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Wer nach Gündogans Rücktritt DFB-Kapitän werden muss

Der Kolumnist hat sich entschieden! Kleiner Tipp: Antonio Rüdiger ist es nicht – aus Gründen

|21. August 2024|
Wer nach Gündogans Rücktritt DFB-Kapitän werden muss
Wer nach Gündogans Rücktritt DFB-Kapitän werden muss

Foto: Imago / Steinsiek.ch

Inhaltsverzeichnis

Nach dem Rücktritt von Ilkay Gündogan aus der Nationalmannschaft fehlt dort jetzt nicht nur ein sehr guter Spieler, sondern auch ein Kapitän. Das ist unangenehm, denn der Kapitän ist die wichtigste Personalie eines Schiffes wie einer Fußballmannschaft. Leider ist es im Fußball nicht immer so wie auf dem Wasser, wo der Kapitän als Letzter von Bord geht und durch besondere Starrköpfigkeit auffällt.

Wer soll auf Gündogan folgen? Manuel Neuer! (Kleiner Scherz.)

Nein, ich mochte schon immer eher starrköpfige Kapitäne, am besten Feldspieler. Stefan Effenberg war so einer, Typ Mit-dem-Kopf-durch-die Wand. Er hatte ein Ziel und verfolgte es unbarmherzig. Was dem Captain Ahab sein Moby Dick, das waren dem Effe Pokale. Im Gegensatz zu Ahab hat der Bayern-Profi einige davon geschossen und es überlebt. Genau so verhielt es sich mit Lothar Matthäus.

Gündogan war eher der Typ Mit-dem-Kopf-lieber-kurz-vor-der-Wand-Stop. Das hatte Vorteile, die leider im Nationalteam, wo seine Erfolgsbilanz vorsichtig formuliert überschaubar ist, unsichtbar blieben. Der stoische Brummkreisel Philipp Lahm wiederum wurde mit dieser Weltanschauung Weltmeister.

Wer soll auf Gündogan folgen? Normalerweise würde man heute sagen: eine Frau! Aber das geht ja leider nicht.

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Also dann vielleicht Antonio Rüdiger? Sein Name wird gehandelt, was gerechtfertigt ist, weil er bei Real Madrid spielt und eine kleine Turnhalle voller Pokale hat. Mein Favorit ist er trotzdem nicht. Rüdiger ist ein sehr guter und mit allen Wassern gewaschener Innenverteidiger, hat aber den berühmten Nagel im Kopp. Das hilft vielleicht, um einen Superstürmer wie Erling Haaland zu verwirren – aber der nimmt ja an großen Turnieren nie teil, weil er Norweger ist.

Bei Rüdiger geht mir das Geblödel und Rumgezappel auf dem Platz, diese Unberechenbarkeit immer ein bisschen zu weit. Er erinnert mich wohl zu sehr an mich; in meiner Schulzeit war ich auch der Klassenkasper.

Ich habe Angst, dass Rüdiger bei der Übergabe des WM-Pokals das Ding fallen lässt. Außerdem ist er schon 31, also bei der WM 2026 in Nordamerika 33 Jahre alt.

Ich würde sagen, wir brauchen einen Kapitän mit einem kleinen Nagel im Kopp. Einen, der einerseits fast durchdreht vor Wut und Motivation und doch kühlen Kopf bewahrt; der die Gegenspieler sehr und seine Mitspieler ein bisschen in Angst und Schrecken versetzt. Also keinesfalls Jamal Musiala (viel zu jung und lieb) oder Florian Wirtz (viel zu jung).

Der Dortmunder Kapitän Emre Can wäre ein Kandidat, aber für mich undenkbar. Schon das Eintippen des Satzes verursacht mir Unwohlsein. Lieber wechsle ich das Hobby und werde Kleingärtner, als so eine Entscheidung zu schlucken.

Die Lösung liegt für mich auf der Hand: Joshua Kimmich. Der Bayern-Spieler hat Führungsqualitäten und geht doch auch mal Kompromisse ein, ohne den Kopf hängen zu lassen. Zum Beispiel tat er das vorbildlich, als er auf die rechte Verteidigerseite strafversetzt wurde. Mit 29 ist er im idealen Fußballkapitänalter.

Also: Jetzt gebt ihm schon die Binde!

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