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Dem Hamburger SV bleibt nur die Hoffnung
Der HSV verpasst Sieg gegen Darmstadt. Trainer Polzin gibt zwar keine Sicherheit, aber Zuversicht - immerhin
Wenn der Hamburger SV dieses Jahr den Aufstieg wieder nicht schafft, wird es im Volkspark richtig düster. Dieser Satz ist für alle rund um den HSV mittlerweile ein Klassiker. Bewahrheitet hat sich dieser Satz nämlich nie. Auch im siebten Anlauf hat der HSV noch immer Hoffnung, in die Bundesliga zurückzukehren.
Auch das 2:2 zu Hause gegen Darmstadt 98 nach doppelter Führung kann diese Hoffnung nicht töten. Nach 15 Spieltagen stehen die Rothosen auf Tabellenplatz Sieben, aber nur zwei Punkte hinter einem direkten Aufstiegsplatz. Das erste Heimspiel unter Interimscoach Merlin Polzin war ein leidenschaftlicher, aber unreifer, gar nervöser Auftritt.
Der HSV muss sich ärgern, dass er am Ende keine klaren Fakten liefern konnte. Davie Selke verstolperte in der Nachspielzeit das sichere Tor aus drei Metern. Keine Fakten, nur Hoffnung.
HSV hat sich in der 2. Liga neu erfunden
Die Hoffnung ist seit dem Abstieg das Faustpfand beim HSV. Sie hält den Verein zusammen. Jedes Jahr hoffen die Fans auf den Aufstieg. Diese Hoffnung treibt sie in Scharen ins Stadion. Der HSV hat entgegen aller Unkenrufe und Witze sich in der zweiten Liga wirklich neu erfunden.
Vereine wie 1860 München, Kaiserslautern, Nürnberg und nun aktuell Schalke 04 fanden sich nach einigen Jahren im Kampf gegen den Abstieg in die Drittklassigkeit wieder. Davon ist man in Hamburg weit entfernt. Trotz sechs gescheiterter Anläufe steht der Verein finanziell solider da als noch in Liga Eins. Der Umsatz des Vereins erreichte 2024 mit 123,1 Millionen Euro fast das Niveau der letzten Bundesliga-Saison 2017/2018.
Diese Zahlen geben dem HSV jedes Jahr die Möglichkeit, einen der besten Kader der Liga zusammenzustellen. Dieser Kader ist nun in der Verantwortung von Polzin. Stefan Kuntz gibt ihm in seiner Probezeit nahezu täglich mehr Vertrauen. Wenn man sich bei den Fans vor dem Stadion umhört und auf den sozialen Kanälen umsieht, gehen mit dieser Haltung viele mit.
HSV-Trainer Polzin ist einer aus dem Volk
Polzin, 34 Jahre alt und angehender Fußballlehrer, ist tatsächlich einer von ihnen. Als Jugendlicher hat der gebürtige Hamburger den HSV über Jahre zu jedem Auswärtsspiel begleitet. Als er nach seiner Zeit als Co-Trainer von Daniel Thioune in Osnabrück die Chance bekam, nach Hause zu kommen, ist er laut Thioune vor Freude ausgeflippt. Polzin hatte mit 30 Jahren seinen Traumjob ergattert.
Doch hätte Polzin sich nicht weiter entwickelt, wäre er diesen Job schnell wieder losgewesen. Er wurde nicht ohne Grund als vereinsinterner Co-Trainer verpflichtet und weiterentwickelt. Er hat zu vielen Spielern ein positives Verhältnis, die von seiner akribischen Arbeit immer wieder überzeugt wurden. Miro Muheim, gerade erst Schweizer Nationalspieler geworden, lobte seine ständigen kleinen Videos. Doch reichen so kleine Tricks um diesen vom Leid so geplagten Verein zum Aufstieg zu führen?
Das erste Heimspiel kann da leider keine Antwort geben. Es war bei weitem nicht katastrophal, aber auch nicht gut genug, um sich sicher sein zu können. Die so dringend erwünschte Spielkontrolle hatte der HSV zu keinem Zeitpunkt.
Momentum zerstört der Hamburger SV zu oft selbst
Die individuellen wie strukturellen Fehler von fast allen Spielern zerstören regelmäßig das Momentum. William Mikelbrencis, Rechtsverteidiger, verschuldete mit indiskutablem Stellungsspiel den Ausgleich zum 2:2. Dafür kann Polzin nichts. Aber er muss es erkennen. Polzin kann in einer Pressekonferenz den Einsatz seines Spielers hervorheben, aber muss intern an den Fehlern arbeiten.
Kommende Woche geht es für Polzin und seine Mannschaft zum Aufsteiger nach Ulm. Für den HSV ein ungemein wichtiges Spiel. Im letzten Jahr konnte der HSV bei drei Möglichkeiten nicht ein Spiel bei einem Aufsteiger gewinnen. Genau diese Auftritte kosteten den HSV wieder einmal den Aufstieg und Tim Walter den Job. Polzin hat diese Blamagen aus unmittelbarer Nähe miterlebt. Er muss die Fehlerquote minimieren und dem HSV wieder zum Herr des Geschehens machen. Um die Hoffnung, den letzten Strohhalm im Verein, hochzuhalten.