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Steffen Baumgart: Beim HSV Mann des Spiels

Der HSV und seine Lusr auf unnötige Spannung nach einer hohen Pausenführung: Immerhin, diesmal ging's gegen Magdeburg gut

Foto: Imago / Eibner

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Der Hamburger SV kann sich eigentlich nur an eins gewöhnen. Daran, dass er sich nichts gewöhnen kann. Das Spiel gegen den 1. FC Magdeburg war der gefühlt hundertste Beweis für die Manie in diesem Verein. Wenn eine Mannschaft zur Halbzeit 3:0 führt, die Chance aufs vierte Tor hat und der Gegner bis auf die Auswärtsfans mucksmäuschenstill ist, können die letzten 40 Minuten nicht so aussehen. Aber dieses Spiel am Ende mit 3:1 zu gewinnen, nur zwei Torchancen aus dem Spiel zuzulassen, ist eine neue Qualität in Hamburg. Der HSV kann plötzlich verteidigen. Und fühlt sich fast wohl in der neuen Rolle. Das ist der Verdienst von Trainer Steffen Baumgart.

In der Vergangenheit hätte der ewige Aufstiegsfavorit an der Roten Karte für Sebastian Schonlau zerbrechen können. Spätestens nach dem Elfmeter für Magdeburg hätte das ganze Stadion gezittert. Aber warum ist nach einem kurzen Ruckler im Betriebssystem nichts mehr passiert?

"Wir schauen nur auf uns" kann wahrscheinlich kein HSV-Fan mehr hören. Mit diesem Motto wäre dieses Spiel heute nicht gewonnen worden. Der HSV musste direkt reagieren. Lucas Perrin kam zum wohl stressigsten HSV-Debüt aller Zeiten. Er kam für Zauberfuß Dompé. Von da an hieß es "Bus Parken" vor der Südtribüne. Und keiner war sich dafür zu schade. Davie Selke verteidigte am rechten Flügel. Ludovit Reis musste nochmal mehr laufen als ohnehin schon im Spiel. Lukasz Poreba kam rein und erledigte seine Arbeit. Laufen, Gegner stellen, verschieben und alles wieder von vorn. Magdeburg fiel nichts ein. Das Momentum kippte nach 10 Minuten Überzahl wieder in Richtung Hamburg. Es gab nur noch eine große Chance für den FCM, bei der Keeper Heuer Fernandes nur stehen bleiben musste.

Eigentlich musste der Torhüter heute nichts anderes machen. Denn auch schon in der ersten Halbzeit waren Baumgarts Jungs der Herrscher im Ring. Der Matchplan ging voll auf. Bereits nach fünf Minuten hatte der HSV auf seiner starken linken Seite alle Freiheiten. Dompé auf Muheim, der flankt butterweich of Königsdörffer, Tor. Ein frühes 1:0 wie heute spielt dem HSV mit der neuen abwartenden Rolle perfekt in die Karten. Der HSV musste keine verrückten Sachen machen. Dass Noah Katterbach für 20 Sekunden zu Leroy Sané wird und ein Traumtor zum 2:0 macht, war der Kinnhaken kurz vor der Pause.

Und gegen einen angeknockten Gegner legt jeder gern nach. Davie Selke machte nach einem Standard von Muheim sein viertes Saisontor und zeigte, wofür er als Glatzel-Ersatz verpflichtet wurde. 0% Bullshit, 100% Torgefahr. Keiner bei Magdeburg sah gegen ihn einen Stich. Nach dem Tor lief er zu Baumgart und klatschte mit ihm ab. Dass er auch noch das Trikot vom verletzten Stürmerkollegen Robert Glatzel hochhielt, spricht für seinen Teamgeist.

Der Gegner Magdeburg war mucksmäuschenstill. Auch nach der Halbzeit sah alles nach einem Kantersieg aus. Selke hatte die Chance aufs 4:0. Doch Schonlaus Blackout veränderte das ganze Spiel. Dass sich das Ergebnis nur noch marginal veränderte, liegt vor allem an Baumgart. Er setzt auf die richtigen Spieler und die richtige Spielanlage. Wenn das Spiel sich verändert, reagiert er ohne zu zögern. Vielleicht können sich die HSV-Fans ja daran bald gewöhnen?

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