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Fanproteste: Bundesligisten knicken ein – und die Bayern ab
Alle Investoren-Pläne sind gestoppt, die DFL-Bosse haben den Machtkampf mit den Fans verloren: Wo führt das hin?
Inhaltsverzeichnis
Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Am Ende konnte der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Joachim Watzke zu keinem anderen Schluss kommen: Das Präsidium der Deutschen Fußball-Liga (DFL) kippte alle Investoren-Pläne und knickte vor den Fanprotesten ein. Tennisbälle, Schokotaler, ferngesteuerte Autos: Watzke musste einsehen, dass der organisierte Widerstand nicht zu brechen war. Das monatelange Buhlen und Werben um die eine Milliarde Euro, die für 8 % Beteiligung an den Medienerlösen in Aussicht gestellt war: Alles vorbei! Die Bundesliga-Bosse holten sich eine blutige Nase.
Freuen dürfen sich jene Fangruppierungen, die ihre Ablehnung auf Plakaten dokumentierten, Bundesliga-Spiele fast bis zum Abbruch störten und keinen Zentimeter Kompromiss erlaubten: Ihr Protest hat sich durchgesetzt. Eine „Strategische Vermarktungspartnerschaft“, wie von den DFL-Geschäftsführern propagiert, ist vom Tisch. Was bleibt, ist die Erkenntnis: Eine Minderheit von Fans diktiert, was die Führungskräfte der Bundesliga für zukunftsweisend halten dürfen und was nicht. Was wird das nächste Streitthema sein?
Anstoßzeiten, TV-Rechte, Auslandsreisen: Die Fangruppierungen wissen jetzt, dass sie nur ausreichend laut und langatmig in die Auseinandersetzung gehen müssen, um ihren Willen durchzusetzen. Die Bundesliga hat sich, weil zu viele Klubs in Demut oder Angst vorm eigenen Anhang ihr Knie beugten, entzweit. Zu einem ehrlichen und vor allem transparenten Austausch von Argumenten ist es nie gekommen; wohl aber zu zwei überstürzten und undurchsichtigen Wahlgängen. Da haben die Fans schon recht: Die Fehler liegen bei der DFL.
Die Kommunikation nach außen ist ein Desaster, die Abstimmung nach innen offenbar nicht belastbar. Man kann auch sagen: Hausaufgaben nicht gemacht. Es ist jedenfalls kein gutes Zeichen, wenn der Protest besser und zielstrebiger organisiert ist als die ursprüngliche Initiative für Investoren. Das kann man den Fans nicht vorwerfen. Wohl aber den Verantwortlichen in der DFL, dass sie ein großes Stück ihrer Autorität aufs Spiel gesetzt haben. Jede neue gute Idee wird auf dem Weg zur Umsetzung jetzt eine doppelte Kraftanstrengung abverlangen.
Einen holprigen Donnerstag wünscht
Euer Pit Gottschalk
⚽️ Kein Investor: Hier die Meinung der anderen
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⚽️ FC Bayern: Nur noch Schadensbegrenzung
Von Pit Gottschalk
Nun ist es also offiziell: Bayern München und Trainer Thomas Tuchel trennen sich. Nicht sofort, weil man das Gesicht wahren will, aber nach Saisonende, damit die Bayern die Scherben mit einem neuen Trainer aufkehren können.
Die so vorzeitige Ankündigung ist außergewöhnlich. Am 5. März muss Tuchel mit der Mannschaft in der Champions League ein 0:1 aus dem Hinspiel gegen Lazio Rom aufholen. Wie viel Autorität hat er vor seinen Spielern noch?
In der Presseerklärung, die Bayern München gestern um Viertel vor elf verschickt hat, erklärt der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen die Saison 2023/24 offiziell für verkorkst. Er lässt ausrichten:
„Unser Ziel ist es, mit der Saison 2024/25 eine sportliche Neuausrichtung mit einem neuen Trainer vorzunehmen.“
Ein mögliches Weiterkommen in der Königsklasse kompensiert offensichtlich nicht das peinliche Aus im DFB-Pokal (in Saarbrücken) und die Pleitenserie in der Liga (zuletzt in Bochum). Tabellenführer Leverkusen spielt den besseren Fußball.
Die Verbitterung muss so groß sein, dass sie Thomas Tuchel (oder er sich selbst) die Trendwende nicht mehr zutrauen. Seine Amtszeit beim FC Bayern ist mit 16 Monaten) noch kürzer als damals bei Borussia Dortmund (zwei Jahre bis 2017).
Da hallen die Worte des Sky-Experten Didi Hamann nach, der bei Tuchel „vom größten Missverständnis seit Jürgen Klinsmann“ gesprochen hat. Klinsi kam 2008 mit den größten Erwartungen – und ging ebenfalls vorzeitig.
Die wichtigste Personalie im Verein, sagen Funktionäre in ihrer liebsten Floskel gerne, sei der Trainer. Er bestimmt die Spielweise der Mannschaft, bereitet die Spieler vor, analysiert und optimiert, damit der erwünschte Erfolg erreicht wird.
Wird der Erfolg nicht erreicht, bemühen dieselben Funktionäre ihre zweitliebste Floskel, ohne sie auszusprechen: Der Trainer ist immer das schwächste Glied. Man kann ihn schneller und günstiger austauschen als die gesamte Mannschaft.
Man würde beim FC Bayern gerne einige Spieler austauschen, weil ihre Leistungen seit Wochen nicht stimmen. Ist halt zu teuer. Also muss Thomas Tuchel gehen. Er war vor einem Jahr gekommen, um alles besser als Julian Nagelsmann zu machen.
Der Plan ist nicht aufgegangen. Darum ist die Frage erlaubt, wie es zu dieser Fehleinschätzung kommen konnte. Man könnte alles auf die alte Führung um Oliver Kahn schieben, die inzwischen selbst gehen musste. Das wäre Karo Einfach.
Womöglich sitzt das Problem aber doch tiefer. Und womöglich tatsächlich bei der Mannschaft, die ihren Erfolgshunger über Jahre gestillt hat und jetzt satt ist. Wenn das so ist, ist es mit der Tuchel-Trennung allein bei Bayern nicht getan.
Im Nachhinein muss man sagen: Die Bayern-Bosse, damals Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic, hätten im Frühjahr 2023 niemals Julian Nagelsmann fortjagen sollen, um Platz für Thomas Tuchel zu schaffen. Das war ein Fehler.
Tuchel selbst brachte die Bayern-Mannschaft keinen Zentimeter weiter. Die elfte Meisterschaft in Folge war 2023 allein der Dusseligkeit des BVB zu verdanken, der sein letztes Heimspiel gegen Mainz 05 nicht gewinnen konnte.
Trotzdem will Tuchel bis Saisonende durchziehen, er sagt: „Bis dahin werde ich mit meinem Trainerteam selbstverständlich weiter alles für den maximalen Erfolg geben.“ Worin soll der maximale Erfolg bestehen?
In der Politik beschreibt man Führungspersonen als „Lame Duck“ in dieser Situation – als lahme Ente. Als machtlos. Jupp Heynckes hat eine ähnliche Situation, bevor damals Pep Guardiola ihn ablöste, perfekt gemanagt.
Er gewann 2013 das Triple und ging als Legende. Das wird jetzt nicht mehr möglich sein. Für Thomas Tuchel kann es beim FC Bayern nur noch um Schadensbegrenzung in eigener Sache gehen.
Es ist nicht auszuschließen, dass Tuchel – allen Verabredungen zum Trotz – noch vor Saisonende aufhört. Freiwillig oder nicht: Der FC Bayern muss seinen Neuanfang lieber früher als später beginnen.
++ Champions League aktuell ++
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⚽️ Als Zebras die Bundesliga zertrampelten
Von Udo Muras
Wenn wir nach 22 Spieltagen auf die Bundesligatabelle schauen, suchen wir nach Superlativen oder Adjektiven, die der ungewohnten Situation gerecht wird. Bayern München, seit elf Jahren Meister, liegt acht Punkte hinter Bayer Leverkusen zurück. Kann man da überhaupt noch von einem Verfolger sprechen?
Einigen wir uns darauf: Es ist ein ausgesprochen seltenes Tabellenbild. Seltsam aber ist es nicht, da übertrifft auch nach 61 Bundesligajahren noch immer die Momentaufnahme der Spielzeit 1993/94 alles, als nach ebenfalls 22 Spieltagen eine Mannschaft Tabellenführer war, die dort wirklich niemand erwartet hatte.
Und die nicht einmal ein positives Verhältnis bei den Toren hatte: Der MSV Duisburg regierte vor 30 Jahren die Liga – da wiehern ja die Zebras. Trainer war damals Ewald Lienen. Er schrieb mit seinen Außenseitern ein bis heute rührendes und seltenes Stück Bundesliga-Geschichte.