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Paul Wanner: Nicht auf der Nase herumtanzen lassen
Der Mittelfeldspieler gilt mit seinen 18 Jahren als Supertalent. Trotzdem zögert er, für Deutschland zu spielen. Aus Angst vor Wusiala?
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Die Leistungsdaten von Paul Wanner sind übersichtlich, wie soll das auch anders sein. Er ist 18 Jahre alt und hat 16 Bundesliga-Spiele absolviert – sechs für Bayern und zehn für Heidenheim. Dazu zweimal Champions League. Seine Bilanz: zwei Tore, eine Vorlage, immerhin. Die Bayern haben ihn nach Heidenheim ausgeliehen, damit er Spielpraxis sammelt. Man nennt ihn landauf, landab: ein Supertalent.
Vermutlich hätten wir den Rummel um den Teenager nicht ernstgenommen, wenn sein Name nicht sogar die DFB-Pressekonferenz der Nationalmannschaft erreicht hätte. Wanner selbst ist diese Woche lustigerweise gar nicht nominiert und deswegen nicht anwesend. Doch Bundestrainer Julian Nagelsmann musste sich am Montag trotzdem zur Personalie Wanner öffentlich erklären.
Zusammengefasst: Nagelsmann würde ihn liebend gerne zum Schnupperkurs einladen, aber Paul Wanner hat die Entscheidung über sein Heimatgefühl vertagt. Er spielt zwar in der deutschen Junioren-Nationalmannschaft, aber weil die Mutter Österreicherin ist, dürfte er auch fürs Nachbarland auflaufen. Die Ösis, seit Jahren erfolglos, buhlen heftig um ihn. Folglich wartet er ab.
Das Tauziehen um seine Person gibt der ganzen Sache eine Bedeutung, die sie nicht verdient. Ja, Talente sind knapp. Aber wenn jemand das deutsche Trikot liebt, zögert er mit seinem Bekenntnis zur deutschen Nationalmannschaft normalerweise keine einzige Sekunde. Sein Warteschleife kann nur bedeuten, dass ihm jemand einredet: Wäge ab, wo du bessere Chancen bekommst.
Das ist schade. Denn natürlich hätte Paul Wanner bei den Deutschen größere Konkurrenz im offensiven Mittelfeld, namentlich Florian Wirtz und Jamal Musiala, genannt: „Wusiala“. Aber das darf kein Gegenargument sein. Wer vom Supertalent zum Superstar aufsteigen will, muss die Rivalen beim Gegner wie in den eigenen Reihen überwinden. Profifußball ist ein Verdrängungswettbewerb.
Und sollte Paul Wanner doch zaudern, weil zwei Herzen in seiner Brust schlagen, dann ist kaum zu verstehen, dass er bei den deutschen DFB-Junioren klaglos wie selbstverständlich spielte, bis die Österreicher die eine Hälfte seiner Wurzeln entdeckten. Der Junge kann nix dafür, er ist ja erst 18. Aber beim DFB darf man sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen.