Aktuelle Videos
Wie gut ist der BVB wirklich?
Mit einem Sieg heute Abend in der Champions League zählt Borussia Dortmund zu den besten acht Klubs in Europa. Das ist toll! Dabei gibt es ein ungelöstes Problem
Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Uns fällt es leicht, immer wieder Kritikpunkte an Borussia Dortmund aufzulisten. Die Mannschaft tritt flattrig wie eine Pfadfinderfahne auf, verspielt mit dem zweitteuersten Kader der Bundesliga alle Chancen im Titelkampf und kann die Champions League diese Saison nur mit größter Kraftanstrengung erreichen. Die Rolle des hartnäckigsten Bayern-Rivalen hat Bayer Leverkusen übernommen.
Sind wir unfair? Vielleicht. Denn zur Wahrheit gehört auch: In den vergangenen fünf Spielzeiten wurde der BVB viermal Vizemeister und einmal Dritter, gewann in dieser Zeit den DFB-Pokal und festigte den Stammplatz im Establishment der europäischen Königsklasse. Es ist der klassische Fall von: Ist das Glas jetzt halbvoll oder doch halbleer? Man weiß es nicht.
Tatsache ist aber: Mit einem Sieg heute Abend gegen PSV Eindhoven zöge der BVB ins Viertelfinale der Champions League ein. Man würde dann ganz offiziell zu den acht besten Mannschaften des europäischen Fußballs 2023/24 zählen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, wenn man sieht, wer nicht dazugehört: FC Liverpool, Manchester United, AC Mailand, Hamburger SV, um nur einige Klubs zu nennen.
Die Frage ist also: Warum sind wir, nicht nur Fever Pit’ch, so kritisch bei Borussia Dortmund? Offensichtlich aus einem Grund: Das Team aus Hochbegabten bleibt unter seinen Möglichkeiten. Nicht immer, aber immer öfter. Man muss ja nur auf die vergurkten Spiele der Bundesliga-Saison schauen: zuletzt 2:3 Hoffenheim, 0:0 Heidenheim, 1:1 Mainz, 1:1 Augsburg, 2:3 Leipzig… Die Liste endet nicht.
In solchen Situationen zeigen alle Finger auf den Trainer. In diesem Fall: auf Edin Terzic. Tatsächlich gibt es ausreichend Ansatzpunkte, seine Mannschaftsführung zu hinterfragen. Wann immer die Einstellung zum Spiel nicht stimmt, kann sich ein Coach nicht aus der Verantwortung stehlen. Auffällig ist nur: Der Wankelmut war bei seinen Vorgängern, konkret Marco Rose und Lucien Favre, nicht anders.
Die gescheiterten Bayern-Jagdzüge begründete BVB-Boss Hans-Joachim Watzke stets mit dem Wettbewerbsnachteil bei der finanziellen Ausstattung. Das würde aber im Umkehrschluss bedeuten, dass die Borussia ihrerseits den Rest der Liga dominieren müsste. Tut sie aber nicht. Und warum nicht? Wahrscheinlich liegt das eigentliche Problem beim BVB tiefer als ausschließlich auf der Trainerbank.
Einen stürmischen Mittwoch wünscht
Euer Pit Gottschalk
⚽️ Heute im Fernsehen
21 Uhr, DAZN: Borussia Dortmund – Eindhoven, Atletico Madrid – Inter Mailand
++ DFB-Pokal aktuell ++
Von Marco Krummel
Die überglücklichen Sensationssieger des 1. FC Saarbrücken führten Jubeltänze auf – die schwer geschlagenen Verlierer von Borussia Mönchengladbach verfolgten fassungslos das wilde Treiben. Der Fußball-Drittligist hat durch ein 2:1 (1:1) gegen den Favoriten seinen märchenhaften Siegeszug im DFB-Pokal fortgesetzt und steht nach einem Triumph in der Regenschlacht zum fünften Mal im Halbfinale. Dort geht es am 2. April ins brisante Südwest-Derby gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern.
„Geisteskrank. Wir sind eine Pokal-Mannschaft. War das ein Kampf. Wir sind nur dem Ball hinterhergerannt. Das ist Wahnsinn“, sagte Matchwinner Kai Brünker im ZDF: „Jetzt wollen wir nach Berlin.“
Amine Naifi (11.) und Brünker (90.+3) sorgten nach den Erfolgen gegen Karlsruhe, Bayern und Frankfurt für den vorläufigen Höhepunkt des Pokal-Siegeszugs, 2020 war es gar als Regionalligist bis ins Halbfinale gegangen. 34 Tage nach der wetterbedingten Absage reichte Gladbach die anfängliche Führung von Robin Hack (8.) nicht.
Nach der Pokal-Blamage dürfte die Saison für das auch in der Bundesliga schwache Team von Trainer Gerardo Seoane nicht mehr zu retten sein – tief traurig standen die Gladbacher Spieler am Ende vor ihren Fans.
Am 7. Februar war die Partie nur fünf Minuten vor dem geplanten Anpfiff wegen der Wassermassen auf dem Platz abgesagt worden, die Verletzungsgefahr war schlicht zu groß. Anschließend wurde das Grün im Ludwigspark für 200.000 Euro erneuert, doch wegen der weiter fehlenden Drainage blieben Sorgen. Das finale Go von Schiedsrichter Robert Hartmann gab es am erneut verregneten Dienstag erst kurz vor dem Anstoß.
„Bespielbar, aber schwierig“, sagte Gladbachs Sport-Geschäftsführer Roland Virkus im ZDF. „Wir müssen unsere Spielweise den Bedingungen anpassen“, forderte Seoane. Doch es brauchte vor 15.903 Zuschauern eine gewisse Eingewöhnung – die Anfangsminuten gehörten dem Außenseiter, Kasim Rabihic verzog nach 180 Sekunden einen Schlenzer nur knapp, ein abgefälschter Schuss von Robin Becker ging drüber (7.).
Die nachfolgende Ecke nutzte Gladbach zum Konter. Nach Fehler von Marcel Gaus kam Franck Honorat rechts auf die Grundlinie, den flachen Querpass verwertete Hack mühelos. Doch Naifi antwortete mit einem knallharten Schuss aus 18 Metern. In Folge wurde der FCS übermütig, lud die Fohlen zum Kontern ein. Rocco Reitz vertändelte allein vor Tim Schreiber (15.), dann rettete Lucas Boeder nach einer Dreifachchance artistisch auf der Linie (18.) und Hack verzog freistehend (21.).
In Folge zogen sich die Saarländer weiter zurück, Gladbach hatte damit deutlich mehr Probleme. Das Spiel plätscherte bis zur Pause vor sich hin. Nach dem Wechsel stand noch mehr Wasser auf dem Platz, gepflegtes Kurzpassspiel war kaum noch möglich. Es entwickelte sich ein Abnutzungskampf mit vielen hohen Bällen, indem sich die Rheinländer immer mehr vorm FCS-Tor festsetzten. Den Gästen mangelte es aber an Kreativität und Genauigkeit. Chancen ergaben sich daher nicht. Dann schlug der Außenseiter zu.
Marco Krummel ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)
Kabinengeflüster
Meine verrückten Erlebnisse als Fußballreporter. Anekdoten und Geschichten, was tatsächlich hinter den Kulissen passiert. Portofrei.
⚽️ Das Phänomen FC Augsburg
Von Alex Steudel
Kürzlich wurde mir schlagartig bewusst, dass der FC Augsburg eine gute Mannschaft hat. Dieser Satz liest sich so leicht, aber es steckt eine Menge Arbeit in ihm. Man muss nämlich sehr aufpassen, um so etwas wirklich mitzubekommen, weil die Augsburger normalerweise keinen auffälligen Erstligafußball spielen. Deshalb verliert man sie schnell aus den Augen, ihre Ergebnisse geraten meistens in Vergessenheit, und auch den Tabellenstand merkt sich der normale Fußballfan in den seltensten Fällen.
Aber jetzt reden sie dort plötzlich vom Europapokal.
Gut, relativierend muss ich anmerken, dass es einem die Uefa mit ihren dehnbaren Teilnahmeprogrammen heutzutage ziemlich leicht macht, sich für die verschiedenen Ausprägungen von Europapokal zu qualifizieren. Nicht mehr lange, und der Drittletzte der Bundesliga muss sowohl in die Relegation als auch in die Europa-Conference-League-Vorvorvorquali.
Das soll aber nicht die Leistung der „Fuggerstädter“ schmälern, die ihre letzten drei Spiele gewonnen haben. Ich kann zwar nicht genau sagen, warum die Schwaben plötzlich auf Platz neun und im günstigsten Fall nur einen Platz von Europa entfernt stehen, aber es muss etwas mit Manager Stefan Reuter, dem Weltmeister von 1990, zu tun haben. Seit er weg ist, geht’s wieder bergauf.
Ich habe ihn erwähnt, weil es sehr schwer ist, mit bekannten Namen Leser in einen Augsburg-Text zu locken. Außergewöhnliches Trainermaterial hat die Stadt keines hervorgebracht (mit viel Liebe zum Detail: Thomas Tuchel war in seiner Jugend beim FCA). Und Reuter spielte ja nicht mal selbst dort.
Der bekannteste geborene Augsburger war Helmut Haller, er spielte dort in den Siebziger Jahren. Zwischendrin kickte er in Bologna und Juventus Turin und gewann mehrmals die italienische Meisterschaft. Vizeweltmeister 1966 mit Deutschland wurde er auch, VAR-bereinigt sogar eigentlich eher Weltmeister.
Bestimmt hat der neue Trainer etwas mit dem unaufhaltsamen Aufstieg der heutigen Augsburger zu tun. Er heißt Jess Thorup, war dänischer Meister mit Kopenhagen und FC Midtjylland und Pokalsieger mit Esbjer. Strenggenommen hat er also alles gewonnen, was man in Dänemark gewinnen kann, auch wenn das etwas mager klingt.
Thorup kam im Oktober 2023. Augsburg hatte gerade daheim gegen Darmstadt verloren und war Viertletzter. Jetzt liegt sein Punkteschnitt bei 1,50. Thorup hat den FCA auf Platz vier der Rückrundentabelle geführt. Hartnäckigster Verfolger dort ist der FC Bayern. Das wiederum klingt ziemlich gut.
Bester Spieler ist Kapitän und Topscorer Ermedin Demirovic. Er schoss bereits 14 Tore und bereitete neun vor. Große Namen sucht man trotzdem vergebens. Der größte Scoop gelang Augsburg 2022, als Ricardo Pepi für sage und schreibe 16 Millionen Euro aus Dallas verpflichtet wurde. Der Mann schlug ein wie eine Feder, wechselte sieben Monate später nach Holland und schießt jetzt in der Champions League Tore für BVB-Gegner Eindhoven.
Am Wochenende müssen die Augsburger zum VfL Wolfsburg, wo die reichste schlechte Mannschaft Deutschlands spielt. Ich bin gespannt, wie das ausgeht.
Naja, sagen wir mal: ein bisschen gespannt.
Kein Ostergeschenk? Der Steudel-Jahresrückblick!
Alle Kolumnen des Jahres 2023 gibt es jetzt als Buch-Jahresrückblick – plus nachträgliche Anmerkungen und WM in Katar. Titel: Und dann kam Harry Kane – Alles über das kuriose Fußball-Jahr 2023, 298 Seiten, 14,95 Euro: Hier bestellen! Wer fürs gleiche Geld ein signiertes Exemplar bevorzugt: Einfach eine Mail schreiben – an post@alexsteudel.de
⚽️ Klick gemacht
Wer jetzt zittern muss
Bundestrainer Julian Nagelsmann wird am Donnerstag Aleksandar Pavlovic erstmals für die deutsche Nationalmannschaft berufen. Sein Teamkollege Leon Goretzka schaut dafür in die Röhre. Einen Wechsel gibt es auch auf der Torhüterposition. Zum Video: Hier klicken!
⚽️ Was sonst noch so los ist
Bei CR7-Aus: Prügelszenen nach Elfmeter-Drama
Cristiano Ronaldo fliegt mit seinem Klub Al-Nassr FC aus der asiatischen Champions League. Im Viertelfinal-Rückspiel gegen das Team von Al Ain FC kommt es zu dramatischen Szenen. Auch die Reaktionen zum Aus fallen kernig aus. Zum Video: Hier klicken!
⚽️ Alle mal herhören!
„Er ist die zweite Wahl“
Es gab am Wochenende keine wirklichen Aufreger in Fußball-Deutschland. So war der Themenschwerpunkt in der neuen Folge des Podcasts „Basler ballert“ die Trainersuche des FC Bayern München und die Personalien im DFB-Kader. Nachdem Sebastian Hoeneß beim VfB Stuttgart verlängert hat, ist er kein Thema mehr in München. Für Mario Basler die einzig richtige Entscheidung: „Alles andere wäre hirnrissig gewesen. Das wäre der völlig falsche Weg gewesen, jetzt zu Bayern zu gehen.“ Aber wer soll es jetzt richten? Denn „wenn Alonso in Leverkusen bleibt, dann weiß jeder Trainer, der dann kommt: Er ist die zweite Wahl.“ Aber nach wie vor versteht Basler die Entscheidung um Trainer Tuchel beim FC Bayern nicht. Zum Podcast: Hier klicken!