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Der deutsche Fußball kann nicht mal mehr Gruppenphase

Immerhin herrscht nach dem 1:1 gegen Südkorea Gleichberechtigung: Frauen und Männer scheitern auf Augenhöhe

Foto: Imago / Pro Sports Images

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Der 3. August 2023 wird mir immer in Erinnerung bleiben. Es ist der Tag in der Geschichte des deutschen Fußballs, an dem Frauen und Männer endlich auf Augenhöhe waren. Gleichberechtigt erfolglos.

Beide deutsche Nationalmannschaften sind in der WM-Vorrunde ausgeschieden. Um es genderneutral zu formulieren: Männer und Frauen trotteten nach ihrem jeweils dritten und letzten Gruppenspiel mit eingezogenen Schwänzen vom Platz. Die Männer im Winter in Katar, den Frauen hat jetzt ein 1:1 gegen den Giganten Südkorea (Weltrangliste 17) nicht gereicht.

Ach, der ganze deutsche Fußball ist nur noch Gruppenphase.

Früher ist so etwas undenkbar gewesen. Deutsche Mannschaften waren so gut, dass sie es mit vorgehaltener Waffe nicht hinbekommen hätten, in einer WM-Vorrunde auszuscheiden.

Minimalziel war immer das Halbfinale, alles darunter wirkte lächerlich. Das Überstehen der Vorrunde war so schwer wie für eine Mount-Everest-Expedition das Erreichen des ersten Basislagers – ach, was sage ich, so schwer wie das Erreichen des Taxis zum Frankfurter Flughafen.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Aber jetzt ist das alles anders. Der deutsche Fußball schafft sich langsam ab. Das peinliche WM-Aus der Frauen ergänzt eine männliche Blamagenserie. Die Männer haben zwei Weltmeisterschaften in den Sand gesetzt, die U21 schied bei der EM sieglos in der Vorrunde aus, die U20 hat sich für die WM genausowenig qualifiziert wie die U19 für die EM. Nur die U17 wurde kürzlich Europameister - aber die kriegen wir auch noch hin.

Alle lachen über uns.

Dabei hatte ich so gehofft, dass es die Frauen gut machen. Ich habe sogar das Südkorea-Spiel geguckt. Von vorn bis hinten. Und eigentlich war es ja auch gar nicht schlecht, Popp & Co. haben es besser gemacht als die Männer in Katar, aber mit dem gleichen Endergebnis eben, nämlich nullo.

Ein kleiner Unterschied soll aber nicht unbemerkt bleiben: Die deutschen Frauen spielten mutig, hatten aber keine Ideen; die Männer spielten im Sommer 2018 und im Dezember 2022 weder mutig, noch hatten sie Ideen.

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Wer ist schuld?

Einfache Frage, einfachere Antwort: Hansi Jogi-Tecklenburg. Sie wirk(t)en auf mich allesamt zauderhaft, unentschlossen, so motivierend wie Graupensuppe, so energisch wie die Antimaterie von Jürgen Klopp.

Apropos: Hat Frau Klopp einen Trainenschein? Kleiner Scherz.

Die gute Nachricht zum Schluss: Es kann jetzt nur besser werden ... und wie ich das gerade schreibe, läuft es mir schon eiskalt den Rücken runter.

Oh Gott, ich habe die WM-Qualifikation vergessen!

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