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Einmal Madrid-Ulm, bitte! Das Drama um Union Berlin
Nach dem 3:4 gegen den VfL Bochum können die Eisernen sogar noch direkt absteigen – nächste Woche geht's nach Köln
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Das Horror-Szenario klingt immer realistischer: Fußballverein spielt Champions League UND steigt in die zweite Liga ab – alles in ein und derselben Saison.
Ist das überhaupt erlaubt?
Okay, keine schlechten Witze jetzt. Ganz abgestiegen ist Union Berlin nämlich noch nicht. Gefühlt aber schon, ich habe es gestern gesehen. Beim 3:4 gegen den nimmermüden VfL Bochum konnte man am Anfang den Eindruck gewinnen, da schone sich eine Mannschaft fürs Halbfinale in der Champions League.
Aber nein, die Köpenicker sind bereits letzten Herbst schneller aus der Königsklasse ausgeschieden, als ein HSV-Fan „Relegation“ sagen kann. Und außerdem hatte Union gegen Bochum tatsächlich anfangs die „besten“ Spieler auf dem Platz – selten waren Anführungszeichen so angebracht. Zur Pause stand’s 0:3.
Die Eisernen haben dann zwar wacker gekämpft, aber es brachte nichts. Sie stehen nun mehr denn je auf der Kippe – Platz 15. Also kurz vor der besten zweiten Liga aller Zeiten, in die trotzdem kein Erstligist will.
Das Horror-Szenario nimmt tatsächlich Formen an: Innerhalb von zwölf Monaten in Königsklasse und Ligaspielbetrieb gegen Real Madrid und den SSV Ulm 1846 antreten, das muss man erstmal hinkriegen.
Wie konnte es so weit kommen?
Nun, Stammsteudelleser wissen es seit einer kleinen Ewigkeit: Gleich zu Saisonbeginn hatte ich mich angesichts sehr seltsamer Transfers und des angekündigten Königsklassen-Umzugs ins benachbarte Leichtathletikstadion darüber ausgelassen, wie man denn als Klub der Stunde so dermaßen die Bodenhaftung verlieren könne.
Tatsächlich zeigte Union Berlin – im Mai 2023 noch Sensationsvierter und am zweiten Spieltag dieser Saison Tabellenführer – danach viel Verschleiß: Es erwischte einen verdienten Trainer (Urs Fischer), zwei potenzielle EM-Fahrer (Robin Gosens, Kevin Volland), einen Europameister (Leonardo Bonucci) und, naja, ein Zweitligastadion (Olympia).
Wie konnte man nur so viele Fehlentscheidungen auf einmal treffen?
Nun, zurückblicken bringt jetzt nichts mehr. Am Samstag geht’s nach Köln, zum frischgebackenen Jetztwomöglichdochnichtabsteiger. Gewinnt der FC, könnte Union Berlin am Ende sogar als Siebzehnter relegationsfrei die Klasse wechseln müssen.
Projekterschwerend heißt am 34. Spieltag der Gegner nämlich ausgerechnet Freiburg. Der Sportclub wird mit einer doppelt topmotivierten Mannschaft anreisen, weil sie sich noch für den Europacup qualifizieren kann UND unbedingt das Christian-Streich-Abschiedsspiel gewinnen möchte.
Sieht also nicht so wahnsinnig gut aus. Ich gönne so einen Abschied aber niemandem und den Union-Fans erst recht nicht. Als ihre Mannschaft gestern zur Pause gedemütigt in die Kabine schlich, war kein Pfiff zu hören. Das Beste an diesem Klub sind dieses Jahr seine Anhänger. Ohne Anführungszeichen.
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