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Elfer-Chaos in der Bundesliga: Ein Fall für Künstliche Intelligenz
Neuer Tiefpunkt beim Gladbach-Bayern-Spiel: TV-Sender Sky erfindet kurzerhand eine neue Handregel – und Fever-Pit'ch-Kolumnist Alex Steudel fällt auch darauf rein
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Das Durcheinander um Elfmeter wird immer verrückter. Was ist einer, was nicht? Sogar die Hauptakteure wissen es nicht mehr und verirren sich in wirren Theorien. Neue Dimensionen wurden am Wochenende beim 1:0 der Bayern in Mönchengladbach erreicht, als der TV-Rechteinhaber Sky in der Erklärungsnot selbst erfundene Regeln aus dem Köcher zog.
Handelfmeter könne es gar nicht geben, wenn der Ball vom eigenen Mitspieler komme, wurde uns am Samstagabend mitgeteilt, nachdem Gladbach das schönste Handspiel der Saison kreiert hatte. Eine Regel(auslegung), die sogar der 63 Jahre alte, weltfußballgestählte Sky-Experte Lothar Matthäus nicht kannte. Wen wundert’s, es gibt sie ja nicht, aber ich habe es im ersten Moment auch geschluckt: Abwehrspieler schießt beim Klären Mitspieler an die Hand, das gab doch noch nie Elfer, weiß doch jedes Kind.
So groß ist das Chaos inzwischen, dass wir bald alles glauben: Elfmeter gibt es nur bei Nordwind. Nach Kopfball des Abwehrspielers gibt es Elfer, der Kopf gehört nämlich zur Hand, weil er sie ja steuert. Und so weiter.
Der Gladbacher Tim Kleindienst fand, dass bei strenger Regelauslegung künftig in jedem Spiel 24 Elfmeter gepfiffen werden müssten. Er beklagte damit, dass es Strafstoß gegen sein Team gegeben hatte, weil Münchens Michael Olise im Strafraum vom Gegenspieler am Bein getroffen worden war. Klassischer Nichtelfmeter im Kleindienstkosmos also, wenn einen der Gegner beim Aufs-Tor-zu-Rennen über die Klinge springen lässt. Aber so ist das halt: Weiß keiner mehr Bescheid, wird sogar das Offensichtliche in Frage gestellt.
Das Ganze führte schließlich so weit, dass Kleindienst und Bayerns Joshua Kimmich über eine von Sky eingespielte Szene diskutieren mussten, in der Kleindienst so eindeutig nicht gefoult wurde, dass es schon peinlich war. Ich saß da und wartete auf die nächste neue Sky-Innovation: Wenn bei Abendspielen ein Stürmer hinfällt, gibt’s immer Elfer.
Klar ist: Wir brauchen glasklare Regeln, und am besten keine, die erfunden wurden. Aber welche dann? Vermutlich wird das Künstliche Intelligenz lösen müssen, die echte ist nämlich mit ihrem Latein am Ende: Je mehr klassische Videotechnik zum Einsatz kommt, desto offensichtlicher wird, dass es keine Lösung gibt, weil durchs Mikroskop betrachtet alles nur komplizierter wird. Es ist, als würde man versuchen, das Pi bis zur letzten Stelle auszurechnen.
Ach Mensch, ohne VAR war das Leben viel einfacher. Da konnte man wenigstens alles auf den Schiri schieben.
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