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EM-Prämie vs. Olympia-Prämie: unverschämt und unfair

Die deutschen Olympiasportler verdienen im Schnitt 7,41 Euro pro Stunde. Nicht mal Gold wird in Geld aufgewogen.

Basketball-Gold für Deutschland: Dieser Moment ist viermal 20.000 Euro wert. Foto: Imago / HMB-Media
Basketball-Gold für Deutschland: Dieser Moment ist viermal 20.000 Euro wert - ein Fünftel von dem, was ein Nationalspieler beim EM-Titel kassiert hätte. Foto: Imago / HMB-Media

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Während Olympia habe ich mich manchmal gefragt: Wie viel Geld würde ich zahlen, um einmal Gold zu gewinnen? Ich gebe zu: ein kleines Vermögen. Aber der Moment, wenn man in einer Sportart der Beste der Welt ist, auf dem Siegertreppchen oben steht und seine Nationalhymne hört, ist unbezahlbar. Nicht viele Deutsche dürfen diesen Augenblick erleben.

Dem aktuellen Medaillenspiegel bei Paris 2024 können wir entnehmen: Die Deutschen holten bislang achtmal Gold - die Hälfte davon die Reiter. Der olympische Triumph ist so wertvoll, dass Olympiasieger kein großes Geld für die Ausübung ihres Sports bekommen. Ich habe eine Studie der Deutschen Sporthilfe aus dem Jahr 2019 gefunden, die mich schockiert hat. 

Der Stundenlohn eines deutschen Olympiateilnehmers beträgt 7,41 Euro - das sind fünf Euro unter dem Mindestlohn. Die Sporthilfe peppt die Einkünfte mit Prämienzahlungen auf: 20.000 Euro für Gold, 15.000 Euro für Silber, 10.000 Euro für Bronze. Das ist nicht viel und trotzdem eine gut gemeinte Anerkennung. Olympiasportler in Schwarz-Rot-Gold sind leidensfähig.

Unfair ist die Entlohnung im Namen des Vaterlandes trotzdem. Ich denke an die Fußballprofis, die kürzlich an der Europameisterschaft teilgenommen haben. Alle sind sie reiche Männer, alle 26 im Kader, und bräuchten keine finanziellen Zuwendungen. Der DFB stellte jedem Millionär in kurzen Hosen dennoch eine Riesenprämie in Aussicht: maximal 400.000 Euro bei der Heim-EM.

In diesem Vergleich zwischen Olympia und Fußball erreicht unsere Gesellschaft sehr schnell die Kernfrage des deutschen Sports: Was ist uns Olympia wert? Alle vier Jahre erleben und feiern wir Sportlerinnen und Sportler, von denen die allermeisten kein Luxusleben führen, sondern muffige Sporthallen und spärliches Equipment in Kauf nehmen, um ihrem Traum nachzujagen.

Das Risiko liegt ganz bei ihnen: Glanz und Gloria gibt’s nur, wenn man vorne landet. Für alle anderen gilt: Außer Spesen nichts gewesen. Die Olympia-Bosse um IOC-Präsident Thomas Bach wollen das genau so: Sie selbst nehmen Milliarden mit der Vermarktung der fünf Ringe ein - aber die wichtigsten Protagonisten im System, die Athleten, machen für Ruhm und Ehre mit.

Zumindest die Leichtathletik wagt erstmals den Aufstand gegen die traditionsreiche IOC-Regelung und wiegt Gold in Geld auf. 50.000 US-Dollar Prämie kassieren Olympiasieger. Auch das: eine überschaubare Wertschätzung im Vergleich zu den männlichen Profifußballern. Wir kommen an der Kernfrage nicht vorbei: Was ist uns Deutschen Olympia wert?

Wir können die Sportler nicht einerseits knapp bei Kasse halten und andererseits Enttäuschung über aktuell Platz 10 im Medaillenspiegel empfinden. Andere Nationen drücken ihre Unterstützung sechsstellig aus: vorneweg Singapur, das 700.000 Euro bei Olympiasiegen zahlen, aber auch Israel, Serbien und Italien sind mit Summen von bis zu einer Viertelmillion großzügig.

Wir stecken aussichtsreiche Athleten gerne in den staatlichen Dienst, um ihnen ein Mindestmaß an finanzieller Sicherheit und gleichzeitig Trainingsstunden zu ermöglichen. Oftmals balancieren Sportler Studium und Sport miteinander aus oder vertrauen darauf, dass Sponsoren und Vereine ihre Leidenschaft in barer Münze teilen. Reich wird hier keiner. Im Gegenteil.

Spitzensport ist in Deutschland zu häufig ein Kampf am Existenzminimum. Nicht jeder kann wie die Leichtathletin Alicia Schmidt eine Gefolgschaft von 5,3 Millionen Instagram-Fans aufbauen und darüber Werbeverträge in Fußballer-Dimensionen ködern. Die meisten haben Glück, wenn sie aus der Sportkarriere Kontakte und Karma mitnehmen und eine neue Karriere starten können.

Der ehemalige Profischwimmer Markus Deibler, 2014 immerhin Weltmeister, hatte irgendwann die Schnauze voll von mühseligen Trainingsbahnen am frühen Morgen, schmiss alles hin und gründete die Eisdiele „Luicella’s“ mit einem originellen Konzept. Seine Eissorte findet man heute überall bei Edeka im Supermarkt. Aber solche Karrieren sind eine Ausnahme.

Von der Stiftung Deutsche Sporthilfe weiß ich, dass sie in bester Absicht handelt. Aber Einnahmen aus Veranstaltungen wie „Ball des Sports“ und „Goldene Sportpyramide“ werden immer begrenzt bleiben und damit die Fördermöglichkeit. Gibt es eine bessere Lösung? Die Frage geht an die Sportabteilung im zuständigen Innenministerium. Ich fürchte: Von dort kommt nix.

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