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HSV und Hertha in einer Liga: Was wird wohl alles passieren?
Heute beginnt die Zweitliga-Saison. Die Besetzung könnte nicht besser sein: Die Skandalnudeln des deutschen Fußballs sind endlich vereint
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Endlich wächst zusammen, was zusammengehört: Hertha BSC und der HSV, die beiden Skandalnudeln des Fußballs, spielen jetzt in einer Liga, der zweiten, also demnächst auch gegeneinander. Man weiß gar nicht wohin mit seinem Glück.
Landauf, landab dehnen die Skandalberichterstatter schon ihre Fingergelenke und reinigen die Tastaturen – Elon Musk soll sogar die Speicherkapazitäten seiner Twitterserver erweitert haben. Alles ist bereit für eine zweite Liga mit doppelt soviel Pleiten, Pech und Pannen wie bisher.
Was wird wohl alles passieren?
Ich hatte in der Sommerpause zu diesem Thema eine kleine, aber freundschaftliche Auseinandersetzung mit einem Kollegen aus Berlin. Er behauptete, Hertha BSC habe dem HSV inzwischen den Rang abgelaufen und gehöre in Sachen Unterhaltungswert doch eigentlich zurück in die erste Liga.
Eine steile These, finde ich, denn Hamburg verfügt über geballte und vor allem jahrelang aufgebaute Versagenskompetenz. Hier wurden Meilensteine gesetzt, um die man die Hansestadt überall beneidet.
Ich entgegnete dem Kollegen, seiner Theorie folgend müsse der HSV mindestens in der Champions League spielen.
In Hamburg wurde zum Beispiel der im Park herumliegende Arbeitsvertrag erfunden, und der HSV hält auch das Patent auf den nicht wiedergutzumachenden Abstieg – fünfmal misslang das Projekt erste Liga, während Hertha den Liga-Aufzug schon abgenutzt hat.
An den Finanzen kann es in Hamburg nicht liegen. Der Nicht-Aufstieg des HSV wird Jahr für Jahr präsentiert von den edelsten und spendabelsten Sponsoren und durchgeführt von den teuersten Spielern.
Hamburg ist die einzige Stadt der Welt, in der Geld keine Tore schießt.
Wie schafft man das? Ich habe nicht die geringste Ahnung, und die Klubführung offenbar auch nicht, und das macht die Sache ja gerade so unterhaltsam.
Die Berliner haben aber, das gebe ich zu, in jüngster Vergangenheit viel getan, um sich als Hauptstadt-HSV zu profilieren. Das Ganze wird zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen, nur halt in der Rückwärtsbewegung.
Da wirkt sogar der dritte Traditionszweitligasuperklub im Bunde, Schalke 04, seriös wie ein DAX-Vorstand in Anzug und Krawatte.
„Windhorst-Abgang mit Einsatz von Detektiven, Bobic-Rauswurf, mehrere Arbeitsgerichts-Prozesse, Abstieg, Lizenz fast weg „, listete jedenfalls der Kollege aus Berlin auf, um mich zu beeindrucken – und „jetzt Kneipen-Schlägerei“. Gerade hatten die Berliner einen ihrer Spieler an die örtliche Polizei verloren.
Hamburg habe, so der Kollege, im Vergleich zuletzt „stark nachgelassen“. Ich entgegnete im Stakkato: „Wir hatten dieses Jahr illegales Autorennen, Dopingskandal, Jansen-Rücktritt, Relegations-Aus.“ Nach besagtem Wettfahren wurden übrigens zwei HSV-Spieler von der Polizei vernommen, nicht nur einer wie bei Hertha. 2:1 für den HSV.
Und dann ist da noch der Milliardär Kühne, der menschgewordene Geldstarkregen. Seit Jahren kündigt er seinen Ausstieg beim HSV an, um jedesmal gleich danach doch wieder Millionen in derartigen Mengen zuzuschießen, dass man damit wahlweise ein Dritte-Welt-Land retten oder sämtliche Leasingratenrechnungen von Cristiano Ronaldo begleichen könnte.
So ist das eben beim HSV, seit vielen Jahren geht das so: Viel wird versucht, und es klappt nichts, und nie hat es Konsequenzen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Deutsche Bahn Trikotsponsor wird.
Hertha BSC muss diese Saison erst beweisen, dass man auf diesem Level mithalten kann. Lasst die Spiele beginnen!
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