zum Inhalt

Bundesliga: Mehr Superstars denn je, aber immer noch zu schlecht

Die wertvollste Fußball-Elf wäre 1,25 Milliarden Euro wert. In dieser Traum-Mannschaft stehen sogar vier Bundesliga-Spieler. Warum eigentlich?

Screenshot: www. transfermarkt.de

Inhaltsverzeichnis

Von Alex Steudel

Die Fußballseite transfermarkt.de hat gerade die wertvollste Elf der Welt veröffentlicht, und ein Blick darauf lohnt sich wirklich. In der 1,25 Milliarden Euro teuren Mannschaft stehen vier Spieler, die vergangene Saison an der Bundesliga mitgewirkt haben – nämlich Josko Gvardiol, Matthijs de Ligt, Jude Bellingham, Jamal Musiala.

Dazu könnte man eigentlich als Nummer fünf Erling Haaland nehmen, schließlich riecht der Ex-Dortmunder unter den Achseln bestimmt noch ein bisschen nach Bundesliga.

Das Ganze hat mich doch sehr verwundert. Ich war der Ansicht, die Bundesliga sei die schlechteste Topliga der Welt.

Nun stellt sich heraus: Die teuersten Spieler arbeiten in Deutschland, und zwar nicht nur beim Lastminutemeister FC Bayern. Keine Serie A, keine LaLiga, keine Premier League und schon gar keine Ligue 1 hat mehr superteure Ware zu bieten. Wir sind das Edeka des Fußballs. Und nun die einteilige Frage: Warum ist die Bundesliga trotzdem so schlecht? Unsere Vorzeigebayern haben seit drei Jahren kein Viertelfinale der Champions League überlebt. In die sechs Halbfinalpaarungen der Europapokalwettbewerbe 2022/23 verirrte sich gar nur eine deutsche Elf, und das war ausgerechnet Bayer Leverkusen, der Klub mit der Ausstrahlung einer handelsüblichen Leuchtdiode.

Eine deutsche Mannschaft im Halbfinale, das ist wirklich erschreckend. Das haben 2023 sogar die Schweizer geschafft, und das will was heißen, schließlich ist die erste Schweizer Liga so schwach, dass dort selbst André Breitenreiter, Gerardo Seoane und Adi Hütter als Trainer Meister wurden.

Und wieso wirkt sich das Superstarniveau in der Bundesliga sportlich nicht aus? Ein dribbelnder Musiala müsste doch mittelfristig Quantensprünge in der Defensive des, sagen wir mal, 1. FC Köln auslösen und die Dampframme de Ligt alle Bundesligastürmer motivieren, jeden Tag ein bisschen besser zu werden.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Und heißt es beim FC Bayern nicht immer, dass alleine die Trainingseinheiten mit so vielen starken Profis das Niveau derart anhöben, dass sogar der Platzwart in der Oberliga spielen könnte, wenn er dort nicht viel weniger verdienen würde?

Man muss sich das in etwa so vorstellen: Ein guter Schriftsteller, der täglich Julia-Arztromane und Captain-Future-Comics liest, wird nie den Preis des Deutschen Buchhandels gewinnen. Höher ist die Wahrscheinlichkeit, wenn er Thomas Mann, Benjamin von Stuckrad-Barre oder den Feverpitch-Newsletter konsumiert, glaube ich zumindest.

Ich verstehe außerdem nicht, wieso sich die hohe Superstardichte in der Bundesliga nullkommanull auf die Erlöse der Auslands-Vermarktungsrechte auswirkt. Warum gucken in Asien alle Menschen von morgens bis nachts Premier League und nur in der Werbepause Bundesliga? Etwa 170 Millionen Euro pro Jahr nimmt die DFL für die Auslandsvermarktung des deutschen Oberhauses ein. Von der Premier League bekommst du für das Geld höchstens die Rechte an der Eckfahne.

In der Bundesliga herrscht nur Tristesse, obwohl wir zwischen Isar und (südlich der) Elbe Jahr für Jahr neue Superstars generieren (Haaland, Lewandowski, de Bruyne, Havertz, Olmo, Nkunku, Kruse). Und doch gehen die Stars irgendwann weg und lassen uns alleine, was für ein Jammer!

Steudel-Kolumnen gibt es auch als Buch! Titel: "Die nächste Kolumne ist immer die wichtigste". 276 Seiten, 14,95 Euro. Wer's sofort will: Hier bestellen! Wer fürs gleiche Geld ein signiertes Exemplar bevorzugt: Mail an post@alexsteudel.de.

Kommentare

Aktuelles