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Schwaben im Jammertal: Hallo, geht‘s noch?

Nach dem 1:1 gegen Köln klingen die Stuttgarter, als würde die Welt untergehen - dabei dürfen sie sich schon auf Real Madrid und Liverpool freuen

|25. Februar 2024|
Schwaben im Jammertal: Hallo
Schwaben im Jammertal: Hallo

Foto: Imago / Eibner

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Ich war am Wochenende in Stuttgart. Alle VfB-Fans, die ich antraf, waren sauer. Auch die Spieler und der Trainer des Tabellendritten klangen wegen des 1:1 gegen den 1.FC Köln allesamt nach Weltuntergang. Oder schlimmer: Sie redeten, als stünde bald das nächste Relegationsduell mit dem HSV an.

Überall wurden Köpfe geschüttelt, ständig wurde geklagt. Ach, wir waren arrogant. Oje, das wird nichts. Igitt, jetzt geht’s bergab! Dabei war gegen den FC bloß eine schwäbische Vier-Sieges-Serie gerissen. Dabei ist der Abstand zu den Nicht-Champions-League-Plätzen nach der Leipziger Niederlage in München auf sieben Punkte angestiegen.

Dabei wäre der VfB vor ein paar Monaten fast abgestiegen und würde normalerweise gegen Mannschaften wie Elversberg und Paderborn spielen, statt sich auf Real Madrid und Liverpool zu freuen.

Aber die Fans: jammern. Die Protagonisten: klagen. „Arrogant gespielt“ (Angelo Stiller), „Wir müssen mehr wollen“ (Kapitän Waldemar Anton).

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Typisch Schwaben. Im Paradies angekommen, würden sie sagen: „Wieso gibt’s hier kein WLAN?“

Leute, ihr seid Dritter!

Ständige Unzufriedenheit ist einerseits eine positive Eigenschaft, denn sie treibt einen stets zu neuen Höchstleistungen. Nur der Schwabe (inkl. „Reingeschmeckte“) übertreibt es manchmal. Ich bin ja selbst ein gebürtiger, wir neigen zur Selbstzerstörung im Angesicht totalen Glücks. „Bruddeln“ nennt man das.

Als ich Student war, fuhr ich einmal mit einem Freund durch die Stadt. Es war Sommer. Neben uns hielt ein nagelneues Porsche Cabrio an der Ampel. Mein Freund kurbelte seine Scheibe runter und sagte: „Du hast ja nicht mal ’ne Anhängerkupplung.“

So sind wir.

“Haben arrogant gespielt”: VfB-Spieler üben deutliche Selbstkritik
Nach zuletzt vier Siegen ist der VfB Stuttgart gegen Köln nicht über ein Remis hinausgekommen. Die Art und Weise sorgte für reichlich Unmut bei den Spielern.

23 Spieltage, 47 Punkte, Platz drei, Champions League. Besser kann’s eigentlich gar nicht laufen.

VfB-Trainer Sebastian Hoeneß klagte aber nach dem Köln-Spiel, man passe zu viel von „A nach B“ und zu wenig von „A nach C“, sprach von „unnötigen Pässen zum Gegner“ und „fehlendem Punch“. Echter Abstiegskampfmodus.

Hallo, geht’s noch?, rief ich am Wochenende jedem zu, der rumbruddelte, weil sein Vau-eff-Beh nicht das fünfte Spiel in Folge gewonnen hatte und den Anschluss zur Tabellenspitze verliert.

Dann setzte ich mich in den Zug, der mich in meine Wahlheimat Hamburg brachte, wo wir solche Probleme auch gern mal hätten.

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