"Kein Tag ohne Skandal": Die Geburt des "FC Hollywood"
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JĂĽrgen Klinsmann fĂĽhlte sich fehl am Platze. „Irgendwie“, sagt der frĂĽhere WeltklassestĂĽrmer in einer neuen ZDF-Dokumentation ĂĽber den FC Bayern in den 1990er-Jahren, „hatte ich nie das GefĂĽhl, dass ich da reinpasse, in dieses FC Hollywood. Das war nie so richtig mein Ding.“ Nach nur zwei Jahren hatte der Weltmeister von 1990 genug von all den Intrigen, Eklats und Skandalen – vor allem aber: von seinem Mitspieler Lothar Matthäus. „Es ist besser, wenn ich wieder gehe.“
Klinsmann spricht ĂĽber diese „Bauchentscheidung“ aus dem Jahr 1997 zum Ende der zweiten Folge der fĂĽnfteiligen Reihe, die ab 10. Januar in der ZDFmediathek zu sehen sein und am 17./18. Januar im ZDF gezeigt wird. Vorausgegangen sind seinem Entschluss Monate voller interner Querelen und öffentlich ausgetragener Streitereien, vor allem zwischen ihm und Matthäus – aber nicht nur.
„Es gab keinen Tag ohne irgendeinen Skandal“, sagt Klinsmanns frĂĽherer Mitspieler Mehmet Scholl, einer der Protagonisten der Serie, und ergänzt: „Es gab nicht zwei Lager – es gab 15 verschiedene.“ FĂĽr Markus Babbel war es „ein einziges Tohuwabohu“, der Europameister von 1996 stellt im RĂĽckblick fest: „Das konnte eigentlich nur scheitern.“
Die Reihe setzt mit Beginn der Saison 1995/96 ein, als die Bayern nach fast zwei Jahrzehnten ohne Champions-League-Titel den Entschluss fassten, mit aller Macht zurĂĽck auf Europas FuĂźball-Thron zu kommen. Erfolgstrainer Otto Rehhagel und zahlreiche neue Stars sollten es richten – und scheiterten grandios. Ihnen dabei zuzusehen, dĂĽrfte selbst Bayern-Fans schmunzeln lassen – zu wild ging es dabei zu, zu kurios wirken aus heutiger Sicht die Turbulenzen.
Da fordert Matthäus seinen Widersacher Klinsmann zu einem „TV-Duell“ auf, um „Klartext“ zu reden. Der Weltmeisterkapitän von 1990 will wissen: Hat RädelsfĂĽhrer Klinsmann ihn wirklich, wie ihm zugetragen wurde, bei der Nationalmannschaftsreise nach SĂĽdafrika 1995 aus dem DFB-Team gekegelt? „Nein“, sagt Klinsmann heute und lacht, „stimmt nicht.“ Damals sprach er von einer „Muppet Show“ – mit Matthäus und ihm als den alten Meckerköpfen „auf dem Balkon“.
Die Doku überzeugt durch vielfältiges Archivmaterial aus den bunten 90ern, in denen Scholl zum umschwärmten Teeniestar aufstieg, und zahlreiche Interviews mit denjenigen, die dabei waren. Als Spieler, Reporter oder Betreuer.
Die langjährige Bunte-Chefin Patricia Riekel klärt auf, wo der bis heute bei Bayern-Krisen gern genutzte Begriff „FC Hollywood“, der der Doku ihren Namen gab, eigentlich herkam: Ein findiger Kollege brachte ihn bei einer Themenkonferenz der Illustrierten auf.
Der Rekordmeister selbst hatte an all der Unruhe groĂźen Anteil, der langjährige Manager Uli HoeneĂź sah ihn sogar als geschäftsfördernd an – bis der Verein im Chaos zu ertrinken drohte. HoeneĂź machte die Schotten dicht, mit Klinsmanns Abschied und der Meisterschaft 1997 schienen sich die Wogen zu glätten, doch dann veröffentlichte Matthäus sein berĂĽhmtes „Tagebuch“ (Folge 3, „Der Verrat“) – und alles ging von vorne los.
Das ist höchst unterhaltsam und sehenswert – auch, weil die Bayern damals noch nicht die allesfressende Siegmaschine waren, als die sie das jĂĽngere Publikum heute kennt. Sie stĂĽrzen dramatisch, wie beim „Sekundentod“ 1999 gegen Manchester United – und jubeln am Ende doch: 2001 wird der Champions-League-Traum wahr.
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