Schwaben halten Bayern und die halbe Welt in Atem
VfB, Nationalmannschaft, Tuchel, Klopp? Nie war das Ländle so wertvoll wie heute – findet der Kolumnist
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Von uns Schwaben ist überliefert, dass wir alles können: Ob Autos, Bruttosozialprodukt, Dialekt, effizienter Umgang mit Wertanlagen – uns macht keiner etwas vor. Als zum Beispiel der Bayer gerade dahinterkam, dass einem Auto Bremsen guttäten, hatten wir schon das Anti-Blockiersystem erfunden.
Spätestens jetzt können wir auch Fußball besser, wie schön. Nationalelf, VfB, Klopp, Tuchel – das Ländle hält Bayern und den Rest der Welt in Atem.
Der arme Uli Hoeneß. Kurioserweise selbst Schwabe, wollte er immer seinen FC Bayern zum FC Deutschland machen, und eine Zeitlang schaffte er das auch. Im WM-Finale 2014 standen sechs Bayern auf dem Platz, einer schoss das Siegtor.
Ja, sogar der Ball kam aus Bayern. Doch jetzt ist alles anders.
2024 bilden Schwaben das Gerüst des deutschen Fußballs. Beim legendären 1:0 gegen Holland am Montag standen drei VfB-ler (Leweling, Stiller, Mittelstädt), drei Ex-Stuttgarter (Rüdiger, Kimmich, Anton) und zwei geborene Großraumstuttgarter (Gnabry, Schlotterbeck) auf dem Platz. Macht Acht.
Schwabe Nummer neun, der VfB-Stürmer Deniz Undav, spielte bloß nicht mit, weil er verletzt war.
Vor dem Anpfiff wurden derweil neben Ilkay Gündogan verabschiedet: Neuer, Kroos, Müller. Das Trio: drei Bayern.
Das Ungleichgewicht war nie größer, der FC Ländle Deutschland ist da! Ein Fall fürs Kartellamt?
Die humorlosere Frage lautet: Wann schlagen die Münchner zurück? Bisher haben sie das immer getan und die Regale des Feindes leergekauft.
Aber Samstagabend in München, beim legendären Südschlager, ist das Transferfenster zu. Dann wird es erst mal wieder schmerzhaft (auch wenn Bayern aktuell Erster und der VfB nur Achter ist). Wahrscheinlich stehen in der Allianz-Arena mehr (Ex-)Stuttgarter als Münchner Nationalspieler auf dem Platz. Aber die Schwaben sind ja auch Vizemeister, und Bayern war nur Dritter.
Sowas hat man lange nicht gesehen, so schön, so schöööön! – singt der Schwabe in mir, obwohl Kickers-Fan.
Und das ist nicht alles, wir Schwaben breiten uns momentan aus wie ein Berg Butter in der heißen Pfanne, die ganze Welt spricht über uns. Etwa über Jürgen Klopp, weil er zum Darth Vader des Weltreichs der Roten Bullen wurde und bald die Fußballwelt in Angst und Schrecken versetzt.
Und natürlich über Thomas Tuchel, den bayerischen Schwaben, der einst in Stuttgart studierte, kellnerte und bei den Stuttgarter Kickers spielte. Er hat etwas noch Schlimmeres getan: Tuchel kontrolliert ab sofort den englischen Fußball, er ist seit dieser Woche Nationaltrainer der Three Lions.
Ein Schwabe übernimmt den wichtigsten Posten im Mutterland des Fußballs. Zack, mehr unterwandern geht nicht, dagegen sind sogar die Stuttgarter in Prenzlauer Berg Anfänger. Es ist, als würden auf dem Münchner Oktoberfest Augustiner, Paulaner & Co. einem Fuller’s London Pride-Festzelt Platz machen müssen.
Und zum Verzehr gibt es dann: Ale-Plörre mit Fish und Chips. Und schwäbischen Roschtbraten natürlich.
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