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Zehn Abstiegsgarantien für Bochum

Statistisch ist der Fall klar: Der VfL Bochum ist nicht mehr zu retten. Was ihm droht, zeigen diese zehn Beispiele

|12. Dezember 2024|
Gerrit Holtmann (VfL Bochum), hinten Trainer Dieter Hecking (VfL Bochum) 09.11.2024, Fussball 1. Bundesliga, 10. Spieltag, Saison 2024 2025 VfL Bochum - Bayer 04 Leverkusen 1:1 Bochum Vonovia Ruhrstadion Nordrhein Westfalen Deutschland *** Gerrit Holtmann VfL Bochum , back coach Dieter Hecking VfL Bochum 09 11 2024, Soccer 1 Bundesliga, 10 Matchday, Season 2024 2025 VfL Bochum Bayer 04 Leverkusen 1 1 Bochum Vonovia Ruhrstadion Nordrhein Westfalen Germany Team2
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IMAGO/Team 2

Nach 13 Spieltagen hat der VfL Bochum immer noch kein Spiel gewonnen. Zwei Punkte stehen auf der Habenliste, auswärts gar keiner – und die letzte Patrone „Trainerwechsel“ wurde auch schon verschossen.

Statistisch ist der Fall klar, der VfL Bochum ist nicht mehr zu retten. Was ihm droht, zeigen diese zehn Beispiele:

1. FC Saarbrücken 1963/64 – 5 Punkte

In der allerersten Bundesligasaison nur durch Protektion von DFB-Vorstand Hermann Neuberger überhaupt dabei, zeigten sich die Saarländer von Beginn an überfordert. Den ersten Sieg gab es am 13. Spieltag (3:0 in Bremen), umgerechnet auf den heutigen Modus standen sie bei fünf Punkten.

Was aus ihnen wurde: Trotz eines Sensationssiegs zum Rückrundenstart beim späteren Meister 1. FC Köln stiegen sie abgeschlagen ab – bereits vier Spiele vor Schluss! Trainer Helmut Schneider behielt aber seinen Job. Bundesligarückkehr: erst nach 13 Jahren!

Tasmania Berlin 1965/66 – 4 Punkte

Nur durch die Hintertür nach Herthas Zwangsabstieg aufgekommen, startete Tasmania euphorisch: 2:0 gegen den KSC vor 80.000 im Olympiastadion. Den nächsten Sieg gab es erst am 33. Spieltag, daran konnte auch Nationalspieler Horst Szymaniak nichts ändern. Trainer Franz Linken flog am 12. Spieltag, Nachfolger Heinz-Ludwig Schmitt startete mit einem 0:5 gegen 1860 München. Umgerechnet hatte aber auch Tasmania damals doppelt so viele Zähler wie der VfL Bochum.

Was aus ihnen wurde: Auflösungserscheinungen beim Serienverlierer schon im Herbst, Spieler kamen nicht mehr zum Training. Der Verein beantragte beim DFB Überbrückungsgeld, um die Gehälter zu bezahlen, denn die Hauptquelle Zuschauereinnahmen versiegte. 827 Zuschauer beim 0:0 gegen Gladbach waren bis Corona Minusrekord für eine Partie. Minusrekorde gab es auch der sportlichen Art: 8:60 Punkte, 15:108 Tore, 31 Spiele ohne Sieg, frühester Abstieg (28. Spieltag) – Tasmania hat sich als der Prügelknabe der Ligahistorie verewigt. 1973 löste sich der Verein auf und wurde neugegründet, im Profifußball tauchten sie nie mehr auf.

Wuppertaler SV 1974/75 – 5 Punkte

Im dritten Bundesligajahr stieß der WSV, der als Aufsteiger 1973 gleich in den Uefa-Cup rauschte, an seine Grenzen. Torjäger Günter Pröpper war das Gesicht der Krise, nach 37 Treffern in den ersten beiden Jahren kam er nur noch auf zwei. Aufstiegstrainer Horst Buhtz wurde am 10. Spieltag entlassen, Nachfolger Janos Bedl startete mit sechs Pleiten. Zum Vergleich: Nach 13 Spieltagen stand der WSV bei umgerechnet fünf Punkten (ein Sieg, zwei Remis).

Was aus ihnen wurde: Letzter Platz, nur zwei Siege. Abstieg am 29. Spieltag. Zuletzt 1993/94 im Profifußball (2. Liga), nie mehr in der Bundesliga.

TSV 1860 München 1977/78 – 2 Punkte

Nach einem Aufstiegskrimi in drei Akten gegen Arminia Bielefeld (0:4, 4:0 und 2:0) nach sieben Jahren zurückgekehrt, kehrte schon bald Ernüchterung bei den Löwen ein. Im ungeliebten Olympiastadion, das sie mit den Bayern teilen mussten, waren sie nur halb so bissig. Nach dem 13. Spieltag und einem 2:6 in Köln war die Bilanz mit der der Bochumer identisch: zwei Remis, elf Niederlagen. Trainer Heinz Lucas stand in der Kritik, aber nicht zur Disposition.

Was aus ihnen wurde: Ausgerechnet im Derby gab es am 15. Spieltag den ersten Sieg (3:1 gegen Bayern), am 23. Spieltag gaben sie die Rote Laterne an den FC St. Pauli ab, am 32. stiegen sie ab. Immerhin nur für ein Jahr, es klappte mit dem Wiederaufstieg und so begann die Bundesligakarriere eines gewissen Rudi Völler. Seit 2004 sind sie nicht mehr erstklassig.

MSV Duisburg 1994/95 – 3 Punkte

Im zweiten Jahr nach dem Aufstieg lief bei den Zebras nichts mehr zusammen. Nach 13 Spielen immer noch sieglos, zierten sie mit drei Punkten das Tabellenende. Von Trainer Ewald Lienen hatte man sich nach dem 11. Spieltag (0:5 gegen den HSV) tränenreich getrennt, Hannes Bongartz übernahm. Lienen zeigte Verständnis: „Es ist normal dass man in einer solchen Situation den Trainer wechselt.“

Was aus ihnen wurde: Am 15. Spieltag gibt’s den ersten Sieg (1:0 gegen Frankfurt), in der Rückrunde kommen sie bis auf einen Punkt ans rettende Ufer heran. Letztlich erwischt es sie doch – Abstieg am 33. Spieltag. Aber dann: sofortige Wiederkehr! Letzte Bundesligasaison 2007/08, heute sind sie erstmals viertklassig!

Hertha BSC 2009/10 – 5 Punkte

Unter Lucien Favre wäre Hertha 2009 fast in der Champions League gelandet, ab Sommer war alles wie abgerissen. Nach einem 1:5 in Hoffenheim warf der Schweizer nach dem 7. Spieltag hin – Hertha war Letzter. Nachfolger Friedhelm Funkel verlor fröhlich weiter, nach 13 Spielen hatten sie immer noch einen Saisonsieg (am 1. Spieltag) und das rettende Ufer war sechs Punkte entfernt.

Was aus ihnen wurde: Funkel stabilisierte das Team, gewann sogar 5:1 bei Meister Wolfsburg und wurde in der Rückrundentabelle immerhin Zwölfter. Aber der Abstieg war nicht zu verhindern, ereilte sie am 33. Spieltag. Rückkehr schon 2011 – mit einem anderen Trainer. Danach noch zwei Abstiege, aktuell ein Zweitligist.

1. FC Köln 2017/18 – 2 Punkte

Überraschend in die Europa League eingezogen, verloren die Kölner den Focus für das Brot- und Butter-Geschäft. Zwei Unentschieden waren die einzige Ausbeute nach 13 Spieltagen, der beliebte Trainer Peter Stöger wurde zum Abschuss freigegeben. Der erfolgte dann kurioserweise nach dem dritten Punkt (2:2 auf Schalke).

Was aus ihnen wurde: Nachfolger Stefan Ruthenbeck feierte zum Hinrundenabschluss den ersten Sieg (1:0 gegen Wolfsburg), aber sechs Punkte nach einer halben Saison waren eine zu schwere Hypothek. Am 32. Spieltag und trotz fünf weiterer Siege stand der Abstieg fest – nicht der letzte. Aktuell ist der FC wieder mal zweitklassig.

SC Paderborn 2019/20 – 5 Punkte

In ihrer zweiten Bundesligasaison (nach 2014/15) tat sich der SCP weit schwerer. Einen Sieg und zwei Remis fuhr das Team von Steffen Baumgart ein, der Relegationsplatz war nach 13 Spielen schon sechs Punkte weg. Weil Baumgart von seinem Powerfußball, der zum Aufstieg verhalf, nicht abging. Der SCP bot immer Spektakel (3,6 Tore pro Spiel), hatte aber die meisten Gegentore.

Was aus ihnen wurde: Ab dem 20. Spieltag Letzter, stand der Abstieg am 32. fest – mit nur 20 Punkten. Seitdem zweitklassig, aktuell wieder auf Bundesligakurs.

FC Schalke 04 2020/21 – 4 Punkte

In der höchsten Not sprang wieder mal Huub Stevens ein. Aber auch Trainer Nummer drei (!) der noch jungen Saison konnte das Punktekonto nicht auffüllen – 0:1 gegen Arminia Bielefeld vor leeren Rängen im Corona-Jahr. Zuvor waren schon David Wagner, der mit einem 0:8 bei Bayern in die Saison startete und seit Januar der alten Saison sieglos war, und Manuel Baum (sieglos in zehn Spielen) gescheitert.

Was aus ihnen wurde: Auf ihrem langen Weg zum ersten Sieg gefährdeten die Schalker  sogar den Bundesligarekord von Tasmania Berlin, den sie nach 30 erfolglosen Spielen gerade noch abwendeten. Den peinlichen Abstieg (16 Punkte, nur drei Siege) verhinderten auch Trainer Nummer vier (Christian Groß) und fünf (Dimitrios Grammozis) nicht. Schalke stieg zwar direkt auf, spielt aber nun schon wieder das zweite Zweitligajahr in Folge. Von der auch wirtschaftlich fatalen Saison 2020/21 hat sich der Klub nie erholt.

SpVgg. Greuther Fürth 2021/22 – 1 Punkt

Der einzige Klub, der nach 13 Spieltagen noch schlechter dastand als jetzt der VfL Bochum, ist Fürth. Schon im ersten Bundesligajahr 2012/13 überfordert, avancierten die Franken nun zur Lachnummer. An Aufstiegstrainer Stefan Leitl hielten sie beharrlich fest, wohl weil auch kein anderer diese Mannschaft hätte retten können. Am 13. Spieltag setzte es ein 3:6 gegen Hoffenheim, der Gegentorschnitt betrug exakt 3,0 (39).

Was aus ihnen wurde: Nach einem 1:7 in Leverkusen geschah das Unerwartete: gegen Union Berlin (1:0) wurde der erste Saisonsieg gefeiert. Damit endete die längste Niederlagenserie der Bundesligahistorie (zwölf Spiele). Nach der Hinrunde lagen sie bereits zwölf Zähler zurück, der letzte Platz wurde nie mehr verlassen. Seit 2022 spielen sie 2. Liga.