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Gelsenkirchen verspottet, Ronaldo kommt trotzdem

Alle nörgeln, weil beim ersten EM-Spiel auf Schalke so viel schieflief – es kann nur besser werden, findet der Kolumnist

Foto: Imago / Lueger

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Der Gelsenkirchener hat’s schwer in diesen Tagen. Als genüge es nicht, dass der FC Schalke 04 nach dem Abstieg in die zweite Liga dort nur Zehnter wurde, nörgelt und spottet jetzt auch noch halb Europa über seine schöne Stadt – weil bei der EM-Premiere 2024 so einiges schieflief, gastgebertechnisch.

Erst beschwerte sich ein englischer TV-Reporter, der aus München angereist war, auf „X“ über das krasse Leistungsgefälle und beklagte, dass man in Gelsenkirchen mit einer Kreditkarte nicht weit komme. Am Sonntag störten dann rund um das Spiel Serbien-England (0:1) überfüllte Bahnsteige, weil Züge ausfielen, und bei der Abreise kam es zu elend langen Wartezeiten. Die Nerven der Fans wurden in Gelsenkirchen auf eine harte Probe gestellt.

Erst dachte ich: Fans, mit den Nerven am Ende? In Gelsenkirchen? Eigentlich war‘s dann ja ein ganz normaler Sonntag auf Schalke.

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Für den Newsletter schreibt Alex Steudel erfrischende Kolumnen.

Grundsätzlich kann man sagen: Wer nach Gelsenkirchen reist, muss wissen, worauf er sich einlässt. Die Stadt landet bei Umfragen zu den schönsten deutschen Städten regelmäßig nicht unter den ersten drei. Das liegt daran, dass es deutscher als Gelsenkirchen vermutlich nicht geht. Hochglanztage sind dort eher selten. Die Suchwortkombi „Gelsenkirchen Sehenswürdigkeiten“ treibt die Server bei Google ans Limit ihrer Leistungsfähigkeit.

Auf Platz 1 und 2: Alma Park und Zoom Erlebniswelt. Nie gehört? Tja.

Das macht aber nichts, Deutschland ist eben mehr als Schloss Neuschwanstein, Daimler, Brandenburger Tor und Vip-Loge in der Allianzarena.   

Außerdem: Wie soll sich eine Stadt, in die nie ein Mensch will, angemessen auf dessen Abreise vorbereiten?

Nun gut, ich rede vom hohen Ross, ich lebe in Hamburg. Biege ich links ab, stehe ich vor der Elbphilharmonie, gehe ich nach rechts, auf den Landungsbrücken. Ein paar Schritte weiter setze ich mich in den Zug und bin gleich in Berlin.

So. Ist euch etwas aufgefallen?

Verkehrschaos nach EM-Spiel: Stadt Gelsenkirchen wehrt sich gegen Fan-Kritik – „Da kann es schon mal voll werden...“
Nach dem EM-Spiel England gegen Serbien kam es in Gelsenkirchen Sonntagnacht offenbar zu einem Verkehrschaos am Hauptbahnhof. Die Folge: Fans, die stundenlang auf Züge warten mussten. Während die Stadt betont, es sei nichts schiefgelaufen, üben Fans deutliche Kritik.

Hamburg. Schalke. Berlin. Dazu noch Düsseldorf. Und ab jetzt auch Köln. Unsere Europameisterschaft findet in der zweiten Liga statt. Ist das ein Makel? Natürlich nicht. Im Gegenteil, wir treiben’s auf die Spitze.

Das EM-Finale wird in einem Stadion ausgetragen, in dem sich vor ein paar Wochen noch Bouchalakis den Ball an Kleinhansl vorbeigelegt hat. Und schon morgen spielt in der Schalker Arena Spanien gegen Italien, also Europameister 2012 gegen Europameister 2021.

Kleiner Tipp für die Fans: Rechtzeitig Anreisen und Sightseeing einplanen. Gestern fand ich nämlich auf einer Uefa-Seite folgenden Hinweis:

„Entdecke Gelsenkirchen! Fahre 90 Minuten mit unserem Doppeldecker Bus und erfahre alles über unsere fußballverrückte Stadt.“

Schnell dazugelernt.

Das Beste zum Schluss. Am 26. Juni, also nächste Woche Mittwoch, spielt auf Schalke Georgien gegen Portugal.

Das heißt: Cristiano Ronaldo kommt nach Gelsenkirchen!

Hoffentlich hat er seine EC-Karte dabei.

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