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U17-WM bis EM-Durchmarsch: Alles wird gut!

Ein Samstag, der optimistisch machte – sogar die Loskugeln spielten mit. Findet der deutsche Fußball in die Spur zurück? Der Kolumnist glaubt daran

Foto: Imago / Eibner

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Von Alex Steudel

Ein Jahr neigt sich wieder dem Ende entgegen, aber zum Glück passiert das 2023 auf eine viel magenfreundlichere Weise als 2022. Schauen wir kurz zurück: Am 1. Dezember 2022 verabschiedet sich die Nationalmannschaft trotz eines 4:2 gegen Costa Rica mit heruntergelassenen Hosen, verlorengegangener Kapitänsbinde und betretenem Blick schon nach der Gruppenphase aus dem WM-Turnier in Katar. Wir sind nicht wieder wer, sondern immer noch keiner mehr.

Danach bricht das Chaos aus – der deutsche Fußball ist so angesagt wie Stehkragen und Schweißstirnband. Wir sind fertig. Zu wenig Talent, zu wenig Nachwuchs, überhaupt kein Einsatzwille. Deutschland, Schönwetterfußballerland.

Und jetzt? Am Samstag, 2. Dezember 2023, also exakt 366 Tage später: Plötzlich Licht am Ende des Tunnels. Alles passiert an einem einzigen Tag: Unsere Kinder werden U17-Weltmeister, nur ein paar Stunden danach führt uns die beste Auslosung ever direkt in die K.o-Phase der EM.

Alles wird gut.

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In München setzt sich Bundestrainer Julian Nagelsmann trotz Schneechaos, gestrichenem Flug und einer Erkältung ins Auto und lässt sich 790 Kilometer weit und durch 23 Baustellen in eine Zweitligastadt fahren, um ja bei der EM-Auslosung dabei zu sein zu können. Kündigt dort (Auflösung: in Hamburg) en passant gleich mal deutliche personelle Veränderungen im Nationalteam an.

Zack! Zack! Zack!

Ich dachte: Das ist er ja, der Einsatzwille, den wir sonst nur aus der U17 kennen.

Ich deute die Zeichen der Zeit, schon klar. Aber ich glaube: Alles wird gut. Am selben Tag Weltmeister werden mit so einer Leistung – 32 Minuten lang spielten die potenziellen Nationalspieler von morgen in Unterzahl gegen Frankreich und lagen im Elfmeterschießen anfangs zurück – UND dann auch noch so eine EM-Auslosung geschenkt bekommen?

Das kann doch alles kein Zufall sein.

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Unsere Gruppengegner im Juni 2024 lauten nämlich Schottland (Eröffnungsspiel am 14. Juni in München), Ungarn (19. Juni in Stuttgart) und Schweiz (23. Juni in Frankfurt). Machen wir uns nichts vor: Ausscheiden ist schwerer als Weiterkommen.

Alles wird gut. Ich spür's so deutlich wie einen Pressschlag von Almugera Kabar.

Ich habe in der Sekunde, als die letzte Kugel aus dem Pott geholt war, bereits das Achtelfinale vorausvollzogen: Erster der Gruppe A (Deutschland) gegen den Zweiten der Gruppe C hinter England – also Serbien oder Dänemark. Null Problem, und schon gehören wir wieder zu den besten Acht Europas.

Und wer weiß, vielleicht werden wir ja sogar Europameister. Wenn dieser Samstag etwas gezeigt hat, dann: Im Fußball ist alles möglich.

Und am 14. Juli 2024 gibt in Berlin Kapitän Ilkay Gündogan den EM-Pokal an Julian Nagelsmann weiter. Gelernt hat er das, wie so vieles, sieben Monate vorher von der U17. Kapitän Noah Darvich drückte am Samstag den WM-Pott Trainer Christian Wück in die Hände und schenkte uns mit dieser Geste den schönsten Moment des Turniers.  

Ich sag's ja: Alles wird gut.

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