel (er wird bald 35) noch immer wertvoll für seine Mannschaft sein kann.
Nicht auszudenken, was passiert, wenn Vincent Kompany plötzlich rumtuchelt: Bankdrücker, wie Thomas Müller unter Trainer Tuchel in der Saison 2023/24 einer war, denken schnell und entschlossen an Abschied. Bayern ohne Müller: Geschichte darf sich nicht wiederholen. Er ist der beste Botschafter des Vereins.
Die Kims und Upamecanos dieser Welt sind immer nur auf eine endliche Zeit Angestellter des Vereins. Irgendwann gehen sie wie jetzt Matthijs de Ligt oder Noussair Mazraoui in die Ferne. Bayern München war nur eine Zwischenstation ihrer Karriere, sie selbst allenfalls eine Fußnote der Vereinsgeschichte.
Bei Thomas Müller ist das anders. Er alleine hat mit dem FC Bayern München mehr Meisterschaften gewonnen als Borussia Dortmund seit der Gründung 1909 und doppelt so viele wie Bayer Leverkusen und VfB Stuttgart zusammen. Er ist nicht mehr der schnellste. Aber immer noch erfolgshungrig. Das ist gut.
Und nicht das einzige. Er, der Vorzeige-Oberbayer, spielt jetzt 24 Jahren im Verein, seit er als 11-Jähriger vom TSV Pähl kam. 473 Spiele in der Bundesliga und 151 Spiele in der Champions League später wäre er zwar bald als Schnäppchen zu haben; sein Vertrag läuft 2025 aus. Aber Weggang darf nicht die Lösung sein.
Er schenkt seinen Bayern ja ein bisschen Zeit, wie sie mit ihm nach der Karriere verfahren wollen. Trainerlaufbahn, Vereinsrepräsentant, Klubmanagement: Irgendwo muss es Möglichkeiten geben, „Radio Müller“ (O-Ton Tiger Gerland) auf Sendung zu bringen – damit wir ihn nicht im falschen Trikot erleben müssen.