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Der HSV hat die beste Krise seit Jahren
Fever Pit'ch-Kolumnist Alex Steudel kann es nicht fassen: Allen Widrigkeiten zum Trotz steht Hamburg auf Platz 1
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Verletzungspech, unerklärliche Leistungsschwankungen. Und Fans, die harmlose Menschen verprügeln. Gefühlt hat der Hamburger SV in dieser Zweitligasaison die schlimmste Krise ever.
Kleiner Krisenschönheitsfehler: Hamburg steht auf Platz 1.
Wie konnte es dazu kommen?
Im Grunde ist es ganz einfach: Es liegt nicht am HSV, es liegt an der 2. Liga. Hier zieht niemand egoistisch durch, jeder darf mal oben stehen, jeder stolpert dauernd, Jubel und Tränen überall.
Diese zweite Liga ist wie Sozialismus: Wohlstand wird gerecht verteilt und jedem Teilnehmer Zugang zu grundlegenden Bedürfnissen wie Platz eins gewährt. Es herrscht ein fast klassenloses System, in dem niemand ausgebeutet wird. Also bis auf die Fans, die immer noch nicht kostenlos reindürfen.
Sieben verschiedene Tabellenführer gab es schon in dieser Saison mit seinen 18 Spieltagen bisher, und eine einzige Niederlage kann einen von Platz eins auf acht katapultieren, weil es an der Spitze so eng zugeht bei einer Führungskräftetagung von Borussia Dortmund.
Ist das nicht herrlich? Über 30.000 Menschen im Schnitt strömen zu den Spielen, weil die Leute Drama lieben. Schalke, Tabellenführer nach dem ersten Spieltag, ist nur noch Best of the Rest, also Dreizehnter. Sogar Hertha BSC, nur einen Platz drüber, darf auf Aufstieg hoffen. Elversberg, gerade Erster, ist jetzt Siebter. Und so weiter und so fort, bis ganz nach oben, bis zum HSV, dem nervösesten Spitzenreiter aller Zeiten.
Was hat die zweite Liga mit amerikanischen Rückspiegeln gemein? Antwort: Objects in mirror are closer than they appear.
Obendrein hat der HSV ja eine Trainerdebatte am Hals – denn niemand weiß so genau, ob die aktuelle Tabellenposition wirklich Grünschnabel Merlin Polzin zu verdanken ist, weil der noch weniger Erfahrung hat als Nuri Sahin.
Den HSV-Fans ist das bestimmt egal. Sie sind vergangenheitsgestählt und denken: Freuen wir uns nicht zu früh, wir sind der HSV.
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