Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
So viel Schwaben-Power wie heute hatte Fever Pit’ch selten. Alex Steudel, Uli Hoeneß und ab jetzt Christian Prechtl: Der Publizist und PR-Experte, mit der Ausgabe heute Kolumnist bei Fever Pit’ch, schreibt seit 25 Jahren über Sport und Gesellschaft im Allgemeinen und Fußball und den VfB Stuttgart im Besonderen. Er sagt über sich: „Würde- und wirbellose Vereinsmitglieder und Funktionäre prangere ich an.“ Sowas lesen wir bei Fever Pit’ch doch gerne!
Seine erste Kolumne geht – aus gegebenem Anlass – über den VfB Stuttgart. Der Vizemeister hat zwar eine der erfolgreichsten Saisons der Vereinsgeschichte absolviert und kann am Samstag den DFL Supercup gegen Bayer Leverkusen gewinnen. Aber die Sommerpause haben sie genutzt, um ihren Präsidenten abzusägen. So ist das mit den Traditionsvereinen manchmal: Es kommt nicht immer auf die Leistung an. Wir freuen uns auf Christian Prechtls Texte sehr.
Und übrigens auch darauf, dass Uli Hoeneß bald zum Gegenschlag gegen Bayer-Geschäftsführer Fernando Carro ausholt. Der hat ja, wie wir gestern berichtet haben, Hoeneß-Ziehsohn Max Eberl in aller Öffentlichkeit abgewatscht. Alex Steudel kann seine Freude über so viel Bundesliga-Krach kaum verbergen und erinnert uns daran: Was wären wir im deutschen Fußball nur ohne diese Bayern? Ich vermute: ein friedliches, aber langweiliges Völkchen.
Ein aufgebrachtes Wochenende wünscht
Euer Pit Gottschalk
⚽️ VfB Stuttgart – das Jahr danach
Von Christian Prechtl
Das mit dem Abgang zahlreicher Leistungsträger kannten sie in Cannstatt schon aus der Vorsaison. Mit Wataru Endo „Legendo“, mit Borna Sosa und der griechischen Kante Konstantinos Mavropanos waren vor Schließung dieses dämlich lang geöffneten Transferfensters die wichtigen Spieler beim VfB Stuttgart verkauft worden. Das Saisonziel somit Klassenerhalt, sonst gar nix.
Und dann kam es ganz anders.
Genauer gesagt: Es kam eine überragende Saison mit dem zweiten Platz, der durchaus auch ein erster hätte sein können, die 100.000 Mitglieder-Marke wurde locker geknackt, mit Mercedes und Porsche waren die aus schwäbischer Sicht bestmöglichen Investoren an Bord – und dann haben die Damen und Herren Funktionäre nichts Besseres zu tun, als ihre Brusthaarduelle in aller Öffentlichkeit auszufechten, wobei den Damen das natürlich nicht unterstellt sei, die gehen zwar nicht minder fies, aber doch anders ins Gefecht.
Aus den Gräbern des Friedhofs der Funktionäre hatten sich längst die Untoten erhoben, um späte Genugtuung einzufordern. Wilfried „Palpatine“ Porth, Martin „Porno“ Schäfer et.al., Aufsichtsräte, Ehrenräte aller Klassen, vereinigt Euch! Nehmt Rache am Präsidenten Claus Vogt, dem „Fensterputzer aus Böblingen“, der Euch dereinst abgesägt und dem VfB Stuttgart das Tor in eine bessere Zukunft weit aufgestoßen hatte.
Denn eine bessere Zukunft ohne Euch, ohne Porno und Palpatine, das ist keine Zukunft. Zumindest nicht in Stuttgart und schon dreimal nicht beim VfB, diesem Vergnügungsraum für Profilneurotiker, die nicht mit ihrem eigenen, sondern mit dem Geld der sie bezahlenden Unternehmen ins Licht drängen. Es sind große Unternehmen, erfolgreiche Unternehmen. Da macht man doch den VfB, des bissle Fußball, mit dem kleinen Finger der linken Hand.
⚽️ Samstag im Fernsehen
20.30 Uhr, Sat.1: DFL Supercup, Bayer Leverkusen – VfB Stuttgart
⚽️ Klick gemacht
Von Marco Krummel
Die unweigerliche Frage nach der Bedeutung des Supercups musste ja kommen. Und so sehr Sebastian Hoeneß versuchte, die Wichtigkeit des Duells zwischen Meister und Vizemeister hervorzuheben, schränkte der Trainer des VfB Stuttgart seine Ausführungen doch gleich wieder ein. Supercup gut und schön, aber der Ligastart in der Folgewoche habe eben doch eine „höhere Wertigkeit“. Das Spiel am Samstag werde dafür eine Art Generalprobe unter Wettbewerbsbedingungen.
Quasi jährlich kochen rund um den Supercup die Diskussionen wieder hoch. Welche Bedeutung hat der Titel? Wo und wann wird gespielt? Und braucht es dieses Spiel überhaupt? Die Ultraszene hat zu letzterer Frage schon länger eine deutliche Meinung. Auch im Lager der Stuttgarter und der Leverkusener wird es am Samstag zu einem Boykott kommen. „Kirmespokal“ oder „keinerlei sportlicher Reiz“ lauten die Schlagworte der lautstarken Anhänger.
Es ist auch alljährlich wieder eine Machtprobe mit dem von ihnen ungeliebten Veranstalter. Der Supercup der Deutschen Fußball Liga (DFL) wird von den Ultras als reine Kommerzveranstaltung eingestuft. Doch rein sportlich ist der Supercup das Duell der beiden besten deutschen Fußballmannschaften, die Paarung Leverkusen gegen Stuttgart war in der Vorsaison gleich mehrfach ein Leckerbissen.
Die Wahrscheinlichkeit ist also durchaus groß, dass sich in der BayArena ein hoch attraktives Fußballspiel entwickelt – beste Unterhaltung am Samstagabend also. Dann wäre auch die Wertigkeit des „Titels“ Nebensache.
Marco Krummel ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)
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⚽️ Einstecken und austeilen: Was wären wir nur ohne die Bayern?
Von Alex Steudel
Ich habe in dieser Woche zwei interessante Statistiken gelesen. Die erste: 44 Prozent aller Fußballfans glauben, dass der FC Bayern 2025 Meister wird.
Die zweite: 100 Prozent aller Vorsitzenden Geschäftsführer von Bayer Leverkusen glauben, dass der Sportvorstand des FC Bayern nichts auf der Pfanne hat.
Ich würde sagen: Für jeden was dabei, also wie immer, wenn es um den Rekordmeister geht. Der FC Bayern spaltet die Deutschen mehr als die Frage, ob man Nutellabrot mit oder ohne Butter isst.
„Ich halte von Max Eberl nichts, absolut nichts!“
Da mühen sich die Redaktionen landauf, landab, den Leuten mit dicken Sonderheften das neue Fußballjahr schmackhaft zu machen, und dann kommt einer daher und schafft das in einem Satz. Noch nie wurde eine Bundesliga-Saison so gut anmoderiert wie jetzt von Leverkusens Fernando Carro.
Das ist wunderbar. Neu ist es nicht. Seit Jahrzehnten reiben sich alle an den Münchnern; die eine Hälfte der Deutschen verehrt sie, die andere hasst sie. Und nie hören die Diskussionen auf, wie weit dieser Hass gehen darf.
Die Toten Hosen, eine der erfolgreichsten deutschen Bands überhaupt, vertonten ihre Abneigung sogar. Die Hosen sangen um die Jahrtausendwende: „Was für Eltern muss man haben, um so verdorben zu sein, einen Vertrag zu unterschreiben bei diesem Scheißverein?“ Und weiter im Text: „Es kann so viel passieren. Es kann so viel geschehen. Nur eins weiß ich hundertprozentig: Nie im Leben würde ich zu Bayern gehen.“
Das Lied erreichte Platz 8 der deutschen Hitparade. Ein Bayernfan würde sagen: Das ist ja nicht mal internationales Geschäft.
Als Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer 2013 nach dem Triple die Trainingsintensität der Konkurrenz als mögliche Ursache der vielen Münchner Erfolge ausmachte, platzte BVB-Trainer Jürgen Klopp der Kragen: „Ich an Matthias Sammers Stelle würde jeden Morgen, bevor ich das Bayern-Trainingsgelände betrete, Gott danken, dass irgendjemand auf die Idee gekommen ist, mich dazuzunehmen.“ Dortmund-Boss Hans-Joachim Watzke unkte, die Bayern wollten Borussia Dortmund „zerstören“.
Paul Breitner sagte einmal: „Wir können für die Unfähigkeit anderer Klubs und Verantwortlicher nichts.“ Frankfurt-Manager Heribert Bruchhagen konterte: „Das einzige Mal, als er Verantwortung übernommen hat, das war als Korporal im Film ’Potato Fritz‘.“ In dem C-Movie hatte der Weltmeister von 1974 einen gewissen Sergeant Stark gespielt.
Auch typisch Bayern: Klar, dass der Mann nicht Sergeant Schwach hieß.
Zwischen den mächtigen Bayern und dem Rest der Liga krachte es jedenfalls immer wieder, und es ging in beide Richtungen. Unvergessen ist der Sportstudio-Clash, als Manager Uli Hoeneß den neuen großen Kontrahenten Christoph Daum vom 1. FC Köln so hart anging, dass Fernando Carros jüngste Attacke gegen Max Eberl dagegen wirkt wie ein Freundschaftsangebot.
„Der könnte auch Werbung für Schlaftabletten machen“, hatte Daum über Bayern-Trainer Jupp Heynckes gesagt und hinzugefügt: „Die Wetterkarte ist interessanter als ein Gespräch mit Jupp Heynckes.“
Hoeneß konterte vor Millionenpublikum im ZDF: „Ich glaube, du überschätzt dich hier maßlos. Du musst mal da oben schauen. Das ist ein Ball über dir, das ist kein Heiligenschein.“
Einstecken, austeilen, Rekordmeister werden – das war schon immer die Strategie der Bayern. Das Schöne daran: Auf Einstecken folgte sofort Austeilen und umgekehrt. Einmal, als Lothar Matthäus nicht mit Kritik an seinem Ex-Klub aufhören wollte, schlug Hoeneß live im Doppelpass zurück. Lothar werde bei FC Bayern nicht mal „Greenkeeper“, ätzte er.
Als Hoeneß ins Gefängnis kam, geiferten die Toten Hosen bei einem Konzert in der Münchner Olympiahalle: „Die Bayern haben Uli Hoeneß für sechs Millionen an die JVA München verkauft.“ Fies.
⚽️ Kühne These im Fever Pit’ch Podcast
Die Bayern und ihre Ansprüche 2024/25
Ein kühner Vergleich, den Fever Pit’ch-Kolumnist Alex Steudel in der neuen Podcast-Ausgabe anstellt: Was haben der neue Bayern-Coach Vincent Kompany und die Lichtgestalt Franz Beckenbauer gemeinsam? Er verrät es im Podcast und diskutiert mit Pit Gottschalk und Malte Asmus über die Erwartungen an den neuen Bayern-Coach und die Chancen der Bayern, nach der titellosen Vorsaison zurückzuschlagen. Aber natürlich ist auch der überraschende Angriff von Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro auf Max Eberl ein Thema. Alex Steudel ist sich sicher: Der wird nicht folgenlos bleiben. Er glaubt, Uli Hoeneß bastelt schon an einer passenden Antwort. Zum Podcast: Hier klicken!
⚽️ Was sonst noch so los ist
Drei dicke Torwart-Patzer in nur neun Minuten
Manuel Baldé, Torwart von Portugal-Klub FC Penafiel, erwischte gegen Oliveirense einen Tag, der schon mehr als gebraucht war. Innerhalb von nur neun Minuten leistet sich der Keeper drei Patzer, die zu Gegentoren führen. Komplett fertig nimmt ihn der Trainer nach nur 12 Minuten runter. Aber das ganze hat doch noch ein Happy End. Zum Video: Hier klicken!
⚽️ Alle mal herhören!
Der Wörterbuch der Fußballsprache
In der neuen Podcast-Folge von „Bosses Bundesliga Blog“ spricht Ralf Bosse mit dem Sprachwissenschaftler Armin Burkhardt über die Sprache der Fußballreporter. Gemeinsam werfen sie einen Blick in die Welt der Fußballbegriffe und beleuchten, wie sich die Sprache im Laufe der Zeit entwickelt hat. Burkhardt erklärt, warum bestimmte Ausdrücke so beliebt sind und wie sie den Fußball prägen. Sie diskutieren, wie Fans, Spieler und Medien das Vokabular beeinflussen und welche Begriffe es aus den Stadien in unseren Alltag geschafft haben. Eine interessante Reise durch die Sprache des Fußballs, die zeigt, wie Worte das Spiel bereichern. Zum Podcast: Hier klicken!