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Stolperfallen in der Bundesliga, wohin man auch schaut
Fever Pit'ch-Kolumnist Alex Steudel wundert sich über die vielen Schwächeanfälle der Topklubs und freut sich für die neuen Helden der Bundesliga

Foto: IMAGO/Eibner
Inhaltsverzeichnis
In dieser Bundesliga-Saison läuft alles anders als sonst. Keine Top-Mannschaft hat bisher so richtig überzeugt. Vorjahres-Vizemeister VfB Stuttgart und Champions-League-Finalist Borussia Dortmund leisten sich Gesellschaft im Tabellennirvana, RB Leipzig bewegt sich stets am Rande einer Trainerentlassung und ist Fünfter.
Auch der Deutsche Meister Leverkusen hält meist sicheren Abstand zu seiner alten Form – Ausreißer nach oben wie gestern das 4:3 in Stuttgart ausgenommen. Und Tabellenführer Bayern hat mehr Aussetzer als ein Käfer, Baujahr ’69. Die Münchner holten zuletzt gegen einen Abstiegskandidaten wie Bochum und bei Union Berlin in Summe nur einen Punkt. Sie stehen zwar im Viertelfinale der Königsklasse, haben aber schon sechs Saisonspiele verloren.
Kurz: Keiner der ersten Fünf des Vorjahrs (Bayer, VfB, Bayern, Leipzig, BVB) ist so richtig gut. Die Folge: Wir interessieren uns plötzlich für Vereine wie Mainz und Augsburg. Sogar die Mönchengladbacher sind Siebter. Was machen die da oben?
Die Spitze wird stumpf. Ist das schlecht, oder ist das traurig?
Antwort: Es ist auf jeden Fall besser als 15 Bayern-Meistertitel am Stück. Der angenehme Nebeneffekt ist nämlich, dass plötzlich Helden geboren werden, wo wie sie nie erwartet hätten.

Augsburg und Torwart Finn Dahmen etwa. Seit 614 Minuten ist der FCA ohne Gegentor – das ist die fünftlängste Weiße-Westen-Serie der Bundesligageschichte. Am nächsten Spieltag könnte Dahmen sogar an Oliver Reck/Bremen und Koen Casteels/Wolfsburg vorbei auf Platz drei hechten. Dann hätte er schon Oliver Kahn (803) und Spitzenreiter Timo Hildebrand (885) im Visier.
Bei einem Klub wie Augsburg kommt sowas bestimmt sofort in die E-Mail-Signatur.
Die Neue-Helden-Liga feiert auch einen wie Tim Kleindienst. Früher trotz seiner 1,94 Meter ein recht unscheinbarer Mittelstürmer aus Heidenheim, steht der Gladbacher heute mit 15 (!) Ligatreffern auf Platz drei der Torjägerliste und ist Nationalspieler. Er hat sogar Tattoos.
Kleindienst ist ein richtiger Neuner, der nach seiner Einwechslung beim Stand von 0:1 im WM-Viertelfinale in der Not die Bälle reinmogeln kann, damit die seltsamen Schirientscheidungen der Engländer nicht so ins Gesicht fallen.
Mehr Helden gefällig? Jonathan Burkardt trifft kleindienstmäßig, aber in Mainz. Dort – Achtung: Noch ein Held! –, wo sie bereits die Bronze für ein Bo-Henriksen-Denkmal schmelzen, weil der Trainer den Klub auf eine Weise in Richtung Champions-League-Level geführt hat, dass die Fan schon sagen: „Thomas … who? Jürgen… wer?“
Die Liga-Spitze schwächelt? Das hat auch seine Vorteile. Genießen wir den Moment. Denn er ist bestimmt irgendwann wieder vorbei.
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