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Die Traumkarriere des Sandro Wagner

Er hat keinen Fußballlehrerschein aber ein ZDF-Mikro: Jetzt startete der Co-Kommentator in der Nationalelf durch

Foto: Imago / Uwe Kraft

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Für diejenigen, die zuletzt kaum etwas vom deutschen Fußball mitbekommen haben, muss der gestrige Abend ziemlich verwirrend gewesen sein. "Sitzt da nicht ein Fernsehmoderator auf der deutschen Bank?", werden sie sich während des Frankreich-Spiels vielleicht gefragt haben.

Diese Frage ist durchaus verständlich. Sandro Wagner, der einem breiten Publikum als Co-Kommentator des ZDF bekannt ist, feierte beim 2:1 in Dortmund sein Debüt als Trainer der Nationalmannschaft an der Seite von Rudi Völler und Hannes Wolf.

Er ist damit ein Fall für die Rekordbücher. Wagner hat die steilste Trainerkarriere aller Zeiten hingelegt.

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Bis Juni war er noch verantwortlich für den damaligen Regionalligaklub SpVgg Unterhaching und wechselte dann als Co-Trainer zur deutschen U20. Er hat nämlich nur die A-Lizenz, die ihn zwar berechtigt, als Verbandssportlehrer zu arbeiten, jedoch nicht in der 3. Liga, wohin er mit den Hachingern aufgestiegen ist.

Aber wer braucht schon Verbandssport und 3. Liga, wenn er die Nationalelf haben kann?

Stop! Wir müssen Wagner eines zugutehalten: Er kann gut reden und erklären. Seit der Amazon-Doku mit Hansi Flick wissen wir, dass das nicht zu unterschätzende Trainer-Eigenschaften sind.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Wagners zahlreichen Expertenauftritten im Fernsehen habe ich zu verdanken, dass ich heute genau weiß, was Box-to-Box und schrägliegende Acht (oder so ähnlich) bedeutet. Leider konnte er sein Wissen bis gestern noch nie in ein Spitzenteam füllen.

Das erinnert mich ein bisschen an meine Führerscheinprüfung, in der ich mit dem Außenspiegel des von mir gelenkten Autos den Kotflügel eines Lastwagens streifte. Mein Fahrlehrer sagte damals nur zu mir: In Theorie bist du besser.

Wagner mag keine Top-Praxiserfahrung haben, er war aber mal ein ziemlich passabler Fußballer. Passabler als Thomas Tuchel und Jürgen Klopp. Und er hat sich immerhin beim FC Bayern nicht durchgesetzt.

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Dass der gebürtige Münchner gestern auf der Nationalbank saß, ist auf jeden Fall ein Schlag ins Gesicht jedes vollabsolvierten Fußballlehrers. Ungefähr 1000 soll es davon geben – in Rudi Völlers Assessment Center kam keiner an Wagners taufrischer A-Lizenz vorbei.

Was hat dieser Wagner, das Peter Neururer, Felix Magath und Otto Rehhagel nicht haben?

Die Beantwortung dieser Frage werden wir vertagen müssen, sorry.

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