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Gewalt im Fußball – das geht uns alle an
Die Verrohung der Gesellschaft ist auch beim Amateurfußball unübersehbar. Aber wie können Gegenmaßnahmen aussehen?
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„Gewalt im Fußball – gesamtgesellschaftliches Phänomen“. So lautete der Titel einer Anhörung im Sportausschuss des Bundestags. Und es ging in einer einzigen Sitzung mal wieder munter durcheinander. Vielleicht verkürzt die Pressemeldung das Thema einfach. Was dann auch zu hinterfragen wäre. Vielleicht will man es aber auch gar nicht so genau wissen.
Also werden Fanproteste in der Bundesliga und Gewaltvorfälle in der Kreisklasse einfach mal als „gesamtgesellschaftliches Phänomen“ zusammengepackt. Ganz ehrlich: Was soll das? Von der Gewaltwissenschaftlerin über den DFB-Vizepräsidenten für Amateurfußball bis zum Fanvertreter und sogar Polizeigewerkschaftssprecher traten alle auf. Mal wieder nicht dabei waren Vertreter der Vereine. Das machen DFB und GdP wahrscheinlich mal eben mit. Egal, wie weit weg sie vom täglichen Geschehen sind. Wobei Ronny Zimmermann immerhin Beisitzer beim inzwischen von der Badenliga auf einen Abstiegsplatz in die Kreisklasse abgestürzten VfB Wiesloch ist. Er weiß also, was der Kolumnentitel „Ganz unten“ bedeutet.
Auch ich mache mir Sorgen über die zunehmende Verrohung der Gesellschaft, die vor dem Sport in den unteren Ligen nicht halt macht. Nur weiß ich auch, dass höhere Strafen und mehr Auflagen – wie das Stellen zusätzlicher Ordner – für die Amateurvereine nicht mal eben zu leisten sind. Wir müssen uns den Problemen ganz anders nähern. Gewaltvorfälle oder Diskriminierungen sind nicht zu tolerieren oder kleinzureden. Aber wir müssen uns viel mehr Gedanken machen, wie wir erfolgreich gegensteuern können. Prävention heißt das Zauberwort, auch wenn das bei der Politik zunehmend aus der Mode kommt.
Warum eigentlich? Wir brauchen mehr davon, nicht weniger!
In der Hauptstadt unterstützt Werder-Sponsor Matthäi beispielsweise die Schiedsrichter, indem er eine Psychologin beim Berliner Fußball-Verband bezahlt. Großartig und Danke dafür. Diese noch vom alten Präsidium eingefädelte Partnerschaft ist ein erstklassiges Beispiel für eine gelungene CSR-Maßnahme eines Unternehmens.
Genau daran sollten sich andere Unternehmen orientieren. Beim FC Internationale wünschen wir uns schon seit Jahren einen Sozialarbeiter zur Unterstützung der 650 Kinder und Jugendlichen. Zählen wir die jungen Erwachsenen bis 27 mit, sind es gar 860 Mitglieder. Was für ein Pfund für potenzielle Partner des Vereins, schließlich suchen alle händeringend nach Fachkräften und Auszubildenden.
Zurück zur Gewalt: Wir haben in Berlin eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen. Der erste Termin widmete sich der Stabilisierung von Vorständen, denn nur starke Vorstände können einen Verein gut und robust aufstellen. Am 15. März widmen wir uns den Trainerinnen und Trainern, denen eine Schlüsselrolle zukommt. Sie müssen vom Vorstand gut und wertschätzend geführt werden. Sie brauchen Unterstützung, nicht zuletzt die jungen Coaches. Kann ein Vorstand das nicht leisten oder hält das gar für überflüssig, ist der Stress vorprogrammiert.
Unternehmen sind ideale Partner für solide Entwicklungs-, Fortbildungs- und Mentoren-Programme von Trainern. Gern erläutere ich allen Interessierten die Vorzüge. So träume ich seit vielen Jahren davon, einen Sozialarbeiter als Unterstützung für die Coaches finanzieren zu können. Für Schulunterstützung, Problemlösungen, vertrauliche Gespräche, Reflexion, Jobcoaching – womit die Trainer zusätzlich zu ihrer Übungsleitertätigkeit überfordert wären.
Natürlich können sich auch gut situierte Eltern an der Finanzierung beteiligen. Sie täten gut daran, die Bedingungen im Verein zu stärken. Schließlich verbringen ihre Kinder hier viele Stunden ihrer Freizeit, finden Freunde und entwickeln ihre Persönlichkeit. Daher gibt es auch eine dritte Veranstaltung, eben zum Thema Eltern. Sie wird am 26.04. stattfinden. Infos unter www.inter-berlin.de
Es wäre großartig, wenn sich Menschen aus Politik, Verbänden oder Polizeigewerkschaft auch anhören würden, was dort diskutiert wird. Ich verspreche: Es wird interessanter als eine Ausschuss-Sitzung im Bundestag mit lauter vorhersehbaren Positionen und Stellungnahmen.