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Alarmstufe Rot! Das Ende des Fußballs naht

Bannkreis um Schiris – die neue Regelauslegung aus England könnte alles ändern

Foto: Imago / MIS

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Eine schreckliche Nachricht macht die Runde, und sie wird den Fußball für immer verändern. Ich will damit nicht ankündigen, dass der HSV in die erste saudi-arabische Liga wechselt, und diese Kolumne handelt auch nicht von einer Fan-Partnerschaft RB Leipzig-BVB. Es geht diesmal wirklich um unser aller Zukunft, diese schreckliche Nachricht könnte zur Folge haben, dass künftig pro Spiel nur noch 15 Minuten lang der Ball rollt.

Die schreckliche Nachricht kam am Montag aus England und wurde von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, weil einige Redaktionen dachten, dass gerade viel Wichtigeres geschehe.

Zum Beispiel verspürte der Augsburger Niklas Dorsch ein Ziehen in den Beinen, und in Sachen Kane-Wechsel zum FC Bayern war ja wieder eine ganze Menge neues Nichts passiert.

In England ist derweil eine Entscheidung gefallen, die deutsche Fußballer in Angst und Schrecken versetzen sollte: Premier-League-Spieler dürfen sich künftig nicht mehr mit Schiedsrichtern "anlegen, in deren persönlichen Raum eindringen oder mit ihnen in Körperkontakt treten", berichtete der Kicker.

Unvorstellbar.

Es kommt noch schlimmer: "Umringen zwei oder mehr Spieler den Schiedsrichter, verteilt dieser mindestens eine Gelbe Karte und meldet den Fall der FA (Football Association), die vor allem Wiederholungstäter künftig mit höheren Geldstrafen belegen will." Im Amateurfußball drohe Mannschaften derweil sogar ein Punktabzug, wenn Spieler oder Mitarbeiter Schiedsrichter beleidigen.

Wenn das nach Deutschland kommt, müssen sich rund 40 Millionen Männer ein neues Hobby suchen.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Die Umsetzung des Strafenkatalogs in der Bundesliga hätte zur Folge, dass zum Beispiel Augsburg-Fans samstags gegen 15.45 Uhr mit gerade angebissener Bratwurst in der Hand auf ein leeres Spielfeld und eine leere Ersatzbank schauen; denn in den persönlichen Raum von Schiedsrichtern eindringen und in Körperkontakt treten geschieht dort aus Überzeugung im Sekundentakt, und im gesamten Fußball etwas seltener, also nur in ähnlicher Frequenz wie Einatmen und Ausatmen. Längst laufen überall Spieler vor dem Pfiff den Gegner und danach den Schiedsrichter an.

Es ist beinahe ein Wunder, dass es dafür noch keine Statistiken gibt, wo doch inzwischen alles gemessen wird.

Joshua Kimmich: 94 Ballkontakte, 26 Fehlpässe, 129 Schiedsrichterkontakte, 24 Schiedsrichter-Beleidigungen.

Künftig käme ein weiterer Wert dazu: "Expected Platzverweis nach Minute 13".

Auch für Trainer brächen neue Zeiten an, der Dauerpöbler Tim Walter vom Hamburger SV etwa dürfte immer nach ca. zehn Minuten auf die Tribüne geschickt werden, und ich meine das Aufwärmen.

Ist das, was die Engländer umsetzen, denn realistisch? Klar hat die Sache ihren Sinn. Es ist eine Unsitte, dass heute schon um jeden mittelliniennahen Einwurf gestritten wird, als stünde die die Zukunft unseres Sozialsystems auf dem Spiel, oder viel schlimmer: der Fuhrpark der beteiligten Profis.

“Genug ist genug”: Ex-Schiedsrichter Webb beklagt schlechtes Benehmen im Fußball
Ab der neuen Premier-League-Saison wird härter durchgegriffen, das ist seit Montag bekannt. Wenn es nach dem ehemaligen Weltklasse-Schiedsrichter Howard Webb geht, muss im Fußball weltweit aber noch mehr getan werden.

Trotzdem sollten wir realistisch sein: Kommt diese England-Regel nach Deutschland, wird es bald kein Sozialsystem mehr geben und vor allem keine Fuhrparks. Dann bricht hier alles zusammen.

Wobei die Geschichte des Fußballs auch eine Geschichte innovationsfreudiger Spieler ist, die sich auf Veränderungen blitzschnell einstellten. Die Regelauslegung "Kontakt ist Elfmeter" etwa machen sich Stürmer heute so zunutze: Sie fädeln im Strafraum einfach ihr Schienbein in den nächstbesten Abwehrspieler und kriegen stets Elfmeter.

Auch die englische Pöbelauslegung könnte phantasievoll umgangen werden, zum Beispiel mit digitalem Pöbeln - es heißt ja sowieso, dass bald digitale Devices auf dem Platz erlaubt sein werden, und dann könnte ein DFL-Beleidigungsmessenger zum Einsatz kommen, über den Profis spielend leicht hassen können.

Die Spieler würden sich natürlich vorher mit den Schiedsrichtern vernetzen, sie müssten ihnen dazu nur eine Feindschaftsanfrage schicken.

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