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3:0! Die zwei Gesichter des FC Bayern
Die Krise macht Kurzurlaub: Nach dem 3:0 gegen Lazio stehen die Münchner im Viertelfinale der Champions League
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Die Alarmstufe rot dürfen wir erst mal abschalten, zumindest ist trotz Dauerkrisenmodus in München der Ernstfall nicht eingetreten: Nach dem 3:0 gegen Lazio Rom steht der strauchelnde Dauermeister im Viertelfinale der Champions League, immerhin. Die Bayern können es also doch noch, zwar nur gegen einen Neunten der italienischen Serie A, der seine Ligaspiele normalerweise verliert, aber egal.
Mich hat das gefreut, ich war nämlich nicht ganz objektiv gestern Abend. Fascho-Laziofans hatten tagsüber in München gewütet, Arme wurden im Hofbräuhaus steil nach oben gereckt, die Polizei musste anrücken; Aufregung überall, da darf man dann wohl sogar als Journalist mal kichern, wenn solche Leute auch sportlich stillgelegt werden. Zumal Rom torlos blieb, weil beim FC Bayern zwei große Blonde hinten dichtmachten, und weil vorn alle drei Tore von rechts aufgelegt wurden. Ironie des Schicksals, würde ich sagen, Strafe muss sein, Lazio.
Aber lassen wir das. Die Bayern stehen jetzt zum 22. Mal im Viertelfinale der Champions League, das sind 22 Viertelfinals mehr als der HSV. Sie haben sogar gut gespielt, keine erwähnenswerten Schwächen gezeigt (im Gegensatz zu quasi immer in dieser Saison), Jamal Musiala war ein Genuss, Thomas Müller ein Vorzeigerentner, Harry Kane kälter als Marsoberfläche bei Nacht.
Die Bayern sind tatsächlich das beste Team Deutschlands! Aber natürlich nur, wenn Bayer Leverkusen seine Mannschaft aus dem Spielbetrieb zurückzieht.
Ich musste gestern zwischendurch an BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl denken, der sich am Sonntag im Doppelpass darüber aufgeregt hatte, dass die Dortmunder einerseits nicht Bundesligaspitze können, aber durch die Champions League pflügen wie früher Messi und Ronaldo. Die Bayern machen das ganz ähnlich, auch sie zeigen zwei Gesichter, der nette Jekyll lässt in der Bundesliga alles mit sich machen, der fiese Hyde kennt in Europa kein Erbarmen.
Wo führt das hin? Antwort: Keine Ahnung. Die Krise macht womöglich nur einen Kurzurlaub, am Samstag geht’s schon gegen das ums Überleben kämpfende Mainz. Eine Niederlage würde die eh schon verlorene Meisterschaft noch verlorener wirken lassen. Alles Spekulation, sicher ist nur eins: Thomas Tuchel sitzt weiter auf der Bank (falls nicht am Freitag Hasan Salihamidzic reaktiviert wird).
Der Trainer hat den Härtetest bestanden, und zwar im wahrsten Sinne. Humpelnd kam er nach dem 3:0 zum Interview, weil er bei seiner Motivationsrede vor dem Spiel einen seiner Zehen zerstört hatte. Womöglich wollte er Joshua Kimmich zeigen, wie man Standards ausführt. Das wäre dann aber das Einzige, was gestern Abend nicht funktioniert hat.
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