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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Wer gestern Abend die erste Hälfte von Dortmund gegen Mainz gesehen hat, wird sich für den Rest des Jahres die quälende Frage stellen: Wie kann man eigentlich gegen so einen Gegner nicht gewinnen?
Weil der haushoch überlegene Vizemeister nach dem Wiederanpfiff in den gewohnten Trott verfiel, verabschiedete er sich am Ende mit der nächsten Bundesliga-Blamage, einem 1:1 gegen den Vorletzten Mainz, in die Winterpause.
Mein persönlicher Tiefpunkt des Spiels: Die Szene nach der Pause, in der Dortmunds Ramy Bensebaini ein Duell mit der Eckfahne verliert.
Das Worst-Case-Szenario ist jetzt eingetreten, die Lage dramatisch: Nichts geht mehr, Dortmund hat seit sechs Spielen nicht gewonnen. Der Abstand des Tabellenfünften zu den Champions-League-Plätzen könnte heute auf sechs Punkte anschwellen. Weshalb alle Welt rätselt: Muss sich womöglich vor dem nächsten BVB-Spiel am 13. Januar in Darmstadt auch Trainer Edin Terzic verabschieden?
Was gegen Terzic spricht: In 537 Tagen Amtszeit konnte er seinen Spielern nie den Schlendrian austreiben. Sie glänzen, wenn Europa zusieht, weil die Außenseiterrolle in der Champions League bequemer und der innere Druck dann geringer ist. Daheim, in der Favoritenrolle, scheitern sie regelmäßig an den eigenen Nerven.
Der BVB bot in der Hinrunde zuviele Fremdschämveranstaltungen und zu wenig Vollgas. Das reicht einfach nicht, wenn man Titel gewinnen oder zumindest oben mitmischen will.
Einen erfolgreicheren Mittwoch wünscht
Euer Alex Steudel
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Dortmund schon wieder schwach, Torfestival in Sinsheim
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⚽️ Einer ist immer da: Thomas Müller
Von Alex Steudel
Ich habe gestern lange hin- und herüberlegt. So kurz vor der Winterpause sollte das Thema einer Kolumne ja besonders gut gesetzt sein, schließlich lesen sie die Menschen womöglich über die Festtage. Ein harscher Ton ist da nicht angebracht. Themen mit BVB-, Köln-, Fifa- oder DFB-Bezug fallen also flach, dachte ich, und Spott ist auch nicht weihnachtlich: HSV fällt ebenfalls flach.
Um 15.32 Uhr löste sich alles wie von selbst: Eine Mail mit der Betreffzeile "PRESSEERKLÄRUNG: Vertrag bis 2025 - FC Bayern verlängert mit Thomas Müller" landete sanft in meinem Postfach.
Es gibt Momente, da denkst du: Verrückt! Das war so einer. Denn Thomas Müller ist gefühlt schon immer da. Genaugenommen spielt er seit dem 1. Juli 2000 für die Bayern.
Macht 23 Jahre und fünf Monate bis heute. Im aktuellen Kader der Bayern stehen acht Profis, die am 1. Juli 2000 noch nicht mal geboren waren.
Selbst der nicht gerade wechselwütige Cristiano Ronaldo spielte in den vergangenen 23 Jahren für fünf verschiedene Klubs. Der chronisch vereinstreue Toni Kroos für vier.
Müller spielte für einen. Er kann alles, nur nicht wechseln.
Sogar Werbespots mit dem anderen großen Müller beim FC Bayern, dem Gerd, hat er gedreht. 2021 starb der Bomber der Nation.
Ich musste gestern weniger an den WM-Sieg 2014 denken, an dem Thomas Müller entscheidend beteiligt war, als an die WM 2010 in Südafrika. Man erinnert sich schließlich auch eher an den Tag zurück, an dem man seinen Lebenspartner kennenlernte, als an die Hochzeit.
2010 begann alles. Müller, Neuer, Kroos, Schweini, Klose, Özil verzückten die Welt mit ganz neuem deutschem Fußball, sie fegten Argentinier wie Engländer aus den Stadien. Ich werde nie vergessen, wie ich – Ehrenmitglied der traurigen Generation Rumpel – im Flugzeug von Durban nach Kapstadt saß und darüber staunte, ja: ein bisschen stolz war, als ich mitbekam, dass Menschen aus aller Welt noch während des Startvorgangs der Maschine quer über alle Sitzreihen hinweg und enthusiastisch über den neuen deutschen Fußball redeten.
Sie riefen die Namen der Protagonisten und wirkten dabei so begeistert. Es herrschte eine Stimmung, als hätten die Passagiere gerade eine Goldader unter Sitzplatz 14B entdeckt.
OSSSILL! NOIHR! MULLAR! SCHWA...SCHW-W... SCHWASCHTTTGR!
Man kann schon sagen, dass Müller an der Entdeckung des neuen deutschen Fußballs entscheidend beteiligt war. Plötzlich gingen Leidenschaft und Technik Hand in Hand. Er gewann mit Deutschland den WM-Titel, mit den Bayern zweimal die Champions League und unzählige weitere Pokale und Schalen. Torschützenkönig der WM 2010 wurde er auch.
Und weil bald Weihnachten ist, lasse ich den jüngsten Rest einfach mal weg.
Müller hat sich selbst den Beinamen "Raumdeuter" gegeben. Und das ist er wirklich; einer, der auf dem Platz immer eine Lösung, einen Raum und Laufwege findet, die sich bis gerade eben niemand vorstellen konnte. Wenn es im Fußball ein Gleis neundreiviertel wie bei Harry Potter gäbe, würde Müller schon dort stehen und die Tickets kontrollieren.
Bayern-Trainer Louis van Gaal hat einen anderen legendären Ausdruck geprägt: "Müller spielt immer!" Das gilt zwar heute nicht mehr, aber wer erwartet das auch bei einem 34-Jährigen? Stattdessen gilt etwas viel Wichtigeres: Müller bleibt immer.
Er gleitet momentan bei den Münchnern sacht hinüber in die Abteilung Legende. Aber bis zu dem Tag, an dem er den Rasen für immer verlässt, wird er da sein, wenn sein Trainer und seine Fans ihn brauchen. Niemals wird er seinen Antrieb, die Leidenschaft und den Humor verlieren.
Und hoffentlich bis in alle Ewigkeit wird diesen Thomas Müller auszeichnen, was man auf keinem Workshop der Welt lernen kann: Authentizität.
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Xabi Alonso steht mit Leverkusen vor dem FC Bayern auf Platz 1, und ausgerechnet er als Ex-Münchener könnte es sein, der als Trainer die Meister-Serie des Rekordmeisters durchbricht. Seine Erfahrung als Spieler bei Real Sociedad, Liverpool, Real Madrid und dem FC Bayern unter Top-Trainern wie Pep Guardiola, Carlo Ancelotti, José Mourinho oder Vicente del Bosque konnte er für einen mehr als vielversprechenden Start in seine Karriere als Coach nutzen. Für viele sind die Parallelen zu seinem Ex-Trainer Guardiola überdeutlich, und viele halten ihn auch aufgrund der ähnlichen Taktik und gleichen Nationalität für den spanischen Kronprinzen von Pep.