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Trainersuche: Wer tut sich Bayern an?

Sportvorstand Max Eberl gaukelt Gelassenheit vor. Aber: Die Bayern haben nicht Alonso und Nagelsmann abgesagt, sondern die Trainer den Bayern. Nur Zufall?

|22. April 2024|
Trainersuche: Wer tut sich Bayern an?
Trainersuche: Wer tut sich Bayern an?

Foto: ChatGPT

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Nun kehrt Julian Nagelsmann also doch nicht zu Bayern München zurück. Der Bundestrainer hat sich kurzfristig entschieden, seinen Vertrag beim DFB um zwei Jahre zu verlängern. Wenn die Heim-EM 2024 besser läuft als die vergangenen Turniere unter Joachim Löw und Hansi Flick, betreut Nagelsmann die deutsche Nationalmannschaft auf dem Weg zur Amerika-WM 2026.

Dafür sollte man Nagelsmann aus zwei Gründen loben. Erstens: Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass ein Fußballtrainer auf das höhere Millionengehalt bei einem Spitzenverein verzichtet, um sich persönlich und regelmäßig dem Urteil von 80 Millionen Besserwissern auszusetzen. Nominierungen und Startaufstellungen sowie Spielweise und Ergebnisse sind immer eine nationale Angelegenheit.

Bayern München: Max Eberl plaudert Detail aus Poker mit Julian Nagelsmann aus
Bayern-Sportvorstand Max Eberl spricht über Inhalte von Gesprächen mit Julian Nagelsmann.

Zweitens: Nagelsmann geht volles Risiko. Wenn die Heim-EM schiefläuft, ist sein DFB-Job in Gefahr; eine entsprechende Kündigungsklausel soll es geben. Die Ausfahrt Säbener Straße wäre dann jedoch geschlossen. Mit seinen dann 37 Jahren wird Nagelsmann zwar keine Schwierigkeit haben, einen neuen Arbeitsplatz in einer Top-Liga zu finden. Aber halt nicht vor der Haustüre in München.

Bemerkenswert ist, dass der DFB offensichtlich gute Argumente zum Verbleib aufgezählt hat. Eines wird Rudi Völler als Sportdirektor gewesen sein; er garantiert in den zwei Jahren Orientierung. Ein anderes lieferte der FC Bayern selbst. Das letzte Bekenntnis zu Nagelsmann hat gefehlt; nicht jeder wollte ihn. Eine schöne Genugtuung für Nagelsmann, wenn man dann einfach „Nein!“ sagen kann.

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Warum tun sich die Bayern so schwer, einen Trainer zu finden? Weil der FCB der Scheinriese unter den Großklubs geworden ist.

Der neue Sportvorstand Max Eberl hat das Thema Nagelsmann mit einstudierter Gelassenheit heruntergespielt. Aber es ist schon wahr: Die Bayern haben nicht den Kandidaten Xabi Alonso und Julian Nagelsmann abgesagt, sondern beide Trainer den Bayern. Nur Zufall? Der Verdacht liegt nahe, dass der Rekordmeister unter Trainern nicht mehr der Sehnsuchtsort Nummer 1 aller Karriereträume ist.

Von Carlo Ancelotti bis Thomas Tuchel hatten über Jahre Weltklassetrainer beim FC Bayern mit Widerständen und Vorbehalten, Gequengel und Aufplustern zu hantieren. Und gingen vorzeitig. Sogar Hansi Flick, der sechs Titel in einem Jahr gewann. Die Branche registriert das genau: Im Fegerfeuer der Eitelkeiten arbeitet kein Trainer gerne. Der neue Bayern-Coach wird wissen müssen, was er tut.

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Julian Nagelsmann ist nicht der einzige Top-Trainer, der keine Lust auf den FC Bayern hat. Wer bleibt jetzt noch? Die wildesten Szenarien.

Wenn der neue Bayern-Trainer Zinedine Zidane heißt, wird jeder rufen: Wow! Der französische Weltmeister von 1998 hat mit Real Madrid viermal die Champions League gewonnen und ist über jeden Zweifel erhaben. Kommt dagegen Robert De Zerbi vom englischen Erstligisten Brighton & Hove Albion, wird die Begründung defiziler. Er ist ein Monk (heißt: Besessener), aber noch kein Erfolgstrainer.

Alle anderen Kandidaten, von denen Eberl spricht, liegen irgendwo dazwischen und sind nicht mehr als ein Versprechen, dass sie aus dem „zweitbesten Kader in Europa“ (Ex-CEO Oliver Kahn) das Maximale herausholen. Was jetzt jeder weiß: Erste Wahl waren sie offenbar nicht. Das muss nichts heißen, nur so viel: Komplizierter war die Suche nach einem neuen Bayern-Trainer wohl selten.

Einen fitten Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk


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⚽️ Zwischen Erbsünde und Großmannssucht

Von Thomas Weiterkamp

Es hat ein paar Jahre gedauert, aber nun ist es wieder so weit: Der 1. FC Köln blickt in den Abgrund 2. Liga, und die Menge fordert das schnelle Aus des Schuldigen. Dieses Mal trifft es Christian Keller, den Geschäftsführer Sport. Argumente dafür gibt es ja durchaus.

Unter Keller schickt der FC eine Mannschaft ins Rennen, der es möglicherweise an fußballerischer Qualität für die Bundesliga mangelt, ziemlich sicher aber an mentaler Robustheit im Abstiegskampf. Keller hat die (unvermeidlichen) Abgänge von Jonas Hector und Ellyes Skhiri nicht kompensiert. Und er hat die Transfersperre durch die Fifa zwar nicht verschuldet, aber – gemeinsam mit seinen Kollegen in der Vereinsführung – eben auch nicht verhindert. Zudem hat sein Trainer, Timo Schultz, die Wende innerhalb der Saison bislang nicht geschafft.

Kommentar nach Darmstadt-Desaster: FC völlig verloren – größtes Problem offensichtlich wie nie
Der 1. FC Köln im freien Fall Richtung 2. Liga. An die Rettung glauben nach der 0:2-Niederlage daheim gegen Schlusslicht Darmstadt 98 nur noch kühnste Optimisten. Ein Kommentar.

Allerdings, und das war eigentlich seit dem Amtsantritt im April 2022 klar: Keller ist beim FC ein Verwalter des Mangels. Die wirtschaftliche Lage des Vereins war dramatisch, daraus ergab sich der Sparzwang, unpopulär aber alternativlos. Und die Transfersperre wurde zwar erst im vergangenen Winter wirksam, beeinträchtigte aber schon den vorangegangenen Sommer sichtbar.

Beim FC setzt sich damit ein Muster fort, das den Verein seit Jahrzehnten daran hindert, ein dauerhafter Erstligist zu werden: Eine sportliche Führung tritt an, um mit den Fehlern ihrer Vorgänger umzugehen. Ein kurzer Blick in die jüngere Geschichte dieser geerbten Sünden: Michael Meier, Jörg Schmadtke und Peter Stöger, Volker Finke, Alexander Wehrle und Horst Heldt – in den vergangenen gut 15 Jahren hat es stets wahlweise Großmannssucht, ein Leben deutlich über den Verhältnissen, Fehler auf dem Transfermarkt, fehlende Kommunikation oder gar ein Gegeneinander in der sportlichen Leitung gegeben. Kellers Fehler, schwache Transfers bei knappen Mitteln, sind da im Vergleich eher branchenüblich.

1. FC Köln: Ein Abstieg für das Lehrbuch – ein Kommentar
Beim 1. FC Köln gehen mal wieder die Bundesligalichter aus. Die Fehlerkette ist länger als der Rhein. Ein Kommentar.

Nun steht der 1. FC Köln, nach Mitgliedern viertgrößter Verein Deutschlands, vor seinem siebten Abstieg in die 2. Liga, angesichts der Transfersperre ist es der gefährlichste. Und vielleicht täte es dem Verein in dieser Situation einmal gut, auf ein wenig Kontinuität in der Chefetage zu setzen.

Thomas Weiterkamp ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)


⚽️ Heute im Fernsehen

19.30 Uhr, Sport1: Frauen-Bundesliga, FC Bayern – Werder Bremen


⚽️ Klick gemacht

Buttersäure gegen RB Leipzig – der Trainer schimpft

Bereits in der Nacht vor dem Heimspiel gegen RB Leipzig hatten sich unbekannte Fans des 1. FC Heidenheim Zugang zur Voith-Arena verschafft und Buttersäure im Auswärtsblock verteilt. Frank Schmidt fand nach dem Spiel klare Worte zum Zwischenfall. „Da fehlt mir jegliche Form des Verständnisses“, ärgerte sich der Aufstiegstrainer über die eigenen Fans. „Da fehlt es manchen an der Intelligenz. Für so etwas, das muss ich ehrlich sagen, schäme ich mich.“ Der Geruch war im gesamten Stadion zu riechen, obwohl Helfer versucht hatten, den betroffenen Block bestmöglich zu reinigen. „So etwas gehört sich nicht und deswegen möchte ich mich auch im Namen des Vereins entschuldigen“, sagte der 50-Jährige und führte aus: „Einen Protest kann man auch auf eine andere Art und Weise gegenüberbringen.“ Zum Video: Hier klicken!


⚽️ Schlecht, schlechter – HSV!

Foto: Imago / Eibner

Von Alex Steudel

Wer hat an der Stadionuhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?

Ja, tatsächlich: Kinder, die zur Welt kamen, als der Hamburger SV in die zweite Liga abstieg, werden diesen Sommer eingeschult. Die Frage ist jetzt: Machen sie mit dem Zweitligisten HSV auch das Abi? Es spricht nicht viel dagegen.

Gut, ziehen wir mal Bilanz: das Geschäftsjahr 2023/24.

Der Steudel! bei Fever Pit’ch
Für den Newsletter schreibt Alex Steudel erfrischende Kolumnen.

Kleiner Scherz. Es lohnt sich nicht, Bilanz zu ziehen, wenn man schon vorher weiß, dass sie genauso aussehen wird wie die Bilanz im Jahr davor und die im Jahr davor und die im Jahr davor: schlecht. Am Samstag war das 0:1 daheim gegen Holstein Kiel (trotz Überzahl) der Killer. Der Hamburger SV ist vier Spieltage vor Schluss sechs Punkte und ein Torverhältnis entfernt von der Relegation – die man übrigens sowieso verlieren würde.

Sogar das kleine Kiel ist besser! Und der Lokalrivale FC St. Pauli auch, ausgerechnet.

HSV: Es ist von allem zu wenig
Das ursprüngliche Saisonziel Direktaufstieg war schon vor dem Wochenende verfehlt, seit dem 0:1 gegen Holstein Kiel ist auch der Relegationsplatz fast verloren. Der Hamburger SV steht vor den Trümmern einer völlig missratenen Saison.

St. Pauli ist 2,6 Quadratkilometer groß und hat 27.000 Einwohner.

Der Nichtwiederaufstiegsalptraum der HSV-Fans hört einfach nicht auf. Nächste Saison: siebter Nichtaufstieg? Während der FC St. Pauli wohl gegen die geballte Europapokalhalbfinal-Prominenz antreten darf (FC Bayern, BVB, Leverkusen), empfängt der HSV vermutlich Ulm, Regensburg und Preußen Münster.

Warum? Weil beim Gründungsmitglied der Bundesliga schon lange keine Entwicklung mehr erkennbar ist. Das konstant Leistungsfähigste am HSV waren in den letzten Jahren die Fans. Doch denen dämmert jetzt langsam, dass sie reingelegt wurden. Gegen Kiel pfiffen sie.

Holstein Kiel gewinnt 1:0 gegen den HSV: In der Ruhe liegt die Kraft
Holstein Kiel muss nicht in die erste Bundesliga aufsteigen, wird es aber wohl. Beim HSV ist es andersherum. In Hamburg gewannen die Kieler mit 1:0.

Woran es liegt? Am Management natürlich nicht. Das erklärt ja seit Jahren rund um die Uhr, warum es alles richtig macht.

Aber wie kommt es dann, dass der Dino in sechs Zweitligajahren nicht wenigstens EINMAL Zweiter wurde; und dass der HSV noch nie so weit von der Bundesliga entfernt war wie jetzt?

Wie kann es sein, dass der Verein dank potenter Geldgeber (inkl. Milliardär Kühne) zwar auf wundersame Weise Jahr für Jahr die wertvollsten Kader zusammenbekommt – seit 2018 wurden über 60 Transfers getätigt –, sich aber jedesmal herausstellt, dass die Spieler eigentlich gar nicht zusammenpassen?

Zwischen Traum und Realität: Wer die besten Chancen auf den Aufstieg hat in Liga zwei
Der 30. Spieltag der Zweiten Liga hatte es in sich. Während der HSV nach dem 0:1 gegen Tabellenführer Holstein Kiel auf ein Wunder hoffen muss, hält St. Pauli dem Druck stand.

Wie kann es zum Beispiel sein, dass bei einem Supertalent wie Bakery Jatta jahrelang nullkommanull Entwicklung sichtbar wird?

Nein, der HSV steht leider für Rumgestümper bei gleichzeitiger Selbstüberschätzung und Dauerunbescheidenheit – der reinste Tilschweigerismus.

Wie geht’s weiter? Frag nach beim HSV: Mit dem Aufstieg 2025 natürlich!

Jetzt zugreifen: Der Steudel-Jahresrückblick!

Alle Kolumnen des letzten Jahres gibt es auch als Buch-Jahresrückblick – plus nachträgliche Anmerkungen und WM in Katar. Titel: Und dann kam Harry Kane – Alles über das kuriose Fußball-Jahr 2023, 298 Seiten, 14,95 Euro: Hier bestellen! Wer fürs gleiche Geld ein signiertes Exemplar bevorzugt: Einfach eine Mail schreiben – an post@alexsteudel.de


⚽️ Was sonst noch so los ist

Hasenhüttl schießt gegen Basler zurück

Nach dem wichtigen 1:0-Sieg für den VfL Wolfsburg im direkten Duell gegen Bochum hat Trainer Ralph Hasenhüttl eine klare Meinung zur Kritik von Mario Basler an Wölfe-Stürmer Kevin Behrens. Zum Video: Hier klicken!

Die wichtigsten Spiele der Saison? RB Leipzig räumt Stolpersteine aus dem Weg
Hier und dort beißt man auch in der Bundesliga auf Granit. Eine Serie der Roten Bullen ist auch eine Reifeprüfung der besonderen Art, meint LVZ-Reporter Benjamin Post.

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