zum Inhalt

Ist Jürgen Klopp keiner von uns?

Ist am Ende Jürgen Klopp etwa doch keiner von uns? Fever-Pitch-Kolumnist Matthias Esch schreibt nicht nur über dieses Thema, sondern spricht auch darüber, in seinem Podcast "Gästekurve".

Inhaltsverzeichnis

"Die Fussballromantik, ist wie der Weihnachtsmann. Irgendwann, weißt du, es gibt ihn nicht und trotzdem bist du weiter Fußballfan."

Ein treuer Hörer unseres Podcasts Gästekurve hat uns diesen Satz geschickt und den neuen Job von Jürgen Klopp bei Red Bull damit in ein passendes Bild gefasst, das wir in dieser Folge noch einmal aufgreifen, und ja es macht Sinn:

Wir feiern Weihnachten mit dem Wissen: Es ist ein kapitalistisches Fest geworden, das oft aus Geschenkewahn und Terminstress besteht.

Wir schauen Fußballspiele und wissen: Aus diesem einst unschuldigen Spiel ist ein durchinstrumentalisiertes und durchgeplantes Geldgeschäft geworden.

Jürgen Klopp hat mit seiner authentischen Art für uns alle diese Dinge immer ein Stück weit ausgeblendet. Dass ausgerechnet er nun zu einem Konzern wie Red Bull geht, ist hart. Doch langsam wird auch dem letzten Romantiker klar: Die Werte, die es noch zu wahren gilt im Fußball, wahren die Fans. Das ist ihre Aufgabe. Gegen Montagsspiele, gegen überteuerte Ticketpreise usw.

Aber es ist nicht die Aufgabe von Jürgen Klopp. Jürgen Klopp ist Geschäftsmann. Einer der sich verdammt gut verkauft und sehr viel Ahnung von Fußball hat. So wird er auch bei Red Bull arbeiten und ackern. In meinen Augen ist das kein Verrat am Fußball, sondern eine Blauäugigkeit all derer, die ihn vorher für den absoluten Messias gehalten haben. Dazu habe ich übrigens auch eine ganze Zeit lang gehört. Eben weil dieser Mann so unglaublich authentisch rüberkommt und dazu dann noch so ein brillanter Trainer ist.

Mitte 2024 will er genau das nicht mehr sein. Er ist leer und will weg. Weg aus dem täglichen Trainer-Rampenlicht, weg von 700 Menschen, die mit ihm Geld verdienen wollen. Im Fußball, in anderen Werbeprojekten, womit auch immer. Weg aus dem Druck, rein in einen hoch dotierten Job, der ihm Sicherheit, neue Experimentierfreude und jede Menge Spaß bringt - eventuell sogar die Möglichkeit doch noch einmal als Bundestrainer zurückzukehren. Red Bull bietet ihm genau diesen Job.

Eine perfektere Karrierechance gibt es doch gar nicht. Wer hätte sie nicht angenommen? Vielleicht diejenigen, die wissen, dass der Red Bull-Konzern gerne jede Menge Tricks anwendet, um seine Ziele durchzusetzen. "RB steht für Rasenball." Was haben wir gelacht. "Wir geben dem Örtchen Markranstädt, wo RB Leipzig "her kommt" etwas zurück". "Wir tun das, um der Region einen fußballerischen Fortschritt zu verpassen." "Die RB-Vereine werden keine Spieler untereinander transferieren." Was haben wir gelacht. Mir tun die Wangen weh.

Für dieses Unternehmen arbeitet Jürgen Klopp also ab Januar. Schon nachvollziehbar, dass das Vielen weh tut. Gerade denen, die "the normal one" für einen Werteritter gehalten haben. Nun, er ist es nicht. Damit müssen wir uns abfinden. Wie mit der Tatsache, dass es ja auch keinen Weihnachtsmann gibt. Wir feiern trotzdem weiter Weihnachten und gucken trotzdem weiter Fußball.

Matthias Esch spricht in seinem Podcast wöchentlich mit Comedian Christian Schiffer über diese und andere Entwicklungen im Fußball. In der aktuellen Folge widmen sie sich ausführlich der Thematik Klopp, schauen außerdem auf die anstehenden Länderspiele und eine sehr dubiose Geschichte über ein Fußballbüdchen in Düsseldorf.

Kommentare

Aktuelles