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BVB-Frust, Handspiel-Ärger, Schwaben-Unmut
Borussia Dortmund macht sich das Leben wieder selbst schwer. Das 2:3 gegen Hoffenheim wirft eine grundsätzliche Frage auf
Inhaltsverzeichnis
Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Das Berufsleben als BVB-Trainer könnte so schön sein. Du hast hoffnungsvolle Jungstars auf dem Rasen, ein paar alte Hasen, die deiner Mannschaft Stabilität geben, immer ein volles Stadion und anders als bei den Bayern in München fast durchgehend Rückendeckung, wenn die Presse Unangenehmes schreibt.
Was du liefern musst: einen sicheren Stammplatz auf den Qualifikationsrängen zur Champions League, regelmäßig packende Spiele und stets eine Mentalität, die man im Ruhrgebiet wechselweise „Arbeitsmoral“ oder „Kampfwille“ oder „Einsatzbereitschaft“ nennen darf. Das ist eigentlich nicht so schwer.
Eigentlich. Borussia Dortmund hat sich das Leben mit dem 2:3 gestern gegen die TSG Hoffenheim wieder selbst schwergemacht. Mit einem Heimsieg hätte der BVB den Vorsprung auf RB Leipzig (am Vortag 1:2 in München) auf vier Punkte vergrößern können. Stattdessen wackelt die Qualifikation zur Königsklasse wieder.
Es ist offensichtlich: Trainer Edin Terzic bekommt seine Spieler, wenn sie Killer-Instinkt zeigen sollen, nicht in die Spur. Das war schon vorige Saison so, als ein Sieg gegen Mainz 05 zur Meisterschaft gereicht hätte. Die Terzic-Mannschaft ließ den Match Point ungenutzt vergehen und vergeigte den Titelkampf leichtfertig.
Borussia Dortmund kann die Folklore gerne weiterspinnen, dass ein Junge von der Südtribüne auf der Trainerbank sitzt. Dann muss BVB-Boss Hans-Joachim Watzke aber auch mit der Nebenwirkung leben, dass sein teuer zusammengestellter Kader (Marktwert: 465 Mio. Euro) sich nicht weiterentwickelt. Das Team stagniert.
Man kann kaum darauf verweisen, nicht mehr Niederlagen als der Rekordmeister erlitten zu haben (vier). Bayern München hat gleichzeitig 17 Siege eingefahren – sechs mehr als Borussia Dortmund. Der Vizemeister ist Vierter in der Tabelle und spürt den Atem von RB Leipzig. Jeder Punktverlust tut jetzt doppelt weh.
Die BVB-Führung hat das große Glück, dass die Trainerfrage im Westfälischen nicht so öffentlichkeitswirksam ausdiskutiert wird wie in Bayern. Ignorieren kann man sie nicht. Zur Wahrheit gehört: Vermutlich reicht es nicht, die zwei Ex-Profis Nuri Sahin und Sven Bender als Co-Trainer neben Edin Terzic zu setzen.
Wir erleben ja in regelmäßigen Schüben den Jojo-Effekt beim BVB: Auf Super-Leistungen folgt Lethargie, auf Lethargie die Hoffnung auf Besserung – und wieder alles von vorne. Bei Bayern München wird, weil man Zweiter ist, das gesamte Fundament auf den Prüfstand gestellt. Und bei Borussia Dortmund?
Einen wahrhaftigen Montag wünscht
Euer Pit Gottschalk
⚽️ Immer wieder sonntags
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⚽️ Regelkritik ohne Hand und Fuß
Von Alexander Sarter
Schwachsinn! Das geht doch nicht! Ein Skandal! Ändert die Regel!
Wer jetzt denkt, hier werden die Aussagen nach dem aberkannten Treffer von Darmstadt 98 bei Werder Bremen vom Samstag zitiert, liegt allerdings falsch.
Zumindest sinngemäß waren das die Aussagen, die vor der Einführung der Regel im Jahr 2019 getätigt wurden – und zwar genau dann, wenn ein Spieler unmittelbar vor einem Treffer den Ball (absichtlich oder unabsichtlich) mit der Hand gespielt hatte.
Also, noch einmal zum Mitschreiben: Als es die Regel nicht gab, wurde sich massiv darüber aufgeregt, dass sie fehlte. Nun wird sich massiv darüber aufgeregt, dass es sie gibt.
Geht’s eigentlich noch?
Bei den ermüdenden Debatten über Schiedsrichter-Entscheidungen oder Regeln ist es doch immer dasselbe: Sie werden von denen angestoßen, die sich gerade benachteiligt fühlen. Gähn.
Wenn Torsten Lieberknecht am nächsten Spieltag gewinnt, weil dem Gegner ein Tor wegen exakt dieser Regel aberkannt wurde – hört ihn dann irgendjemand „Skandal“ schreien? Das darf bezweifelt werden.
Alexander Sarter ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)
⚽️ Heute im Fernsehen
„Wir haben Druck auf dem Kessel, wir müssen die Eier auf den Tisch legen.“
Paul Seguin, Schalke 04, nach dem 0:3 in Magdeburg
⚽️ Schwaben im Jammertal: Hallo, geht‘s noch?
Von Alex Steudel
Ich war am Wochenende in Stuttgart. Alle VfB-Fans, die ich antraf, waren sauer. Auch die Spieler und der Trainer des Tabellendritten klangen wegen des 1:1 gegen den 1.FC Köln allesamt nach Weltuntergang. Oder schlimmer: Sie redeten, als stünde bald das nächste Relegationsduell mit dem HSV an.
Überall wurden Köpfe geschüttelt, ständig wurde geklagt. Ach, wir waren arrogant. Oje, das wird nichts. Igitt, jetzt geht’s bergab! Dabei war gegen den FC bloß eine schwäbische Vier-Sieges-Serie gerissen. Dabei ist der Abstand zu den Nicht-Champions-League-Plätzen nach der Leipziger Niederlage in München auf sieben Punkte angestiegen.
Dabei wäre der VfB vor ein paar Monaten fast abgestiegen und würde normalerweise gegen Mannschaften wie Elversberg und Paderborn spielen, statt sich auf Real Madrid und Liverpool zu freuen.
Aber die Fans: jammern. Die Protagonisten: klagen. „Arrogant gespielt“ (Angelo Stiller), „Wir müssen mehr wollen“ (Kapitän Waldemar Anton).
Typisch Schwaben. Im Paradies angekommen, würden sie sagen: „Wieso gibt’s hier kein WLAN?“
Leute, ihr seid Dritter!
Ständige Unzufriedenheit ist einerseits eine positive Eigenschaft, denn sie treibt einen stets zu neuen Höchstleistungen. Nur der Schwabe (inkl. „Reingeschmeckte“) übertreibt es manchmal. Ich bin ja selbst ein gebürtiger, wir neigen zur Selbstzerstörung im Angesicht totalen Glücks. „Bruddeln“ nennt man das.
Als ich Student war, fuhr ich einmal mit einem Freund durch die Stadt. Es war Sommer. Neben uns hielt ein nagelneues Porsche Cabrio an der Ampel. Mein Freund kurbelte seine Scheibe runter und sagte: „Du hast ja nicht mal ’ne Anhängerkupplung.“
So sind wir.
23 Spieltage, 47 Punkte, Platz drei, Champions League. Besser kann’s eigentlich gar nicht laufen.
VfB-Trainer Sebastian Hoeneß klagte aber nach dem Köln-Spiel, man passe zu viel von „A nach B“ und zu wenig von „A nach C“, sprach von „unnötigen Pässen zum Gegner“ und „fehlendem Punch“. Echter Abstiegskampfmodus.
Hallo, geht’s noch?, rief ich am Wochenende jedem zu, der rumbruddelte, weil sein Vau-eff-Beh nicht das fünfte Spiel in Folge gewonnen hatte und den Anschluss zur Tabellenspitze verliert.
Dann setzte ich mich in den Zug, der mich in meine Wahlheimat Hamburg brachte, wo wir solche Probleme auch gern mal hätten.
Achtung, ganz neu: Der Steudel-Jahresrückblick!
Alle Kolumnen des Jahres 2023 gibt es jetzt als Buch-Jahresrückblick – plus nachträgliche Anmerkungen und WM in Katar. Titel: Und dann kam Harry Kane – Alles über das kuriose Fußball-Jahr 2023, 298 Seiten, 14,95 Euro: Hier bestellen! Wer fürs gleiche Geld ein signiertes Exemplar bevorzugt: Einfach eine Mail schreiben – an post@alexsteudel.de
⚽️ Was sonst noch so los ist
Fehlalarm bei Bayer Leverkusen
Spielmacher Granit Xhaka versetzte die Physios bei Bayer Leverkusen in Alarmbereitschaft, als er sich bei seinem Torjubel an den Oberschenkel fasste und zu humpeln begann. Trainer Xabi Alonso klärt auf. Zum Video: Hier klicken!
⚽️ Alle mal herhören!
Joachim Löw im Interview
Bei Bild spricht der ehemalige Bundestrainer Joachim Löw mit Walter Straten über seine Zukunft als Trainer und was an den Gerüchten um den FC Bayern dran ist, welche Stationen ihn persönlich reizen würden und ob sein ehemaliger Co-Trainer Hansi Flick beim FC Bayern ein Thema werden könnte. Es wird auch über die Situation um Max Kruse gesprochen, der vor einigen Wochen sein DFB-Aus öffentlich machte. Zum Video: Hier klicken!