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Eintracht Frankfurt jetzt auf Sparflamme

Die in der Bundesliga stets erfolglosen Hessen starten am Donnerstag im Europapokal – diesmal aber nur drittklassig

Foto: Imago / Sven Simon

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Für Eintracht Frankfurt beginnt morgen die Saison. Europapokal.

Aufmerksame Leser werden jetzt sagen: Hä? Am vergangenen Wochenende hat doch schon die Bundesliga angefangen! Und ja, das stimmt, aber halt nicht für die Eintracht. Mario Götze & Co. waren zwar anwesend und gewannen 1:0 gegen Darmstadt, aber das bedeutet gar nichts.

Dem Frankfurter an sich ist Bundesliga nämlich schnuppe. Ungefähr so wichtig wie einem Bayern der Bembel oder dem Großunternehmer die Musik in seiner Telefonwarteschleife. Hauptsache da säuselt was, und der Kunde weiß: Die sind noch da.

Die Bundesliga-Platzierungen der letzten zehn Jahre bestätigen das: Äußerst gelangweilte Hessen landeten auf 13, 9, 16, 11, 8, 7, 9, 5, 11, 7.

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Die Diskrepanz ist vermutlich weltweit in keinem Verein größer. Denn Frankfurt gewann bei gleichbleibender Ligamittelmäßigkeit 2018 den DFB-Pokal, 2022 die Europa League und spielte seit 2018 mit einer Ausnahme immer international, zuletzt sogar in der Champions League.

Klar, dass man da ein bisschen abhebt. Sag' zum Beispiel mal testweise "Heidenheim" oder "Wolfsburg" zu einem Eintracht-Fan. Er wird dich auslachen und "Barcelona" oder "Neapel" antworten.

Die Mitarbeiter der Eintracht-Geschäftsstelle begrüßen sich morgens längst nicht mehr auf deutsch, sondern englisch, spanisch, portugiesisch, französisch. Die Google-Maps-Verläufe der Spieler könnten auch die vom Tourmanager von Depeche Mode sein.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Und das ist ja nichts schlechtes, die Mannschaft hat uns in den letzten Jahren auf wunderbare Reisen mitgenommen und zeigte tollen Fußball. Aber eben nur, solange nicht der Verdacht aufkam, dass sie gerade in einem deutschen Stadion aufgelaufen war.

"Hey, Jesper, is this Madrid? No, Ebimbe, it's only Augsbrough. Okay, then we go relax."   

Und jetzt wird das wieder so sein, bestimmt. Nur ist es leider, das muss man sagen, ein bisschen weniger spannend: Die Eintracht spielt Donnerstag in Sofia. Ein Downer. Sofia ist unter der Würde des Vereins, und übrigens erst recht unter der Würde des abwanderungswilligen WM-Finalisten Randal Kolo Muani, der die Bulgarien-Bedrohung ziemlich sicher nervlich nicht überstehen und in Paris unterschreiben wird.

Dass der Gegner Lewski Sofia heißt, hat damit zu tun: 2022/23 reichte Frankfurts Ligaperformance nur für eine kümmerliche Play-off-Qualifikation. Und die auch noch in der Kreisliga des internationalen Geschäfts, der Conference League.

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Machen wir uns nichts vor: Europe Conference League ist die Gaspreisbremse unter den Wettbewerben. Also nur ein kleines Goodie für die vom Alltag Gebeutelten.

Kolo Muani gefällt das nicht. Füllkrug vielleicht schon eher.

Die Mannschaft um den neuen Trainer Dino "Nein-ich-komme-nicht-vom-HSV" Toppmöller hat jedenfalls bestimmt längst eine geniale Strategie entwickelt: In der Bundesliga wieder Sparflamme, dafür 2024 die Conference League gewinnen, in die Europa League aufrücken, diese dann auch gewinnen –  schon kickt die Eintracht 2025 in der Champions League.

Ob sie bis dahin womöglich in der zweiten Liga spielt, ist eigentlich völlig egal.

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