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Der Schalke-Horror: Dritte Liga

In Düsseldorf setzte es die neunte Niederlage der Saison, jetzt droht sogar Abstieg – was läuft bloß falsch bei S04?

Foto: Imago / Moritz Müller

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Der FC Schalke 04 ist mir ein Rätsel, und ich frage mich, ob sich das je ändern wird. Denn kein Profiverein arbeitet derart konsequent gegen alle positiven Vorzeichen an. Nehmen wir die Fans. Kaum eine Mannschaft erfährt so viel Unterstützung wie Schalke – nur Dortmund und Bayern haben in Deutschland einen besseren Zuschauerschnitt. Oder nehmen wir den Kader – nur die Kader von HSV und Hertha BSC sind in Liga zwei wertvoller als der von Königsblau.

Das Ergebnis: null. Schalke droht der Abstieg in die dritte Liga.

Warum klappt in diesem Verein seit fünf Jahren fast nichts? Die Saison 2017/2018 schloss Schalke 04 als Vizemeister ab – in der ersten Liga. Seither ist freier Fall. Aus heutiger Sicht wirkt sogar der Aufstieg 2022 wie ein Betriebsunfall.

Was Schalke auch anpackt, es geht schief. Zuletzt erreichte der im Oktober verpflichtete Trainer Karel Geraerts einen Punkteschnitt von: einskommanull.

Der Horror nimmt kein Ende. Keine Mannschaft der ersten, zweiten oder dritten Liga hat zum Beispiel diese Saison mehr Gegentore (33) kassiert als Schalke 04. Neun Niederlagen setzte es in 14 Spielen. Sogar die Nationalmannschaft kann eine bessere Statistik vorweisen (sieben aus 14).

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Dabei pilgern im Schnitt 61.000 Menschen zu Spielen in der Veltins-Arena. Und am Samstag kamen 15.000 Schalker zum Auswärtsspiel nach Düsseldorf.

Sind die alle Masochisten?

Das Spiel gegen die Fortuna endete 3:5, nach 26 Minuten stand's 0:3, und selbst diese einmaligen Fans verweigerten ihre Unterstützung. Das muss man als Schalker Mannschaft auch erstmal hinkriegen.

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So mancher erträgt die Situation nur mit Sarkasmus. Die drängendsten Fragen, die zurzeit von den Fans diskutiert werden: Reicht das Geld für eine Drittligalizenz? Wie viele Trainer sitzen in dieser Saison noch auf der Bank – fällt der Rekord aus der Saison 2020/21, als es fünf waren? Oder bleibt's bei den üblichen drei?

Und Simon Terodde, der Schalker Kapitän, wird nicht mal mehr eingewechselt, wenn es 1:4 steht. Der neue Trainer scheint kein besonders ausgeprägtes Schalkegefühl zu haben. Vorgeworfen wird ihm auch, dass er bisher nicht mit einer anderen Schalker Legende, Norbert Elgert, Trainer der U19, geredet hat.

Apropos Legenden. Am Samstag habe ich mir die Bank der Schalker angesehen. Da saßen unter anderen Co-Trainer Mike Büskens und Gerald Asamoah (Leiter Lizenzbereich).

Vielleicht ist das Problem von Schalke, dass es langsam zum lebenden Museum wird?

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Die Außendarstellung erinnert jedenfalls weniger an Abstiegskampf als an den frühen HSV: Dort dachten sie auch immer, sie seien zu groß, um zu versagen, und bemühten bei jeder Gelegenheit die gute alte Zeit. Hamburg führte diese Denke aber in die zweite Liga. Schalke, das momentan auf dem drittletzten (Relegations-)Platz steht, könnte bald in Liga drei kicken. Ist ja schon ein kleiner Unterschied.

Die dritte Liga, sagen viele, ist das Ende. Attraktiv, und doch: der Horror. Viele Traditionsvereine finden nicht mehr raus. Der TSV 1860 München etwa, Deutscher Meister 1966 und zwischenzeitlich Bayernligist, irrt dort im bereits sechsten Jahr umher. Der MSV Duisburg, nach Gründung fast 20 Jahre lang Teil der Grundausstattung der Bundesliga? Hat acht der letzten zehn Jahre im Unterunterhaus verbracht. Dynamo Dresden strampelt in Liga drei, Düsseldorf, Hansa Rostock und der Karlsruher SC spielten da, Uerdingen war Gast, der viermalige Meister 1. FC Kaiserlautern auch.

Bis auf Düsseldorf fand übrigens danach keiner mehr zurück in Liga eins.

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