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Ballon T’or – meine sieben Gewinner 2024
Zum Abschluss des Jahres blickt Fever Pit'ch-Kolumnist Alex Steudel zurück
Inhaltsverzeichnis
Was wäre ein Weihnachten ohne Jahresrückblick? Wie die erste Liga ohne den Hamburger SV – nicht dramatisch, aber eben unvollständig. Nach über 120 Kolumnen ist es heute an der Zeit, zum Abschluss die Gewinner zu küren. Hier kommt mein ganz persönlicher Ballon T’or 2024.
1. Florian Wirtz
Das einzige Zukunftsversprechen, das sogar in der Gegenwart hält. Neuerdings kommen selbst Gegenspieler nicht aus dem Staunen raus – „eine Augenweide“ sei Florian Wirtz, sagte zum Beispiel der Freiburger Michael Gregoritsch nach dem 1:5 am Samstag in Leverkusen, wo der fabelhafte Wirtz wieder mal komplett im Mittelpunkt stand. Ich glaube, demnächst bereitet der 21-Jährige in einem Spiel mehr Tore vor, als überhaupt gefallen sind.
2. Chapeau, Bo!
Bo Henriksen besticht in Mainz nicht nur mit einem deutlich besseren Haar-, sondern auch Punkteschnitt (1,70) als seine berühmten Vorgänger Thomas Tuchel (1,43) und Jürgen Klopp (1,50). Allein Google ist noch nicht so ganz vom 05-Trainer überzeugt – sonst würde die Suchmaschine zur Wortkombi „Bo Mainz“ wohl kaum das „Bischöfliche Ordinariat“ der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz ausspucken. Aber das wird sich bestimmt bald ändern, denn Henriksen ist das Beste, was der Bundesliga 2024 passieren konnte. Im Februar kam der Däne, der aussieht wie eine Mischung aus Aragorn und Chris Hemsworth, aber mehr Punkte holt, an den Rhein und hat inzwischen Unglaubliches erreicht: Die Mainzer stehen auf Platz fünf, und sie haben hintereinander die Bayern und Frankfurt besiegt.
3. Kleindienst ganz groß
Wenn mir im Januar jemand gesagt hätte, dass ich den Ex-Heidenheimer am Jahresende auf diese Liste setze, hätte ich lauter gelacht als die englischen Schiris beim Cucurella-Handspiel im EM-Viertelfinale. Tim Kleindienst (1,94m) wirkte auf mich immer wie die Jungs, die man in der U15 nur vorne reinstellt, weil sie halt so groß sind. Aber der Mann hat es mir gezeigt und in der Hinrunde neunmal für Mönchengladbach getroffen. Kleindienst sammelte mehr Scorerpunkte (14) als Jamal Musiala (12) und ist inzwischen sogar Nationalspieler. Respekt.
4. Holy Nagelsmann!
Was soll man dazu sagen: Beim FC Bayern aus weiterhin ungeklärter Ursache gefeuert (wann kümmert sich endlich „Aktenzeichen XY…Ungelöst“ um den Fall?), machte Julian Nagelsmann beim DFB aus Graugänsen Gazellen und brachte so die deutsche Nationalmannschaft wieder auf die Karte. Der Bundestrainer hat dabei etwas hinbekommen, das es noch nie gegeben hatte: Die Fans fanden ein frühes EM-Aus gar nicht so schlimm. Dafür gibt es nur zwei Erklärungsmöglichkeiten: Entweder sind deutsche Fans totale Weicheier geworden, oder Nagelsmann ist ein Zauberer. Ich bin eher bei Punkt zwei.
5. Denkmal für Alonso!
Trainer Xabi Alonso machte in diesem Jahr Vizekusen kaputt. In der saisonübergreifenden Bundesliga-Jahrestabelle 2024 steht Leverkusen auf Platz eins, zehn Punkte vor dem FC Bayern. Und das mit einem Spiel weniger. Und was ich fast noch beeindruckender als die Meisterschaft im Mai fand: Nach der unvermeidbaren Zwischenkrise im Spätherbst bog er die Werkself wieder hin – acht Spiele hat Bayer zuletzt in Folge gewonnen. Respekt! Höchste Zeit für ein Xabi-Denkmal in der Fußgängerzone.
6. Toni Kroos
Wiederbelebte das Nationalteam. Holte im Mai schon wieder die Champions League. Spielte gegen die Bayern einen Steilpass auf Vinicius Junior, den ich bis heute nicht verstehe. Ist der erfolgreichste Fußballer der Geschichte, weil er als einziger den WM-Pokal und sechsmal die Königsklasse gewonnen hat. Seit er im Dezember Siebter der Fifa-Weltfußballerwertung wurde, obwohl er im Mai zurückgetreten war, glaube ich auch, dass am 23. Februar Angela Merkel zur Kanzlerin gewählt werden könnte. Toni ist der Beste.
7. Hamburg
Okay, ich bin nicht ganz neutral, Hamburg ist meine zweite Heimat. Aber ehrlich: Wie großartig war 2024 die Fußballstadt Hamburg eigentlich? Der FC St. Pauli stieg in die Bundesliga auf, womit Hrubesch City zum ersten Mal seit 2018 wieder erstklassig ist. Und: Anders als befürchtet, sind die Kiezkicker kein Fallobst sondern Vierzehnter. Sie stehen sogar vor den drei großen H’s der Liga – Hoffenheim, Heidenheim, Holstein. Und dann der HSV, das kleine H der zweiten Liga! Kennt ihr irgendeinen Klub, der seit Jahren so konstant failed? Also immer auf demselben Level nicht liefert? Das muss man mal hinbekommen. Nein, keine deutsche Stadt kann mit dem fußballverrückten Hamburg mithalten.
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