Matchwinner Leweling: DFB-Team schlägt Niederlande
Der Stuttgarter Wirbelwind trifft mit Wucht und beschert Julian Nagelsmann den perfekten Jahrestag. Das Viertelfinale der Nations League ist perfekt.
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München – Jamie Leweling trifft mit Wucht und beschert Julian Nagelsmann den perfekten Jahrestag. Das Viertelfinale der Nations League ist perfekt.
München Jubilar Julian Nagelsmann gratulierte Matchwinner Jamie Leweling, um ihn herum feierte das Münchner Publikum „völlig losgelöst“ den Prestigesieg: Dank eines Treffers von Super-Debütant Leweling hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei einer rauschenden Weltmeisterparty erstmals die K.o.-Runde der Nations League erreicht. Der Stuttgarter Wirbelwind erzielte mit einem wuchtigen Schuss das 1:0 (0:0) gegen den Erzrivalen Niederlande und bescherte Nagelsmann in München den perfekten Jahrestag als Bundestrainer – auf der Tribüne jubelten die verabschiedeten Fußball-Helden Manuel Neuer und Thomas Müller sowie Ex-Kapitän Ilkay Gündogan mit.
„Wir haben als Mannschaft gewonnen, ich freue mich, dass ich helfen konnte“, sagte Leweling im ZDF ganz cool zu seinem Premierentreffer. Kapitän Joshua Kimmich ergänzte: „Wir sind sehr stolz auf die Leistung, vor allem in der ersten Hälfte haben wir es sehr gut gemacht. Jamie muss man heute herausheben, nicht nur wegen seines Tores.“
Der auffällige Leweling, der erst kurzfristig in die Startelf gerückt war, belohnte das deutsche Team vor 68.367 Zuschauern in der Allianz Arena für eine reife Vorstellung (63.). Die DFB-Auswahl behauptete damit die souveräne Tabellenführung in Gruppe A3 – die Voraussetzungen für die anschließende Abschiedsfeier mit 300 geladenen Gästen waren geschaffen.
Die 2014er-Weltmeister Neuer und Müller wurden vor dem Spiel wie Gündogan unter anderem mit einer riesigen Choreographie in der Südkurve gewürdigt: „Legenden. Danke für alles, Jungs.“ Auch Toni Kroos wurde geehrt, er fehlte allerdings.
Drei Tage nach dem knappen, aber souveränen 2:1 in Bosnien schickte Nagelsmann zwei Neulinge in die Partie: Torwart Oliver Baumann stieg im reifen Fußballeralter von 34 Jahren und 134 Tagen zum drittältesten Debütanten der DFB-Geschichte auf. In der Offensive wurde Deniz Undav, Doppeltorschütze von Zenica, aufgrund von Adduktorenproblemen zudem kurzfristig durch seinen VfB-Kollegen Leweling ersetzt.
Weitere Änderungen vollzog der DFB-Coach im defensiven Mittelfeld, wo er in Bayern-Juwel Aleksander Pavlovic, 20, und dem Stuttgarter Angelo Stiller, 23, auf die Sechs der Zukunft vertraute. In der Innenverteidigung rückte für den Leverkusener Jonathan Tah außerdem Nico Schlotterbeck von Borussia Dortmund ins Team. Im Vergleich zum Hinspiel im September (2:2 in Amsterdam) war die Startelf somit um acht (!) Positionen verändert.
Zurückhaltend startete das DFB-Team deshalb nicht – im Gegenteil. Nach 100 Sekunden traf Debütant Leweling gar sofort. Doch der slowenische Schiedsrichter Slavko Vincic nahm den Treffer mit rund dreieinhalb minütiger Verzögerung wegen einer Abseitsstellung in der Torentstehung zurück. Nagelsmann griff sich entsetzt mit beiden Händen an die Schläfen.
Der scheinbare Traumstart gab die Richtung vor. Das deutsche Team übte viel Druck aus und suchte nach Balleroberungen sofort die Tiefe. Die Niederländer, die ohne ihren mit Gelb-Rot gesperrten Kapitän Virgil van Dijk auskommen mussten, agierten anfangs unstrukturiert.
Die Rio-Helden Neuer und Müller hatten das deutsche Team unmittelbar vor der Partie noch einmal heiß gemacht. Müller „forderte“ am ZDF-Mikrofon: „Ich will Tore sehen.“ Und Deutschland blieb spielbestimmend, agierte in puncto Leidenschaft, Konsequenz und Laufbereitschaft vorbildlich. Der auffällige Leweling vergab nach einer Hereingabe von Serge Gnabry aus zentraler Position die beste Gelegenheit der ersten halben Stunde, Oranje-Kapitän Stefan De Vrij rettete kurz vor der Linie (27.).
Die Elftal erarbeitete sich zunehmend zwar eigene Ballbesitzphasen. Die Kontrolle hatte aber eindeutig die deutsche Notelf, der in der ersten Hälfte jedoch immer ein Hauch zum Torerfolg fehlte. Aus dem Pressing heraus traf Gnabry (40.) nur beinahe kurios, kurz darauf kam Tim Kleindienst einen Schritt zu spät (43.).
Auf den Tag genau ein Jahr nach Nagelsmanns Debüt als Bundestrainer in den USA plätscherte die Partie nach dem Seitenwechsel munter vor sich hin. Gefahr für das Tor von Debütant Baumann entstand zunächst aber nicht, die Niederlande verbuchten im ersten Abschnitt nicht einen Torschuss. Ein Eckball löste schließlich den Knoten. Nach einem geklärten Kleindienst-Kopfball vollendete Leweling mit Wucht.
Auf der Sechs räumte seit der Halbzeit Robert Andrich mit ab, Deutschland war nun um noch mehr Kontrolle bemüht. Aus dem Nichts traf dann jedoch der Ex-Leipziger Xavi Simons für die Niederlande die Latte (77.). Auf der Gegenseite vergab Maximilian Mittelstädt eine Großchance (83.), ehe Leweling bei seiner Auswechslung mit Standing Ovations bedacht wurde. Baumann rettete in der Folge gegen Donyell Malen (90.) glänzend den Sieg.
Foto © AFP/SID/ODD ANDERSEN