Italien-Legionär wie Hummels: 5 Deutsche haben es bitter bereut

Bisher hat sich für Mats Hummels der Wechsel in die Serie A nicht gelohnt. Aber mit dem Schicksal steht er nicht alleine da

|31. Oktober 2024|
Italien-Legionär wie Hummels: 5 Deutsche haben es bitter bereut
Italien-Legionär wie Hummels: 5 Deutsche haben es bitter bereut

Mats Hummels mit Nicola Cavanis. Foto: Imago / HMB-Media

Auf der Ballon d’Or-Verleihung machte er an der Seite seiner Partnerin eine blendende Figur. Rein sportlich ist er eher eine tragische Figur n dieser Saison. Weltmeister Mats Hummels kam bei AS Rom erst zu einem Kurzeinsatz, bei dem ihm gleich ein Eigentor unterlief. Eine Verletzung warf ihn zurück. Außerdem ist der Trainer, der ihn wollte, nicht mehr im Amt.

Noch ist es zu früh für ein Urteil, ob Hummels in die Liste der Deutschen gehört, für die der Wechsel nach Italien ein Flop war. Das waren die fünf prominentesten Vorgänger von Hummels.

Matthias Sammer

Nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft mit dem VfB Stuttgart und dem zweiten Platz bei der EM in Schweden wechselte der Rotschopf  aus Sachsen im Sommer 1992 zu Inter Mailand. Sein Motiv: „Es war die Kohle!“ Das bereute Sammer schnell, er war isoliert, seine Integration schlug fehl. „Matthias hat mit nichts was am Hut, schläft viel und schaut deutsche Fernsehkanäle“, meldete Mitspieler Ricardo Ferri. Zwar schoss er in elf Einsätzen in der Serie A vier Tore, aber im Winter zog es ihn zurück in die Bundesliga.

Was aus ihm wurde: Es begann die große Zeit von Borussia Dortmund – und die des Matthias Sammer. Die Krönung: Europameister 1996. Als er 1997 mit dem BVB gegen Juventus Turin die Champions League gewann, sahen auch die Italiener, wen sie da allzu früh verloren hatten. Kurz danach aber streikte sein Knie (nach OP-Infektion), 1999 trat er zurück.

Jens Lehmann

Einmal Inter Mailand und dann Dortmund – das war auch das Los von Jens Lehmann. Geplant war es sicher nicht, als Deutschlands damalige Nummer zwei im Sommer 1998 von Schalke 04 in die Serie A wechselte. In Mailand aber überzeugte er nicht und verlor nach nur fünf Einsätzen nach einem Muskelfaserriss seinen Platz im Tor – und prompt die Geduld: „Wenn sich die Situation bis Weihnachten nicht ändert, muss man sich fragen, ob das noch Sinn macht hier.“ Im Fernduell mit Oliver Kahn ums deutsche Tor konnte er auf der Bank keine Argumente sammeln. Auch stellte er fest: „Wenn ich eins unterschätzt habe, dann dass ich hier in Italien nicht so im Blickpunkt stehe.“ Im Winter 1998/99 ging es prompt zurück in den Pott – nun zu den Schwarz-Gelben.

Was aus ihm wurde: Er spielte noch bis 2010. 61 Länderspiele (59 nach Rückkehr), Vize-Europameister 2008, WM-Dritter 2006, Deutscher Meister 2002, Englischer Meister und Pokalsieger 2004.

Jerome Boateng

Auf der Zielgeraden seiner Karriere wechselte der Weltmeister im Winter 2023/24 zu Abstiegskandidat US Salernitana. Er hoffte nach dem Reinfall in Lyon auf Spielpraxis, der Klub auf den Klassenerhalt. Ein klassisches Missverständnis. Boateng, permanent angeschlagen, schaffte es nur achtmal in den Kader bei  sieben Einsätzen – aber keinen kompletten. Insgesamt spielte er 238 Minuten, gewann nie mit US und stieg erstmals ab.

Was aus ihm wurde: Der 36jährige drückt jetzt beim Linzer ASK die Bank und stand noch in keiner Partie in der Startelf.

Lukas Podolski

Weltmeister war er schon, nun wollte er noch etwas von der Welt sehen. Im Januar 2015 wechselte Poldi mit 29 auf Leihbasis vom FC Arsenal in London zu Inter Mailand. Dort nahmen sie ihn nicht in den Kader für die Champions League-Spiele auf, in der Serie A kam er meist von der Bank und in 17 Einsätzen nur zu einem Tor. An einer Verlängerung des Leihgeschäfts hatten beide Seiten kein Interesse mehr, das Intermezzo endete geräuschlos.

Was aus ihm wurde: Podolski hatte weitere vier Vereine in drei  Ländern (Türkei, Japan, Polen), spielt heute noch für Gornik Zabrze. Für Deutschland nahm er an der EM 2016 teil und trat 2017 mit einem Tor im 130. und letzten Länderspiel gegen England umjubelt ab.

Stefan Effenberg

Nach einer Saison, die er mit dem FC Bayern im Abstiegskampf verbrachte, suchte der damals einzige deutsche Münchner Nationalspieler 1992 das Abenteuer. Beim AC Florenz hoffte er auf bessere Zeiten, doch zusammen mit Spezi Brian Laudrup kam er vom Regen in die Traufe. Zwar war er auf Anhieb Kapitän, aber im Februar 1993 standen 500 Fans beim Training und buhten die Spieler aus. Einige trugen ein Transparent mit der Aufschrift „Schäm Dich, Effenberg“. Am Saisonende stieg die Florentina sensationell ab, Effe musste sich in fremden Wohnungen vor Fans verstecken. Auch wenn Wiederaufstieg gelang und er einen Stammplatz hatte – rein sportlich war Florenz für ihn ein Flop. 1994 kam er zurück nach Mönchen-gladbach, wo 1987 seine Bundesligakarriere begonnen hatte.

Was aus ihm wurde: 1995 Pokalsieger mit Gladbach, 1999, 2000 und 2001 als Kapitän Meister mit Bayern, 2001 Gewinn der Champions League. Eher trauriges Karriereende (2003 Flucht aus Wolfsburg, 2004 Intermezzo in Katar).