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Nationalelf-Nominierung: Da geht mehr, Herr Nagelsmann!
Fast alle Spieler, die Julian Nagelsmann zum Nations-League-Start eingeladen hat, waren schon bei der EM dabei. Ist das nicht etwas langweilig?
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Ich war gestern ein wenig enttäuscht, als der neue Kader der Nationalmannschaft rauskam. Ich hatte mir für den weltmeisterlosen Neuanfang (ohne Neuer, Müller, Kroos) plus Gündogan-Rücktritt ehrlicherweise ein paar Sensatiönchen von Trainer Julian Nagelsmann erhofft. Also Spieler, die im Baumarkt unbemerkt an einem vorübergehen würden. Jürgen Klinsmann schaffte das nach der verpatzten EM 2004 in vorbildlicher Art, als er zum Beispiel Robert Huth aus demselben zauberte. Der Mann war damals in Deutschland so bekannt wie guter Humor.
Und jetzt? Raum. Can. Henrichs. Häh? Die kenne ich doch schon alle!
„Evolution statt Revolution“, schrieb der „Sportinformationsdienst“, und das ist noch vornehm ausgedrückt. 20 der 23 nominierten Profis könnten „EM 2024: Nicht mal Halbfinal-Teilnehmer“ in ihre E-Mailsignatur setzen. Es wären sogar 22 von 23, wenn Leroy Sané nicht rekonvaleszent wäre und Antonio Rüdiger nach „intensivem Sommer“ (Nagelsmann) kein Time-out bekäme.
Die größte Überraschung ist damit die Nominierung von Angelo Stiller (VfB Stuttgart), und damit hatte ja nun wirklich jeder gerechnet.
Deutschland geht auf Nummer sicher.
Die Gegenfrage ist natürlich schwer zu beantworten: Wer hätte für die kommenden Nations-League-Spiele denn nominiert werden sollen? Nun, ich dachte immer, das sei Aufgabe des DFB und nicht meine. Ich habe leider kein internationales Scoutingnetzwerk.
Aber wäre es nicht schön, pro Kadernominierung grundsätzlich drei „Wildcards“ zu vergeben, um frische neue Spieler zu testen? Zum Beispiel Brajan Gruda, der eben für 31,5 Millionen Euro aus Mainz zum Premier-League-Zweiten Brighton wechselte.
Wenn sie sich nicht behaupten, hat man es eben versucht – man muss sie dann ja nicht gleich im Alex-Zorniger-Style rausekeln.
Was ich schön finde: Stuttgart (Nübel, Mittelstädt, Führich, Stiller, Undav) ist jetzt neben Dortmund (Anton, Can, Schlotterbeck, Groß, Beier) mit je fünf Spielern Hauptsponsor der Nationalmannschaft. Oder sind VfB und BVB vielleicht doch eher Offizielle Ausstatter des B-Teams? Nur einer dieser zehn Männer stand beim EM-Aus gegen Spanien in der Startelf, und das war auch noch der damals chronisch überforderte Emre Can.
So, genug gemeckert …
… ne, einen noch: Der FC Bayern, den Ex-Manager Uli Hoeneß ja mal zum Hauptlieferanten des DFB erklärte und das auch eine Zeitlang hielt – beim WM-Finalsieg 2014 standen sechs Spieler des Rekordmeisters in der Startelf, und der eingewechselte Mario Götze erledigte als Siebter den Rest – ist inzwischen auf ein fast historisch mageres Trio runtergemagert: Kimmich, Musiala, Pavlovic, das war’s.
So ändern sich die Zeiten.
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