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Leverkusen ist das Gegenteil von Mike Tyson
Bayer besiegt seine Gegner erst kurz vor Feierabend. Ein Rekord für die Ewigkeit wird immer wahrscheinlicher
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Ich habe ausgerechnet, dass Bayer Leverkusen noch 14 Spiele bis zur Unsterblichkeit fehlen. Sieben in der Liga, fünf im Europacup und zwei im DFB-Pokal (zum Beispiel heute gegen Düsseldorf). Bleibt Bayer unbesiegt, wird es zur ersten Mannschaft in der Geschichte des deutschen Profifußballs, die eine ganze Saison, 53 Spiele lang, in drei Wettbewerben antrat und nie verlor.
Momentan steht’s 39:0.
Ich habe mein Leben inzwischen nach diesem Rekord ausgerichtet. Es interessiert mich nicht mehr, ob Leverkusen ein Spiel gewinnt oder wie groß der Abstand zu den Bayern ist, sondern nur, ob Leverkusen verliert oder nicht. Ich möchte Zeitzeuge werden und irgendwann meinen Enkeln und denen von Rudi Völler und Reiner Calmund von diesem Rekord erzählen können.
Leverkusen ist übrigens das genaue Gegenteil des legendären Mike Tyson. Das ist der Ex-Boxweltmeister, dessen Kämpfe nachts übertragen wurden, und der meistens in den ersten Sekunden durch monströse K.o.-Schwinger gewann.
Es war eine schwere Zeit: Ich brauchte nur fünf Minuten zu spät aus der Disco heimzukommen, schon stand der Ring voller Leute, und ich sah die Rücklichter des Widersachers von Iron Mike. Für seine Gegner war die Zeit also genaugenommen noch schwerer.
Leverkusen macht es exakt andersrum. Lässt den anderen den Vortritt und haut sie quasi nach der 12. Runde um. Ich schalte Spiele mit Bayer-Beteiligung deshalb so etwa in der 88. Minute ein, weil es dann erst richtig losgeht. Sieben Punkte hat die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso in der Nachspielzeit schon gewonnen.
Warum sich diese Mannschaft die Zeit so gut einteilt, weiß ich nicht. Normalerweise hat das mit Willensstärke zu tun. Aber wie entwickelt man in einem Verein wie Bayer Leverkusen, bei dieser Vorgeschichte, einen Willen, bitte schön? Es ist mir ein Rätsel.
Ich habe noch eine weitere beeindruckende Statistik gefunden. Wären alle Bundesligaspiele in dieser Saison nach 60 Minuten abgepfiffen worden, würde Leverkusens Vorsprung auf Platz zwei nicht 13 sondern null Punkte betragen. Der VfB Stuttgart wäre punktgleich Zweiter.
Aber so: Laterkusen!
Ich habe gestern diesen Begriff gelesen und mag ihn. Wir müssen ja ohnehin einen neuen finden, denn ”Vizekusen” ist bald Geschichte und kommt ins Fußballmuseum, und zwar ins Regal neben ”Abomeister”. Erster ist das neue Zweiter.
Vorderkusen.
Ersterkusen.
Spätikusen. Nachspielkusen.
Uns wird schon was einfallen. Mein Tipp für heute: Düsseldorf führt nach 91 Minuten 1:0, und Leverkusen gewinnt 2:1.
Ganz normales Spiel also.
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