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Amateurfußball: Digitalisierung tut Not

Auch die älteren Semester können die Erkenntnis nicht ignorieren: Der Breitensport muss sich moderner aufstellen

|13. März 2025|
Foto: Adobe / master1305
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Wenn zwei Vereinsvorsitzende reiferen Alters zum ersten Mal selbständig einen Podcast zum Thema Amateurfußball erstellen, kann es schon mal spannend werden. So geschehen am Dienstag, als ich gemeinsam mit meinem Freund und Hartplatzhelden Michael Franke von der FT Gern (hier ist übrigens Philipp Lahm groß geworden und als Jugendtrainer aktiv) zusammenkam und mich an der Technik versuchte. Mit vereinten Kräften haben wir es hinbekommen. Dank unseres Kollegen Karl wird das Ergebnis noch geschnitten und mundgerecht gemacht. 

Wir stellten schnell fest, dass Digitalisierung künftig eines der zentralen Themen des Breitensports sein wird. Zwar steht diese kaum im Vereinszweck vieler Clubs, aber sie ist unumgänglich. Den elektronischen Spielbetrieb gibt es schon lange, zunehmend werden die Verbände ihre Vereine vom Papier entwöhnen. Das ist einerseits unumgänglich, andererseits stellt es viele Vorstände vor große Herausforderungen.

Digitalisierung als Belastung

Während junge Mitglieder im Verein virtuell mit Handy, Tablet oder Cloud umgehen, ist die Digitalisierung gerade für ältere Vorstände eine Belastung, auch psychischer Natur. Viele fühlen sich überfordert, manchmal sogar abgehängt. War das nicht früher alles einfacher? Nein, war es nicht, nur anders. 

In der Workshopreihe zur Stärkung des Ehrenamts haben wir neben der fehlenden Wertschätzung und der Überlastung einiger Engagierter vor allem immer wieder die Herausforderungen bezüglich der internen Vereins-Kommunikation wahrgenommen. Vereinzelt fiel gar das böse Wort „Altersdiskriminierung“. 

Jüngere oder digital bewanderte Menschen runzeln hingegen die Stirn, wenn Dinge nicht für alle zugänglich hinterlegt, umständlich als Anhänge von E-Mails versendet oder gar fotokopiert werden. Schließlich gibt es Teams, Slack, Dropbox oder andere Cloudlösungen. 

Technik lässt sich im Amateurfußball nicht aufhalten

Aber haben wir nicht gefühlt erst vor wenigen Jahren gelernt, wie man mit E-Mail, Social Media, Kurznachrichtendienst oder Videokonferenz umgeht? Kann es nicht irgendwann mal gut sein? 

Selbst wenn wir uns das noch so wünschen, die Technik lässt sich nicht aufhalten. Zumal sie längst auch im klassischen Sport Einzug gehalten hat: Videoanalyse, Trainings- und Teamorganisation-Apps sind inzwischen nicht mehr wegzudenken. Nur die Ü60 des FC Internationale organisiert sich noch per E-Mail und Telefon, aber die spielt auch langsamer als die Jüngeren.

Vereine tun gut daran, ihre Entscheidungs- und Organisationsgremien zu verjüngen und damit die Modernisierung offensiv anzugehen. Denn auch die Buchhaltung, die Vereinsverwaltung und die Platzorganisation läuft längst über digitale Kanäle, zumindest sollte sie das. Die Zeiten von Spielerpässen aus Papier und Karteikästen für die Mitgliederverwaltung sind ein für alle Mal vorbei. 

Feinheiten der Cloudlösung

Neben dem technischen Fortschritt sehe ich große Chancen für das Vereinsleben. Die Generationen können zusammenrücken, voneinander lernen, sich gegenseitig unterstützen. Wenn meine nur halb so alte Kollegin Emma mir mit großer Ruhe und Geduld die Feinheiten der von uns genutzten Cloudlösung erläutert, bringt mich das weiter. Im Gegenzug kann ich ein bisschen etwas von meiner langjährigen Erfahrung im Ehrenamt und Vereinsfußball oder den einen oder anderen Kontakt einbringen. 

Auch die großen Sportverbände und die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt mit ihren großartigen Mitarbeitenden geben Hilfestellung. Aufgrund der hohen Relevanz haben wir uns auch entschieden, dem Thema auf unserer Amateurfußball-Konferenz einen Raum zu geben.

Denn so gern wir auf Erlebnisse und Ergebnisse der Vergangenheit zurückblicken, so sehr werden wir uns auf die Neuzeit einlassen müssen. Ein Verein, der das nicht tut, wird künftig große Probleme bekommen, zu überleben. Tradition und der Glanz der alten Zeiten werden keine Hilfe sein.