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Mach’s wie Bochum, BVB!
Düsseldorf im 14. Elfmeter besiegt, die Relegation als Blaupause: Erleben wir jetzt auch im Champions-League-Finale eine Sensation?
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Das ist die Woche der aussichtslosen Unterfangen. Es sind die schönsten. Das Relegationsrückspiel Düsseldorf gegen Bochum stand gefühlt kurz vor dem Nichtanpfiff, weil es sich statistisch gesehen gar nicht mehr lohnte, einem 0:3 hinterherzuhecheln – es wurde aber zum Spiel des Jahres.
3:0 für Bochum stand’s nach 90 und 120 Minuten. Es war Kampf wirklich bis zum Umfallen. Als der 14. Elfmeter Fortuna Düsseldorf zum HSV zurückschickte, stand ich schon auf dem Sofa. Endstand 6:5.
Ich saß lange nach dem Abpfiff vor dem Fernseher, um mir die Interviews anzusehen. Interviews sind nämlich am besten, wenn etwas Unerklärliches erklärt werden muss. Die bereitgelegten Schablonensätze der Spieler, Trainer und Funktionäre sind dann plötzlich völlig wertlos.
Stattdessen stammelten und heulten die Befragten am Montag und boten tiefe Einblicke in ihre Seelenleben.
Der arme Düsseldorfer Andre Hoffmann, Fehlschütze im Elfmeterschießen, heulte sich quasi durchs Gespräch. VfL-Keeper Andreas Luthe antwortete nach dem letzten Spiel seiner Karriere entwaffnend offen; viel fehlte nicht, und er hätte sogar die PIN seiner EC-Karte bekanntgegeben.
Und Bochums Pokalheld Kevin Stöger konnte nicht mal mehr seinen Weggang aus Bochum richtig geheim halten: Er stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Es ist mir ein Rätsel, wie man nach so einer Relegation darüber diskutieren kann, ob sie abgeschafft werden sollte. Die Relegation ist das Filetstück des Fußballs.
Am Samstag spielt Dortmund gegen Madrid. Was das mit Relegation zu tun hat? Eine ganze Menge.
Auch der BVB liegt vor dem Anpfiff des Champions-League-Endspiels gegen Real 0:3 hinten. Gewissermaßen. Niemand räumt den Dortmundern gegen die Königlichen eine Chance ein – und DAS ist die große Chance der Dortmunder.
Die Schwarzgelben können von Bochum viel lernen. Wie man einen übermächtigen Gegner (alleine Jude Bellingham, Vinicius Junior und Federico Valverde haben den Marktwert des gesamten Dortmunder Kaders) an den Rande eines Nervenzusammenbruchs und dann noch einen Schritt weiter führen, also mit purem Willen besiegen kann.
Wie man gewinnt, weil man nichts mehr zu verlieren hat. Viel davon hat zu tun mit der Macht des frühen Tores.
Klar, die Madrilenen lassen keine Gelegenheit ungenutzt und betonen, dass sie das Spiel noch lange nicht gewonnen haben. Aber in ihren Hinterköpfchen hat sich der Gedanke längst eingenistet: Wir haben hintereinander den FC Bayern und ManCity ausgeschaltet, was soll uns eigentlich passieren?
WENN wir alles machen wie immer, kann uns nichts passieren.
Am Wörtchen WENN ist schon so manche Mannschaft gescheitert, nicht nur Düsseldorf. Das ging schon 1954 im WM-Finale los.
Das Wörtchen WENN ist die große Chance der Dortmunder. Vielleicht die einzige.
Übrigens: Gegen Real Madrid genügt dem BVB ein schlappes 1:0. So leicht hätten’s die Bochumer auch gern gehabt.
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